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Viel Wind im Zolliker Wald

Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 9. März 2023

120 Windräder könnten in den nächsten 25 Jahren im Kanton Zürich gebaut werden. Die kantonale Baudirektion sucht nach Standorten, auch im Zolliker Waldgebiet. Wieviel Sinn macht Windenergie in der Schweiz?

Der mögliche Standort der Windräder befindet sich zwischen Salzer- und Tuggenmattstrasse im Wald zur Grenze Küsnacht. (Bild: zvg)
Der mögliche Standort der Windräder befindet sich zwischen Salzer- und Tuggenmattstrasse im Wald zur Grenze Küsnacht. (Bild: zvg)

Laut Energiestrategie des Bundes soll bis ins Jahr 2050 die Windenergie anstelle der heutigen 0,2 Prozent sieben Prozent des Schweizer Strombedarfs abdecken. Auch der Kanton Zürich prüfte das Potential der Winde, das acht Prozent vom Jahresstrombedarf ausmachen könnte. In 46 evaluierten Gebieten könnten insgesamt 120 Anlagen in Betrieb genommen werden. Damit bekämen 170 000 Haushalte Strom. Ein Vorteil dieser Anlagen ist, dass sie zwei Drittel der Energie im Winterhalbjahr liefern – zur richtigen Zeit für Heizungen und Beleuchtung. Aus diesem Grund gilt die Windkraft als ideale Ergänzung zu Wasserkraft und Photovoltaik. Vergangenen ­Oktober publizierte die kantonale Baudirektion den Bericht mit den möglichen Windan­lagen, darunter ist auch Zollikon. Der Gemeinderat hat dem Eintrag einer Fläche im Zolliker Wald zur Grenze Küsnacht, zwischen Salzerstrasse und Tuggenmattstrasse, als Potenzialfläche zugestimmt, nachdem die Holzkorporation Zollikon (HZK) sich ebenfalls einverstanden erklärte.

Da gibt es jedoch Klärungsbedarf: «Als Präsident der HKZ habe ich ­lediglich auf eine mündliche Frage mündlich geantwortet», sagt ­Thomas Hildbrand. «Die Frage des Gemeinderates lautete: Wie stellt sich die HKZ zu einer allfälligen Positionierung von Windenergieanlagen in ihrem Wald? Ich antwortete, dass die HKZ eine schriftliche Anfrage zu diesem Thema sicherlich diskutieren würde. Eine solche Anfrage ist bei uns bis jetzt nicht eingegangen.» Sollte das Projekt weiterverfolgt werden, müssten verschiedene Interessen geprüft und diskutiert werden: nebst der Holzkorporation auch den Gewässerschutz, den Bau in einer archäologischen Zone wie die Auswirkungen auf die Naherholungszone und abnehmenden Wildbestand. Die Gemeinde schreibt: «Vorerst hat der Kanton Gebiete evaluiert, die gemäss einer Modellrechnung grundsätzlich genügendes Windpotenzial aufweisen. Erst in einem zweiten Schritt werden die Flächen auf ihre Eignung überprüft, bevor sie allenfalls in die Richtplanung aufgenommen werden.»

Mehr Informationen: www.zh.ch/de/umwelt-tiere/energie/energieplanung/windenergie.html

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Eine Antwort

  1. Viel Wind im Zolliker Wald – oder doch nur ein laues Lüftchen?

    Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Windkraftanlagen in Zollikon ist schnell zu beantworten. Wir alle kennen die Gotthardpassstrasse und können Augenzeugen dieser imposanten Bauwerke werden. Die dort installierten fünf Enercon E92 Generatoren haben eine Gesamtleistung von 11,75 MW (theoretische Jahresleistung: 102,93 GW/h). In der Planung geht man von einer Jahresproduktion von 16-20GW/h aus. Tatsächlich erreicht wurden in 2021 lediglich 10,8 GW/h, was letztlich einer Effizienz von 10,49 % entspricht. Dies am notabene besten Windkraftstandort der Schweiz. Für 2022 liegen noch keine Zahlen vor. Es ist davon auszugehen, dass diese sich ähnlich zu 2021 entwickelt haben, da üblicherweise schon kleinste Erfolgsmeldungen im Bereich der erneuerbaren Energien in Jubelarien der Medien münden.

    Die Studie der kantonalen Baudirektion basiert auf Modellrechnungen (!) und nicht auf tatsächlich vor Ort gemessenen Geschwindigkeiten. Diese dürften in der Realität deutlich unter diesen modellierten Werten liegen. Zumindest suggeriert dies der Blick nach Deutschland, wo man mit diesen Modellrechnungen einschlägige Erfahrungen hat. Dem Verfasser ist kein Fall bekannt, in dem die tatsächlichen Werte oberhalb der Modellierungsergebnisse lagen. Das physikalische Problem reduzierter Windgeschwindigkeiten liegt darin, dass sich der Ertrag der Anlage um die dritte Potenz reduziert; d.h. bei Erreichen von lediglich 80% der modellierten Windgeschwindigkeit sind lediglich noch 51% des Ertrags zu erwarten. Bei einer halbierten Windgeschwindigkeit noch lediglich 12%.

    Wenn ein Martin Neukom nun behauptet, es sei mit den tiefen Windgeschwindigkeiten im Kanton Zürich eine Energieausbeute von >20% (der installierten Leistung) möglich, was deutlich über den Planzahlen von 16% – 20% der Anlage am Gotthard liegt, dann kann man dies getrost ins Reich der Fabel verweisen. Die Windkraft wird im Zolliker Wald und auch im übrigen Kanton Zürich keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten können.

    Abgesehen davon benötigt das Fundament eines einzelnen Windrads mit den Zufahrtstrassen die Fläche eines halben Fussballfelds. Das sind bei 120 Anlagen rund 60 Fussballfelder, die für die Biodiversität des Kantons verloren gehen. Wo 84‘000 Tonnen Stahlbeton (700 Tonnen/Windrad) im Boden versenkt sind, wächst nichts ökologisch Wertvolles mehr. Woher kommt der Stahl? Woher kommen das Kupfer und die seltenen Erden? Ich empfehle an dieser Stelle das Buch „Cobalt Red: How the Blood of the Congo Powers our Lives“ von Siddharth Kara. Eine schockierende Bestandsaufnahme unserer Ignoranz!

    Abschliessend lässt sich festhalten, dass die Energiedichte von Wind schlicht und ergreifend zu gering ist, um einen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten zu können. Unter Berücksichtigung von Umwelt- und Flächenaspekten – wir haben schon heute zu wenig davon – müsste die Frage lauten: Welche Form der Energieversorgung wäre die geeignetere? Hier führt kein Weg an der Atomkraft vorbei. Das AKW Gösgen produziert mindestens 10x mehr Strom als die Windräder in Herrn Neukoms kühnsten Träumen. Dies 24/7 und bei einem deutlich geringeren Ressourcen- und Flächenverbrauch.

    Stephan Geiger, SVP Zollikon

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