Erst der Schock, dann die Lösung

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 9. Februar 2023

Vermehrt melden sich wieder falsche Polizisten am Telefon. Referat mit Präventionsfachmann Rolf Decker.

Mit Beispielen aus der täglichen Arbeit der Kantonspolizei unterstreicht Rolf Decker die Dringlichkeit. Die Tricks der Anrufer werden immer perfider. (Bild: bms)
Mit Beispielen aus der täglichen Arbeit der Kantonspolizei unterstreicht Rolf Decker die Dringlichkeit. Die Tricks der Anrufer werden immer perfider. (Bild: bms)

Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, seit Rolf Decker im Tertianum zu Gast war. Nun kommt der Referent der Kantonspolizei erneut in die Seniorenresidenz – wieder auf Einladung der «Senioren für Senioren». Der Projektleiter der Präventionsabteilung wird das Publikum auf die neuen Ammenmärchen der Telefonbetrüger aufmerksam machen. Vor zwei Jahren warnten die Betrüger als vermeintliche Polizisten vor einem drohenden Einbruch. Die Angerufenen wurden aufgefordert, ihr Geld «in Sicherheit» zu bringen, also den ­falschen Polizisten oder Staatsanwälten zu übergeben.

«Die Masche ist perfider geworden», weiss Rolf Decker. Wieder melden sich die Betrüger als Polizisten. Doch ihre Mitteilung ist schockierender. Der Sohn oder die Tochter der angerufenen Person habe einen schweren Unfall verursacht. Das Opfer liege auf der Intensivstation oder sei gar schon verstorben. Sohn oder Tochter (oder eine andere ­geliebte Person) hätten keinen Versicherungsschutz für das Auto und sässen in Untersuchungshaft. «Nach dieser schockierenden Nachricht kommt sofort auch die Lösung.» Es müsse nur eine Kaution übergeben werden und der geliebte Mensch komme wieder frei. «Die angerufenen Senioren sind so überrumpelt, dass der gesunde Menschenverstand aussetzt. Die Kaution erscheint in diesem Moment als guter Weg. Also wird das Geld abgehoben.»

Blick aufs Konto

Helfen können auch die Bankangestellten. «Wenn eine ältere Person plötzlich eine grosse Summe abhebt, kann ein Blick auf die Kontobewegungen zeigen, ob das regelmässig passiert oder eher einmalig ist.» Im Gespräch könnte nachgefragt werden, ob vielleicht ein Autokauf oder eine andere grössere ­Anschaffung anstünde. Doch die Opfer seien durch die Täterschaft in der Regel gebrieft und auf solche Fragen vorbereitet. Einfach die ­Polizei alarmieren, weil eine ältere Person viel Geld abheben wolle, sei allerdings verboten. Das falle unter den Persönlichkeitsschutz.

Teure Liebe

Auch mit der vermeintlichen Liebe wird weiter Geld erschlichen. Zahlreiche Datingportale bringen einsame Herzen zusammen. Laut Rolf Decker wird oft über Wochen und Monate eine virtuelle Beziehung aufgebaut. Träumt eine Seite des Paares – meist die Frau über 50 – von einem Treffen im wahren Leben, wird es teuer. Der Betrüger oder die Betrügerin ist mit einem gefälschten Profil unterwegs und kontaktiert das Opfer auf einer ­Internet-Plattform, beispielsweise Facebook. Man schreibt ein paar Nachrichten hin und her und behauptet erstaunlich rasch, sich verliebt zu haben. Geht das Opfer darauf ein, wird es so lange mit Liebesschwüren eingelullt, bis es sich tatsächlich verliebt – in ein Trugbild wie einen kanadischen Topmanager oder amerikanischen Soldaten. Ist das Opfer ein heterosexueller Mann, ist das Trugbild natürlich eine attraktive Frau. Das wahre Geschlecht der Betrüger und Betrügerinnen spielt dabei keine Rolle. Es werden gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet, man will sich im realen Leben treffen.

Doch dann passiert es: Kurz vor dem vereinbarten Termin gibt der Betrüger oder die Betrügerin vor, einen Unfall erlitten zu haben, erkrankt oder am Flughafen überfallen worden zu sein. Der oder die Auserwählte wird gebeten, die Behandlungs-, Reise- oder sonstigen Kosten zu übernehmen und den benötigten Betrag per Geldtransfer oder auf ein Konto ins Ausland zu überweisen. Es entstehen immer neue Probleme und Hindernisse, bei denen das Opfer um Geldzahlungen gebeten wird. Zu einem Treffen kommt es nie. «Oder der Mann ist beim Militär in den USA und soll in ein Krisengebiet geschickt werden», erzählt der Präventionsfachmann. Ob der Soldat das überhaupt überleben wird, sei natürlich fraglich. Aber durch Zufall kennt er ein Anwaltsbüro, das ihm helfen könne. «Und das kostet natürlich.» Dann komme zum gebrochenen Herzen auch noch ein Loch auf dem Konto.

Wie sich Senioren und Seniorinnen bei solchen Betrugsmaschen richtig verhalten können, wird Rolf Decker anschaulich aufzeigen.


Donnerstag, 16. Februar, 14.30 Uhr, Tertianum Residenz Zollikerberg
Anmeldungen per Mail an info@sfs-zollikon.ch oder telefonisch unter 079 680 36 95.

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