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Erst Wasser, dann Heizung, schliesslich E-Auto

Von Birgit Schlieper ‒ 20. Oktober 2022

Die Solargenossenschaft ­Zumikon verzeichnet vermehrt Nachfragen. Die Preise für Elektrizität steigen – auch für die Solarstromproduzenten.

Auf vielen Dächern der Baugenossenschaft Zumikon sind schon ­Solar­panels installiert. Gerne möchte die Solargenossenschaft weitere Gebäude bestücken. (Bild: Archiv)

Der Welt geht die Energie aus. Gas, Öl, Strom – die Ressourcen werden knapper und damit teurer. Dabei gibt es eine Energie, die nicht beeinflussbar ist von Kriegen, Ölkrisen, defekten Leitungen. Die Sonne steht immer am Himmel und mit Solarpanels kann Energie gewonnen werden. Das hat sich herumgesprochen. «Solaranlagen sind der absolute Hype», sagt Jürg Wyser, Präsident der Solargenossenschaft Zumikon, die vor vier Jahren aus dem Verein Solarenergie Zumikon hervorgegangen ist. Bislang konnten schon unterschiedlichste Projekte realisiert werden. Auf den Dächern der ehemaligen Feuerwehr, auf der Sammelstelle Schwäntenmos, auf dem Chindsgi am Farlifang und auf mehreren Häusern der Wohnbaugenossenschaft In der Gand prangen Solaranlagen. Auch die Solartankstelle in der Dorfplatz-Garage ist auf Initiative dieser Vorwärtsdenker entstanden. Und obwohl im vergangenen Jahr seltener als durchschnittlich die Sonne schien und viele Dächer länger mit Schnee bedeckt waren, wurde ein Gewinn erwirtschaftet, der wieder zu 100 Prozent in neue Anlagen investiert wird. Jürg Wyser will Gas geben und weitere Projekte ins ­Visier nehmen. Für diese wird schliesslich jedes Jahr der gesamte Gewinn zur Seite gelegt. Einerseits freut es ihn, dass zurzeit viele Privatpersonen an einer Solaranlage interessiert sind. Wenn da nur nicht die Materialknappheit zum Bau neuer Anlagen bestünde. «Wir sind abhängig von China. Das sorgt für erhebliche Verzögerungen in den Lieferketten und aufgrund der hohen Nachfrage für drastisch gestiegene Preise.»

Gemeinschaftszentrum im Visier

Dafür könne ein Projekt mit einer sehr langen Geschichte nun endlich umgesetzt werden: eine Solaranlage auf dem Dach der Juch-Schule. Die Problematik seinerzeit: Die ­Pläne für das Gebäude waren nicht mehr vollständig, sodass die Statik des Daches zum Tragen einer Photo­voltaik-Anlage nicht ermittelt werden konnte. «Adrian Feldmann, der auch im Vorstand der Solar­genossenschaft Zumikon sitzt, konnte nach intensiver Recherche gemeinsam mit Experten die Bauweise des Dachs nachweisen und damit die Tragfähigkeit bestimmen», erklärt Jürg Wyser. Sobald der Gemeinderat zustimmt, kann durch die Entfernung des Dach­kieses die Last der Solarpanels kompensiert werden.

Und so wie auf dem neuen ­Feuerwehrgebäude Sonnenenergie gewonnen wird, hofft die Genossenschaft, dass auch bei der Renovierung weiterer Gemeindeliegenschaften auf Photovoltaik-Anlagen gesetzt wird, zum Beispiel auf dem Gemeinschaftszentrum am Dorfplatz. Geht diese Entwicklung so weiter, wird es auch für Privatpersonen immer lohnender, auf Solaranlagen zu bauen. Sämtliche Zürcher Elektrizitätswerke haben ihre Vergütung für eingespeisten Strom erhöht. Die EKZ, die Zumikon versorgen, zahlen im kommenden Jahr 8.9 Rappen für Hochtarif- und 7.9 Rappen für Niedertarifstrom pro gelieferte Kilowattstunde. Bislang waren es 5.6 beziehungsweise 4.25 Rappen. Der Verband unabhängiger Energieerzeuger VESE (Fachgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES) hat errechnet, dass die Vergütungen insgesamt um 55 Prozent ansteigen werden. «Wer mit Sonnenenergie Geld verdienen will, braucht aber einen langen Atem», unterstreicht Jürg ­Wyser. Dabei räumt er ein, dass mit der Erhöhung der Tarife natürlich auch die Zeit der Amortisation verkürzt werde, demgegenüber stehen dafür höhere Investitionen. Zudem gehe es ja nicht primär um ökonomische, sondern um ökologische Aspekte. Er selber setzt dabei nicht nur auf Panels auf dem Hausdach, sondern auch auf eine Wärmepumpe und ein E-Auto.

Selber verbrauchen oder ­einspeisen?

Grundsätzlich gebe es bei der Photo­voltaik drei Optionen: den Strom selber (oder im Zusammenschluss) verbrauchen, ihn ins Netz einspeisen oder in einer Batterie speichern und später verbrauchen. Der letzten Alternative steht Wyser jedoch aus Umweltschutzgründen, aber auch aus ökonomischer Sicht eher skeptisch gegenüber, da die notwendigen Materialien teuer seien und die Lebensdauer von Batterien oft immer noch nicht zur vollständigen Amortisation ausreiche. Nachhaltige Entwicklungen gab es dagegen in den vergangenen Jahren bei den Steuerungsanlagen: Es gibt mittlerweile intelligente Energiemanagementsysteme, welche die zur Optimierung relevanten Energieströme ­eines Haushalts erfassen und analysieren. Dazu gehören der erzeugte Strom und der Strombezug zeitlich (teil)flexibler und steuerbarer Verbraucher: Jene Geräte, deren Stromverbrauch sich ganz oder teilweise in Zeiträume verschieben lässt, in denen viel Solarstrom verfügbar ist. Konkret sieht das dann so aus, dass zunächst mit der Solarenergie und der Wärmepumpe warmes Wasser produziert wird, dann ist die Heizung dran, gibt es einen Überschuss, wird das Auto aufgeladen oder ein anderer Stromfresser bedient. Etwas neidvoll wird sein Blick, wenn er nach Küsnacht schaut. «Da ist in der Vergangenheit so viel mehr passiert. Eine eigene Arbeitsgruppe hat das vorangetrieben.» Zusätzlich zu den vielen privaten und von der Gemeinde unterstützten Projekten verfügt Küsnacht über 120 Genossenschaftler und zwölf Photo­voltaik-Anlagen. Dabei seien die Voraussetzungen in Zumikon viel besser als am See. Während Küsnacht nämlich im Herbst oft noch im Nebel liegt, scheint in Zumikon schon die ­Sonne. Der Präsident hofft auf immer mehr Leute, die auf eine umweltschonende Lebensart setzen.


www.solar-zumikon.ch

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