Von Ramona Bussien ‒ 19. Januar 2023
Jetzt hat auch Zollikon das neue Jahr offiziell willkommen geheissen. Bei frostigen Temperaturen traf man sich im Gemeindesaal zum Neujahrsapéro. Ganz ohne Musik. Nur Gespräche. Und Wein.
Dienstag. Ein Arbeitstag vor dem nächsten Arbeitstag. Die Türen des Gemeindesaals stehen offen. Lichtdurchflutet und warm lockt er an diesem Abend mit der Aussicht auf kostenlose Leckereien, ein oder drei Gläschen Wein und angeregte Gespräche. Alexander Spaar, Präsident des Vereinskartells, ist erst unschlüssig, ob ihre Plakat-Einladungen inmitten des Trommelwirbels der Kantonsratswahlen und erst noch verspätet den Zollikerinnen und Zolliker überhaupt aufgefallen sind. Aber feiern und lustig sein, das könne man auch zu dritt.
Es werden deutlich mehr. Zögert der eine und die andere zu Beginn, unschlüssig, ob man denn schon eintreten dürfe, wachsen im nächsten Moment die Schlangen vor der Getränkeausgabe, und die ersten Grüppchen scharen sich um die Stehtische. Etwas einsam harrt der Vereinstisch des Kulturkreises im hinteren Teil des Saals. Früher hätten auch die anderen Vereine die Gunst der Apérostunde genutzt, um sich und ihr Programm vorzustellen. Ob es sich lohnt, darüber scheiden sich die Geister. Doch der Kulturkreis wartet mit neuen Plakaten auf, die an diesem Abend mit Würstchen, Gebäck und Wein um die Aufmerksamkeit der Gäste buhlen.
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer haben rasch alle Hände voll zu tun. Ob Weisser, Roter oder doch eher Orangensaft oder Wasser. Fast gehen bei all den Getränken die Würste vergessen, die der Chilbiverein offeriert. «Die meisten kommen fürs Essen und den Wein!» In der Tat führt mancher Weg von der Tür schnurstracks zum ersten Stand. Nun: Es ist Dienstagabend. Für viele das Ende eines Arbeitstages. Da kommt eine Stärkung gerade recht. Die meisten Gesichter sind vertraut – eher als die Namen. Bei all den Begegnungen drohen diese zu entschwinden wie der Wein auf der Zunge. Auch die Politik bleibt nicht vor der Tür. Bei einem Glas Lunggesüder und einem Würstchen schmecken selbst die grossen Themen besser.
Nach der Begrüssung von Alexander Spaar ergreift Gemeindepräsident Sascha Ullmann das Wort. «Gottefroh» sei er, dass dieser Abend so wieder stattfinden könne. Auch er dankt den freiwilligen Helferinnen und Helfern, dem Chilbiverein, der Gemeinde und den Sponsoren, die den Neujahrsapéro 2023 ermöglicht haben. Und warum heisst der Lunggesüder eigentlich Lunggesüder? Es klingt nicht nur danach, der Name komme in der Tat von «Lungen auskochen». Ein langwieriger und unappetitlicher Prozess. Genau so soll er auch schmecken, der Zolliker Traditionswein. Aber der Gemeindepräsident und die Gäste sind sich einig: Der heutige Lunggesüder schmeckt vorzüglich – und erinnert an die Lunggesüder-Sage, in der ein Scharlatan verspricht, aus Lunge Gold zu machen. Mit dem Fazit: «Von nichts kommt nichts.»
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