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Wohlfühlen wie im Wohnzimmer

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 15. Dezember 2022

Isabelle Keller betreibt mit viel Energie das Marroni Huus auf der Allmend. Als Dank gibt es auch schon mal eine Flasche Champagner.

In der Woche Kosmetikerin, am Wochenende Marroni-Verkäuferin: Isabelle Keller ist immer mit Freude dabei. (Bild: bms)

Der Duft von Marroni liegt süsslich in der winterlichen Luft und kitzelt im Umkreis von vielen Metern in der Nase. Die ­Allermeisten lieben ihn. Heisse Marroni gehören in der Schweiz zur kalten Jahreszeit wie der Samichlaus zum 6. Dezember. Das «Wildwood» Marroni Huus auf dem Parkplatz des Fohrbachs ist Tradition. Seit vielen Jahren deckt sich dort Alt und Jung mit den Leckereien ein. Und doch gibt es eine Neuerung: Isabelle Keller betreibt das Marroni Huus in ihrer ersten Saison. Die Zollikerin übernahm das winterliche Geschäft von Daniele Hauser.

Mit viel Liebe wurde das Marroni Huus umgebaut und eingerichtet. Eine Wohlfühloase. Das Üben am Ofen hat ein paar Brandwunden an den Händen hinterlassen, doch im Grossen und Ganzen habe sie das Braten schnell gelernt. Was vielleicht noch wichtiger ist als das Handwerk, ist der Verkauf. Und darin ist Isabelle Keller offenbar ein Naturtalent. Sie weiss genau, was Käufer und Käuferinnen mögen. Ein freundliches Lächeln, und ein kurzes Gespräch, wenn die Zeit es zulässt. Sie verbreitet gute Laune, ist interessiert, hellwach. Obwohl ja Wochenende ist, eigentlich Zeit zum Ausruhen oder für Hobbys. In der Woche arbeitet die Zollikerin in Zürich als Kosmetikerin. Am Samstag und Sonntag steht sie von morgens zehn Uhr bis abends im Marroni Huus. «Natürlich ist das anstrengend, aber ich bekomme so viel positive Energie zurück, dass ich das gar nicht wirklich merke.» Immer und immer wieder würden die Besucher betonen, wie schön es sei, dass es diesen Ort gebe. ­Positive Feedbacks für sie wie für die Marroni sind an der Tagesordnung. Auch Geschenke wie Wein und Champagner habe sie schon erhalten. Alle seien happy, dass die Tradition mit der Vorbesitzerin nicht zu Ende gegangen sei.

Auch die Hunde freuen sich

Der Standort ist für das Geschäft ideal. Da kommen die Besucher, die vorher im Fohrbach ihre Bahnen gezogen oder geplantscht haben und nun hungrig sind. Da sind die vielen Hündeler, die es auf die Allmend zieht und vor oder nach dem Spaziergang gerne 100 oder auch 200 Gramm mitnehmen. Die Hunde freuen sich auch; sie bekommen nämlich die beim Braten aussortierten faulen Marroni. Bei Isabelle Keller zuhause stürzt sich sogar die Katze auf die gerösteten Kastanien. Weiter treffen sich Wandergruppen auf dem Parkplatz und trinken gerne noch einen heissen Glühwein oder Kaffee. Obwohl es Marroni Huus heisst, ist das Angebot viel grösser. Es gibt heisse und kalte Getränke und hausgemachte, ganz frisch gebrannte Mandeln. Und da sind noch die Kunden, die eigens für die gerösteten Edel­kastanien aus dem Dorf oder vom Berg kommen und gerne noch auf einen Plausch bleiben. Tochter Ava, Primarschülerin, hilft mit Freude mit. Geschickt wiegt sie die Marroni ab, packt sie ein und gibt das Wechselgeld raus.

Die Vision vom Café

«Besonders schön ist die Stimmung am Abend. Wenn es dunkel wird, im schönsten Fall noch Schnee liegt und Lichter brennen und Kerzen flackern, sieht es besonders wohlig aus.» Ob Isabelle Keller im nächsten Jahr wieder hier sein wird? «Auf ­jeden Fall», antwortet sie wie aus der Pistole geschossen. Ihre Pläne gehen noch weiter. Sie würde gerne expandieren. Eine zweites Marroni Huus am See vielleicht. Doch ihre Vision ist ein Café im Herzen von Zollikon. «Unser Dorf ist so schön, aber es fehlt ein Café». Inspiriert wurde sie in London, dort lebte sie viele Jahre. Da habe es viele Cafés, die an ein Wohnzimmer erinnern. Genau so etwas stellt sie sich vor. Ein Café mit kleinen Snacks, die man mit Freunden, Familie oder einfach für sich mit einem guten Buch geniessen kann.

Bis es dieses gibt, muss das Marroni Huus reichen. Übrigens: Kastanien enthalten gerade mal zwei Gramm Fett auf hundert Gramm, bieten aber viele Ballaststoffe und sind reich an Kalium, Magnesium, Eisen, Fol­säure und Vitamin C. Da nascht es sich sogar mit gutem Gewissen. Das Marroni Huus bleibt über Weihnachten und Neujahr geschlossen. Im neuen Jahr geht es dann wieder mit neuer Energie ans Werk.


Wie macht man heissi Marroni?

Traditionellerweise werden die Marroni in einer Marronipfanne (einer Pfanne mit Löchern) über der heissen Glut gebraten. Einfacher geht es, wenn man die Marroni im Backofen zubereitet.

  1. Die Edel-Kastanien waschen und auf der gewölbten Seite mit einem scharfen gezackten Messer quer einschneiden. Dabei darauf achten, das darunter ­liegende braune Häutchen nicht zu verletzen.
  2. Kastanien noch nass auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen und unter gelegentlichem Schütteln 30 bis 40 Minunten in der Mitte des auf 220 Grad vorgeheizten Ofens braten, bis sie weich sind. 1 kg frische ungeschälte Kastanien ergeben ca. 800 g geschälte.
  3. Marroni mit Käse, Trockenfleisch und frischen Früchten servieren.
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