17 Kandidierende, eine Frau gewählt

Von Franca Siegfried ‒ 14. Februar 2023

Nach den Kantonsratswahlen zeigt sich auch eine gewisse Ernüchterung. Von allen Kandidierenden von Zollikon und Zumikon hat einzig die Zollikerin Corinne Hoss-Blatter als bisherige Kantonsrätin die Wahl geschafft.

Die Wahlplakate haben ausgedient, die Wahlzettel sind ausgezählt und das statistische Amt des Kantons hat publiziert. Welche Partei glänzt als Siegerin von den Kantonsratswahlen im Jahr 2023? In Zumikon ist es die SVP mit 33,08 Prozent und in Zollikon die FDP mit 33,52 Prozent. Auf dem zweiten Platz steht dafür in Zumikon die FDP mit 32,09 Prozent und in Zollikon die SVP mit 22,56 Prozent. Den dritten Platz auf dem Siegerpodest hat in Zumikon wie auch in Zollikon die GLP. Werden die Wahlergebnisse anhand der Kandidierenden angeschaut, dann sieht jedoch das Bild anders aus. Zollikon hat mit einer Frau eine «Überfliegerin» – Corinne Hoss-Blatter. Sie stand auch auf der Liste Nummer 3 der FDP an erster Stelle. In Zollikon bekam sie 1474 Stimmen, in Zumikon 555. Alle anderen Kandidierenden, insgesamt elf in Zollikon und sechs in Zumikon, haben das Nachsehen. Eine gewisse Ernüchterung nach den Wahlen erfasst die Kandidierenden. Hat sich der Aufwand gelohnt? Politische Veranstaltungen, Medienanfragen, Foto-Shooting und über Wochen sein Gesicht auf Plakatwänden zu sehen – ein zeitraubender Marathon nebst beruflichem und privatem Alltag. Der Zolliker Zumiker Bote hat am 20. Januar die Motivation der Kandidierenden publiziert, warum sie gewählt werden wollen: Beispielsweise, weil sie für eine junge Generation stehen oder sich für Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen, weil die wachsende Bürokratie reduziert oder weil der öffentliche Verkehr optimiert werden müsse … Ihre Anliegen sind vielfältig, gut in der Gesellschaft verankert und für alle nachvollziehbar. Sie standen jedoch nicht zuoberst auf der Parteiliste – Ausnahme Corinne Hoss-Blatter. Also hätte für alle anderen Kandidierenden das Panaschieren die Wahlchance verstärkt. Es bleibt zu hoffen, dass die Nichtgewählten ihren Mut bewahren und sich beim nächsten Wahlprozedere in vier Jahren zur Verfügung stellen werden. Und! Vielleicht sollte vor den nächsten Wahlen auf dem Dorfplatz einen Blitzworkshop für panaschierwillige Bürgerinnen und Bürger angeboten werden.

Frauen und Politik

Allein im Wahlkreis Meilen sind 31 749 Männer und 35 582 Frauen stimm- und wahlberechtigt oder 47 Prozent Männer und 53 Prozent Frauen. Im Jahr 2019 waren Ende der Legislaturperiode im Kantonsrat insgesamt 41,7 Prozent Frauen. Mit den neuen Wahlen sind es knapp 44 Prozent. Es darf nicht ausgeblendet werden, dass im Jahr 1971 die ersten sechs Frauen in den Zürcher Kantonsrat gewählt wurden – ein historisches Ereignis. Das Projekt «Promo Femina» unter der Leitung der Fachhochschule Graubünden hat ein Online-Tool in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kantonen, etwa auch Zürich (Amt für Gleichstellung), entwickelt. Empfohlen werden Mentoring, überparteiliche Unterstützung bis zu neuen Modellen in der Gemeindeführung. Es sind 120 Massnahmen, wie Frauen leichter Zugang zu politischen Ämtern ­finden. Das Online-Tool soll Gemeinde, Lokalparteien und Netzwerke dabei unterstützen, Frauen für ein politisches Amt zu motivieren. Zugleich ist ein Amt in der ­Gemeinde-Exekutive der Einstieg für eine politische Karriere. Die Zollikerin Corinne Blatter-Hoss ist ein gutes Beispiel dafür – von der Gemeinderätin zur Überfliegerin im Zürcher Kantonsrat.

Zu den Wahlergebnissen der Gemeinden:
https://app.statistik.zh.ch/wahlen_abstimmungen/prod/Actual/ElectionProporz/1/1/20230212/240122/Results/gemeinden-161-listen-alle

Infos zum Projekt Promo Femina:
https://promofemina.fhgr.ch/