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Die Jugendarbeit sucht Jobs

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 22. September 2022

Rasen mähen, Hund ausführen, den Keller entrümpeln: Die Jugendlichen aus Zumikon sind bereit.

Florian Nikolic und Line Kacprzak sind die Ansprechpartner für alle Themen, die Jugendliche interessieren. (Bild: bms)

Mit dem neuen Schuljahr hat auch die Jugendarbeit wieder volle Fahrt aufgenommen. Dabei ist ein neues Gesicht in Zumikon unterwegs: Florian Nikolic. Der 42-jährige Familienvater ist an der Seite von Line Kacprzak im Dorf unterwegs. Der gebürtige Winterthurer ist gelernter Buchhändler und hat in dem Beruf auch einige Jahre gearbeitet, sattelte dann aber um. «Mich hat die Arbeit im sozialen Bereich mehr interessiert», erinnert er sich. Nach der Berufs­maturität folgte der Zivildienst. In einem Integrationsprojekt hat er damals schon mit Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen gearbeitet. Er begann schliesslich das ­Studium Soziale Arbeit an einer Fachhochschule, baute im Gemeinschaftszentrum Heuried einen Mittelstufentreff mit auf, arbeitete für ein halbes Jahr in der aufsuchenden Jugendarbeit und mehrere Jahre als Hortleiter in der Stadt Zürich. Da es ihn wieder in die Soziokultur zog, kam die Stellenausschreibung im Freizeitzentrum Zumikon für ihn gerade recht. Seit Mai ist er dort angestellt. In den kommenden ­Monaten werden sich die beiden Jugendarbeitenden auch in den Schulen vorstellen.

Freizeit ist teuer

Im Gepäck haben sie dann Informationen über ein lukratives Angebot: die Jobbörse. Sie soll Jugendlichen ermöglichen, ein paar Franken zu verdienen – die Freizeit rund um Zürich ist teuer – und ausserdem erhalten sie Gelegenheit, in eine Erwerbstätigkeit hineinzuschnuppern. Dafür braucht es in erster Linie Arbeitgebende. Leute, die für ein paar Stunden Unterstützung brauchen. Das kann Gartenarbeit sein: Rasen mähen, Unkraut jäten, Hecken schneiden oder auch den Rasen vertikutieren. «Ebenso im Catering haben wir häufiger Nachfragen», erklärt Line ­Kacprzak. Dort werden Jugendliche gesucht, die aufdecken, servieren, abräumen und spülen. Immer wieder wird der Jugend vorgeworfen, sie sei viel zu viel am Handy oder am Computer. Dieses Wissen können sie auch nutzen: «Es gibt auch Fragen nach Hilfe rund um den PC, das Smartphone oder das Internet.»

Weitere Jobs können sein: Blumen in Abwesenheit giessen, beim Umzug mit anpacken, mit dem Hund Gassi gehen, beim Renovieren helfen, Möbel aufbauen oder den Keller entrümpeln. Es gibt auch Firmen, die für Versandaktionen stundenweise Jobs anbieten. «Wir hatten auch schon Fragen nach Bastelhilfen, und eine Frau brauchte Unterstützung, um ihre Brille zu suchen. Das war sicher der lustigste Job», schmunzelt die Jugendarbeiterin.

Zwischen 13 und 20 Jahren

Wer einen Job zu vergeben hat, kann sich auf der Webseite des Freizeitzentrums (www.freizumi.ch) ein Formular herunterladen, ausfüllen und an Line und Florian senden. Dann wird die Jugendarbeit zu Vermittlerin zwischen Arbeitgebenden und Jugendlichen. Mittlerweile sind rund 50 Mädchen und Jungen registriert, die gerne ein bisschen nebenbei verdienen möchten. Jugendliche, die interessiert sind, nehmen Kontakt zur Jugendarbeit auf und werden dann zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Anmelden können sich alle zwischen 13 und 20 Jahren. «Es ist uns wichtig, die Jungen und Mädchen zu kennen. Manchmal, wenn zum Beispiel ein Tier über einen längeren Zeitraum gefüttert werden muss, binden wir auch die Eltern mit ein. Das ist immerhin eine grosse Verantwortung», erklärt Florian Nikolic. Der Stundenlohn ergibt sich durch das Alter der Jugendlichen.

Nach den Jobs wird von beiden Seiten ein Feedback eingeholt. War die Arbeitgeberin zufrieden? Wie fand der Jugendliche den Job und den «Chef»? Die Jugendarbeitenden bekommen so auch ein Gespür dafür, welcher Jugendliche zu welchen Jobs passt. Line Kacprzak: «Ein Mädchen hat schon mehrere Tätigkeiten übernommen, ein differenziertes und positives Feedback bekommen und konnte deshalb über uns eine Referenz bei ihrer Lehrstellensuche einholen lassen.»

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