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Ein Alltag so bunt wie Konfetti

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 9. Februar 2023

Sandra Nufer kümmert sich um den Gemeindesaal, um die Chilbi und einen kleinen Jungen auf der Suche nach dem Samichlaus.

Sandra Nufer meistert ihren abwechslungsreichen Beruf mit viel guter Laune: «Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit.» (Bild: bms)
Sandra Nufer meistert ihren abwechslungsreichen Beruf mit viel guter Laune: «Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit.» (Bild: bms)

Das erste Leben von Sandra Nufer spielte sich zwischen Restaurants und Rosen ab. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Floristin und ging einen Tag nach der Prüfung nach Lugano, um dort in ihrem Beruf zu arbeiten. «Ich sprach keine Silbe Italienisch», erinnert sie sich lachend. Sie kam irgendwann zurück nach Zürich, fing in der Gastronomie an. Arbeitete im Service und in der Restaurantleitung. Sie war im Niederdorf zu Hause und auch beim Fraumünster. Es folgte noch ein Ausflug zurück in die Floristik und die Rückkehr in die Gastrobranche. Dann hörte sie, dass die Gemeinde Zollikon eine Betriebsleitung für ihren Gemeindesaal suchte. «Da bring i here», habe sie sich gesagt. Sie kam einen Tag zum Schnuppern und sollte direkt mal auf eine hohe Leiter mitten im Saal klettern. «Ich hatte einen Rock an und habe leichte Höhenangst. Gestiegen bin ich doch.»

«Nicht das Hallenstadion»

Seit dem Moment ist Sandra Nufer die gute Seele des Gemeindesaals. Mehr noch: Alle Märkte und die Chilbi gehören mittlerweile auch in ihren Bereich. «Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Es ist so abwechslungsreich, einfach immer spannend.» Alleine die Geschichten aus dem grossen Saal geben reichlich Gesprächsstoff. Sie habe es geliebt, als zwischen den Jahren die Zürcher Kammeroper zu Gast war. «Das war wie eine Familie. Einfach eine ganz tolle Stimmung und Wertschätzung untereinander.» Auch die Vereine habe sie gerne zu Gast. «Man kennt sich, man unterstützt sich.» Sandra Nufer weiss, dass sie bald wieder jede Menge Konfetti aufwischen muss. Die Kinderfasnacht steht an. «Zwei Jahre gab es sie nicht, und ich finde jetzt noch bunte Schnipsel in den Ecken.» Aber sie weiss, dass die Kinder das lieben und Konfetti zum fröhlichen Fest gehören.

Weniger Freude hatte sie nach einer eritreischen Hochzeit. Andere Länder, andere Kulturen. «Die Männer haben das Fleisch ohne Teller, ohne nichts auf dem Tisch geschnitten. Die Frauen haben in der Küche gesessen und hundert Kilo Zwiebeln geschnitten. Mir haben so die ­Augen gebrannt», erinnert sie sich. Auch an den Feuerwehreinsatz mitten in der Nacht. Der Alarm war durch Trockeneis auf einer Torte ausgelöst worden. «Und ich stand da im Pyjama.»

Zum Gemeindesaal gehört eine Bühne, und Bühnenmenschen können so ihre Eigenarten mitbringen. «Natürlich gibt es auch Divas dazwischen. Da wird schon mal ein glutenfreies Brötli verlangt. Aber es hält sich im Rahmen, wir sind ja schliesslich nicht das Hallenstadion.» Zu einer Bühne gehört auch Technik. «Da gibt es enorme Entwicklungen. Wir könnten eigentlich alle vier Jahre alles austauschen, weil es überholt ist.» Unter der Technik litt zum Beispiel ­Fabian Unteregger. «Wir hatten just die ­Beleuchtung ausgetauscht, aber ­irgendetwas stimmte nicht. Ein Scheinwerfer blitzte ihm alle paar Sekunden in die Augen.» Doch der Komiker liess sich nicht beirren und spulte sein Programm professionell ab.

Teamgeist und viel frische Luft

Der Job bringt noch weitere Überraschungen. So stand während der Adventszeit morgens um halb sieben plötzlich ein kleiner Bub im Pyjama in der Zolliker Stube. Er sagte, er hiesse Paulchen und sei auf der Suche nach dem Samichlaus. Fast gemeinsam mit der alarmierten Polizei traf der Vater des Jungen ein, der diesen auf seiner Vespa schon verzweifelt gesucht hatte. «Ich hatte natürlich ein bisschen Angst, dass er zu Ostern wieder auf der Matte steht», lacht Sandra Nufer, die nicht vergisst, auf ihren Mitarbeiter Daniel Müller zu verweisen. So einen Job könne man nur gut machen, wenn man im Team funktioniere. Und die Arbeit hört an der schweren Tür zum ­Gemeindesaal nicht auf. Auf dem Dorfplatz wird der Müll weggeräumt, der Rasen will gemäht werden und Obstbäume gibt es auch noch. Für ausreichend frische Luft ist also gesorgt.

Dass sie mittlerweile auch die Märkte und die Chilbi unter sich hat, war so nicht geplant. «Mir wurde damals versprochen, dass ich die Fenster des Saals nicht mehr putzen müsse, wenn ich die Chilbi übernehme», erinnert sie sich. Zeitlich sei der Deal nicht aufgegangen. Die Chilbi verschlingt viel mehr Zeit. Auch viel Energie. «Es wird immer schwieriger. Es gibt immer weniger Bahnen. Viele Schausteller haben aufgehört, der Nachwuchs bleibt aus.» Nach der Chilbi ist vor der Chilbi. Schon im Oktober macht Sandra Nufer die Verträge für das kommende Jahr, denn gross sei die Konkurrenz in Wetzikon, Glarus und Wädenswil, die zeitgleich zur Chilbi laden. Aber es gibt auch Schausteller, die sich selber in Zollikon bewerben, weil die Chilbi ­einen guten Ruf hat. Zu ihren Aufgaben gehören das Sicherheitskonzept, das Verkehrskonzept, Strom, Toiletten etc., einfach alles rund um die drei schönsten Tage in Zollikon. «Das einzige, das ich selber nicht organisiere, ist der Chilbihügel für den Chilbiverein.»

Auch für die besonderen Märkte – zur Weihnachtszeit und im Frühling – muss sie Anbieter finden. Für den Frühlingsmarkt 2023 sieht es mittlerweile gut aus. Sandra ­Nufer konnte noch einen Fashion-Verkauf von einigen Zürcher Labels im Saal organisieren. Ebenfalls wird es dann eine Modenschau und die Velo­börse des Familienclubs geben.

So bunt und vielfältig der Berufsalltag von Sandra Nufer aussieht, so vielseitig ist auch ihre Freizeit. Da ist immer noch die Liebe zu ­Blumen. «Aktuell mache ich Lampen aus Trockenblumen.» Ebenso fordere sie ihr grosser Garten. In die Natur geht es auch – zum Wandern und um Steinpilze und Eierschwämmli zu finden. Ganz neu hat sie das Lismen für sich entdeckt. Innerhalb von zwei Wochen entstanden ein Schal und ein Pullover. «Und ich hatte 50 Prozent weniger Bildschirmzeit.»

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