Von Ramona Bussien ‒ 24. November 2022
Kinder sammeln für Kinder. Vom 20. November bis Weihnachten finden in der Schweiz und Liechtenstein die Unicef-Sternenwochen statt. Dieses Jahr ist auch eine Zolliker Klasse dabei; sie lud zu einer Kinderpressekonferenz.
Am Geländer vor dem Pavillon X im Schulhaus Oescher lächelt ein Stern den Besucherinnen und Besuchern entgegen. Weitere Sterne folgen. An Wänden. Auf dem Boden. An Türen. Sie weisen den Weg ins Schulzimmer der Zweitklässler.
Schnell wird es eng im Raum. Mit handgeschriebenen Einladungen machten Sabrina Jud und ihre Schülerschaft auf die Kinderpressekonferenz aufmerksam – mit Erfolg. Für das Fernsehen hat es nicht mehr gereicht, dafür sind nebst dem Zolliker Zumiker Boten auch der Blick, die Zürichsee-Zeitung und der Beobachter vor Ort. Das prominenteste Gesicht freilich sitzt vorne zwischen den Kindern: Manuel Burkart vom «Cabaret Divertimento» bringt heute einmal keine Menschen zum Lachen, sondern unterstützt die Klasse im Namen des Kinderhilfswerks.
Rechts und links, vorne und hinten fangen Unicef-Werbeplakate und Reportagen den Blick. Traurige Kindergesichter im Wechsel mit lachenden. Über der Wandtafel erinnert das ABC der Tiere an unbeschwerte Tage im Oescher. Perfekt eingeübt und eloquent erzählen Loïc und Martin, was sie noch am Morgen geprobt haben. Sie berichten von den Kindern Madagaskars, von Dürre und Elend, Hunger und Krankheit. «Sie sind zu leicht», sagt Loïc, und Martin fügt an: «Sie sind auch zu klein». Um diesen Kindern zu helfen, möchten die Zweitklässler Geld sammeln. In ihrem Informationsblatt schreiben sie: «Wir wünschen uns, dass auch andere Kinder auf dieser Erde eine schöne und möglichst sorgenfreie Kindheit haben dürfen.» Von Sternenschalen über Lavendelsäckchen und Kartenhalter bis zu Magneten und Teelichtern haben sie in den vergangenen Wochen fleissig gebastelt. Jetzt ist Endspurt, denn schon am Sonntag möchten sie ihre selbstgemachten Waren verkaufen.
An der Pressekonferenz fragen weniger die Medienschaffenden als die Kinder selbst. Sie fragen Manuel Burkart, wie er berühmt wurde. Wie er von den Sternenwochen erfahren hat. Warum er tut, was er tut – nebst seinen Bühnenauftritten. Auch fragen sie, wer sich hinter den Handy- und Fotokameras auf der anderen Seite ihres Klassenzimmers verbirgt. Und Aleksandra wundert sich mit Blick auf das Unicef-Plakat: «Warum sehen die Kinder auf den Bildern so fröhlich aus?» «Vielleicht, weil ihnen schon geholfen wurde», meint Manuel Burkart. Anouk vermutet, dass die, die wenig haben, glücklicher sind: In einem Zimmer voller Spielsachen würde einem schliesslich bald langweilig. Ob das so einfach ist? Die Klasse hat nicht nur gebastelt, sondern sich eingehend mit Madagaskars Problemen auseinandergesetzt – im Kontrast zum behüteten Leben eines Schweizer Kindes.
Zum 19. Mal findet heuer die Sammelaktion statt. «In diesen 19 Jahren haben rund 125 000 Kinder über acht Millionen Franken gesammelt», sagt Ariane Buffat von Unicef. Jedes Jahr sammeln Jungen und Mädchen in der ganzen Schweiz und Liechtenstein für ein anderes Thema, ein anderes Land. In einer Broschüre ist nachzulesen, was auch Sabrina Juds Schülerinnen und Schüler gelernt haben: Madagaskar leidet im Zuge einer anhaltenden Dürrekatastrophe Hunger. Das Resultat der globalen Klimakrise. Vor allem Kleinkinder sind durch die Mangelernährung gefährdet. Um ihnen zu helfen, finanziert das Hilfswerk eine nährstoffreiche Erdnusspaste, die an die Mütter verteilt und mittlerweile in über 60 Ländern eingesetzt wird.
Sammelnde Kinder können ausserdem am Ideenwettbewerb mitmachen: Am Schluss winkt womöglich der Sternenwochen-Award in den Kategorien Einzelkinder, Gruppe von Freunden/Geschwistern, Familie/Siedlung/Quartier und Schulklassen/Kindergarten/Hort. Ob die Zweitklässler aus dem Oescher die Jury überzeugen können? Erst einmal gilt es, möglichst viele ihrer Waren am Zolliker Weihnachtsmarkt an den Mann, an die Frau zu bringen.
Am Sonntag, 27. September, mischen sich die Zweitklässler mit ihrem eigenen Stand ins weihnachtliche Marktgeschehen. Nebst Bastelwaren verkaufen sie selbstgemachte Bretzeln und Apfelringe. Für die Apfelringe verarbeiteten sie rund 25 Kilogramm Fallobst eines örtlichen Bauern – Obst, das sonst verfault wäre. «Schliesslich ist es uns wichtig, dass auch Nahrungsmittel, welche nicht der Norm entsprechen, aber geniessbar sind, ebenfalls den Weg auf den Teller finden. Dies nicht zuletzt aus Rücksicht auf hungernde Leute in Madagaskar oder anderswo auf der Welt.»
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