Zollikon ist nicht Wollerau

Von Franca Siegfried ‒ 27. Oktober 2022

Warum das Bauamt in Zollikon frischen Wind bekommt. Das Ortsbild der Gemeinde hat keine architektonischen Wildwüchse erlitten, trotzdem müssen bürokratische Abläufe verbessert werden. Gemeinderat und Ressortleiter Dorian Selz gibt Auskunft.

Für das Bauamt Zollikon wird eine neue Leitung gesucht. (Bild: cef)

Gerüchte und Informanten, die nicht genannt werden wollen, das Bauamt der Gemeinde Zollikon ist in schon längere Zeit in Kritik geraten. Das Inserat auf der Karrieren-Plattform eröffnet jetzt ein weiteres Kapitel: Gesucht wird ein neuer Leiter für das ­Bauamt. Gefragt ist ein Ingenieur- oder Architekturstudium mit vertieften Kenntnissen in Baurecht – ein Zweitstudium in Jurisprudenz wäre willkommen. So liest sich das Inserat zusammen mit den üblichen Floskeln über Führungsrollen. Der bisherige Amtsinhaber ist als Referenz aufgeführt. Gemäss Budget kostet die Bauabteilung an Lohnsummen schon jetzt geschätzte 2,5 Millionen Franken pro Jahr.

Keine CAD-Architektur

Der frisch gewählte Gemeinderat Dorian Selz hat im Juni 2022 das Bauamt übernommen. «Mir war aufgrund von Wahlveranstaltungen klar, dass es im Bauamt Defizite gibt», sagt er. «Hätte ich von den kritischen Stimmen der Bevölkerung eine Strichliste gemacht, dann wäre das Bauamt zuoberst gelandet.» Bei der Ressortverteilung im Gemeinderat gilt die Anciennität – deshalb hat er das Bauamt bekommen. Dazu gehören drei Abtei­lungen: Tiefbau, Unterhalt und Hochbau. Letztere ist in der Kritik. Gemeinderat Selz sagt, dass er in bürokratischen Abläufen der Baugesuche, deren Begleitung und Abnahme Probleme angetroffen habe. «Das Ortsbild selber zeugt jedoch von sorgfältiger Hand­habung der bestehenden Bausub­stanz und der Realisierung von Neubauten.» Eine «Wollerauisierung» wie im Kanton Schwyz, einen architektonischen Wildwuchs mit totaler Ausnützung als Resultat einer CAD-Architektur (Computer Aided Design), das hat das Zolliker Hochbauamt und die Baubehörde nicht zugelassen. Diese Gefahr besteht an begehrten und teuren Lagen.

Grundproblem Bürokratie

Dorian Selz beschreibt, wie Asterix und Obelix bei der Eroberung von Rom in der Präfekturverwaltung für einen Passierschein von Beamten zu Beamten geschickt werden und wie Asterix kurzerhand ein neues Antragsformular erfindet, um dem Chaos zu entfliehen. Und in Zollikon? Das zuständige Team ist nicht nur gefangen in langen Abläufen, sondern ihm fehlt auch das Vertrauen. Ein Hin und Her mit Bauherrschaft, involvierten Architekten, dazwischen die Baubehörde und Streitigkeiten, welche vor dem Richter landeten. Es fehlte auch an einer klärenden Kommunikation, Bauherren sprachen von Willkür. Mit den zunehmenden Belastungen nahmen im Team Absenzen zu. Das Resultat: Die Übergabe von Gesuchen und Projekten lief nicht mehr reibungslos – eine Abwärtsspirale. Dorian Selz hat bis jetzt viele Gespräche geführt, analysiert und dabei realisiert, dass drei Bereiche verstärkt werden müssen: «Vertrauen, Leidenschaft und Dienstleistung», sagt er. «Es braucht keine umfassende Reorganisation, die zugleich die Gemeindeordnung betrifft und die Konsultation des Kantons benötigen würde.» Die verwaltungstechnischen Anpassungen werden den Service Public in eine neue Balance bringen.

Das Technische in der Verwaltung hat jedoch auch menschliche Auswirkung, die Selz beim Namen nennt – Zuversicht. Aus diesem Grund wird der bisherige Amtsinhaber eine neue Aufgabe bekommen, in der er seine Erfahrung aus 28 Dienstjahren einbringen kann: «Hansjörg Salm wird die anstehende Bau- und Zonenordnung übernehmen, das ist ein Glücksfall für uns.» Der Idealtypus einer funktionierenden, formalen Organisation mit klaren Aufteilungen als Amtspflicht ist in Vorschriften festgelegt, das wusste der alte Soziologe Max Weber schon vor mehr als 100 Jahren. Die Rollenzuweisung für die einzelnen Mitarbeitenden erfolgt durch ihre Qualifikation. Formalisierte, unpersönliche Verfahren werden dabei festgelegt, bestes ­Beispiel dafür ist ein Baugesuch. Damit dieses Verfahren nicht mehr in persönliche Konflikte ausartet, hat Dorian Selz verschiedene Massnahmen eingeleitet – dazu gehört auch eine Vision: «Zollikon ist zurecht stolz auf sein Dorfbild. Das Ziel unserer Arbeit ist, dieses Dorfbild gut, nachhaltig und verantwortlich für unsere Nachkommen weiterzuentwickeln.»

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