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Initiative fordert die Gemeinde heraus

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 2. März 2023

Die Trichtenhausermühle soll als Restaurant und Ausflugsziel erhalten bleiben.

Für den Umbau der Mühle liegt noch keine Baubewilligung vor. (Bild: bms)
Für den Umbau der Mühle liegt noch keine Baubewilligung vor. (Bild: bms)

Wie bereits berichtet, liegt der Gemeinde Zollikon seit vergangener Woche eine Initiative zum Erhalt der Trichtenhausermühle als Restaurant vor. In der Erläuterung wird der historische Wert der Mühle hervorgehoben. Die Liegenschaft sei von grosser Bedeutung und würde von der Bevölkerung und von Ausflüglern gerne genutzt. Zudem gebe es in Zollikon schon derartige Modelle wie die Traube oder die Zolliker Stube. Auch hier fungiert die Gemeinde als Hauseigentümerin und das Restaurant wird von einem Pächter ­geführt. «Es gibt im Zollikerberg kaum traditionsreiche Gebäude und Standorte mit historischer ­Bedeutung, die es verdienen, für die Nachwelt erhalten zu bleiben. Die Gemeinde als Besitzerin oder anderweitig involviert wäre ein ­Garant dafür, dass die Liegenschaft nicht zu einem reinen Renditeobjekt umgebaut wird», betonen die Initianten in ihrem Gesuch. Gleichzeitig drücken sie aufs Gas und möchten einen schnellen Entscheid, der der Eigentümer der Liegenschaft bereits mit der Planung der Umnutzung begonnen habe. Die Eigentümerfamilie möchte diesen Vorstoss nicht kommentieren.

Für Wohnungen nicht ideal

Fritz Wolf hatte aber Kontakt zur Familie und verweist auf die eher kritische Situation für Wohnraum. Die Trichtenhausermühle liegt am Waldrand in einer Senke, oftmals ganztägig im Schatten. «Das ist für Wohnungen eigentlich nicht ideal», unterstreicht der Co-Präsident des Vereins. Er verweist zudem auf den Denkmalschutz und die Auflagen. Diese Auflagen könnten den Umbau in Wohnungen erschweren. Eine Baubewilligung liegt derzeit noch nicht vor. «Aber ein Restaurant ist es ja schon, da müsste allerdings saniert werden», regt Wolf an. Der Quartierverein habe zu der Meldung über die Schliessung der Gaststätte viele Meldungen bekommen, die Bedauern darüber ausdrückten. Die Initianten hoffen nun, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, obwohl der Gemeinde­rat auf eine erste Eingabe des Vereins eine negative Stellungnahme abgegeben habe.

Was mit «direkter Sicherstellung» gemeint ist, erschliesst sich leicht: Kauf der Liegenschaft durch die Gemeinde. Anschliessend bauliche Sanierung des Restaurants und gegebenenfalls des Saals, gefolgt von der Verpachtung des Restaurants an einen geeigneten Pächter zu einem tragbaren Zins. Vermietung der ­bereits existierenden Wohnungen, die zum Gebäude an der Trichtenhauserstrasse 60 gehören. Als zweite Lösung regt die Initiative die indirekte Sicherstellung an, die über eine Stiftung erfolgen könnte.

In Versammlungsgemeinden kann eine einzelne stimmberechtigte Person eine Einzelinitiative einreichen. Sie kann damit im Alleingang erreichen, dass über ihr Anliegen in der Gemeindeversammlung oder an der Urne abgestimmt wird. Ein Einzelinitiant muss dazu keine ­Unterschriftensammlung durchführen. Wird die Initiative dennoch mehrfach unterzeichnet, kann ihr das aus politischer Sicht aber mehr Gewicht verleihen. So sieht es das Reglement für Initiativen und Referenden für den Kanton Zürich vor. Die Zolliker Initiative ist nicht nur mehrfach unterzeichnet, auch hatte Fritz Wolf Kontakt mit Gemeindeschreiber Markus Gossweiler. Formal spricht nichts gegen das Traktandum auf der Gemeindeversammlung im Juni. Grundsätzlich würde in der nächsten Sitzung des Gemeinderats die Gültigkeit der Eingabe geprüft. Im positiven Fall würde eine Stellungnahme zuhanden der Gemeindeversammlung verfasst. Dies würde, so Markus Gossweiler, für die Juni-Gemeindeversammlung erst im Verlauf des Monats April 2023 der Fall sein.


Geschichtliches

Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Trichtenhausermühle wohl in einer Urkunde 946 unter der Bezeichnung ­Truhtilhusa. Die Bezeichnung umfasste anfangs nur die einstige Häusergruppe am Wehrenbach. Später wurden auch die Weiler Wilhof und Unterhub miteinbezogen. Von einer Mühle wird erst ab 1417 berichtet. Seit dem Jahr 1872 befindet sich der Komplex im Besitz der Familie Heer, die das Gebäude mit den Mahlgängen zur Gaststätte umbauen liess. Dabei wurde darauf geachtet, dass Decken und Getäfel aus nahe gewachsenem Lärchenholz erstellt wurden.

Doch es wurde nicht nur gemahlen. Anfang des vorletzten Jahrhunderts nutzte der Lesezirkel Hottingen die Gebäudegruppe als Kulisse für seine Theater-Darbietungen. Namhafte Schriftsteller wie Meinrad Lienert und Ernst Eschmann oder auch die Komponisten Othmar ­Schoeck und Volkmar Andreae nutzten das Ambiente zur Präsen­tation ihrer jeweiligen Werke.

In der Mühle drehten sich zwei Räder, ein zehn Meter hohes zum ­Antrieb der beiden Mahlgänge und ein kleineres für den Betrieb der ­Sägerei, der Rybi und der Stampfi. Das Wasser als Antriebskraft stammt aus dem oberhalb gelegenen Mühleweiher und wird durch ein Wehr im nahen Wehrenbach zugeführt.


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