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Politisches und Privates

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 16. März 2023

Philipp Rösler war zu Gast beim ersten Cheminée-Gespräch der Zumiker FDP und plauderte über seine Kindheit und seine Zeit als Vizekanzler.

Nadine Jürgensen und Patrick Lüthi befragten Philipp Rösler (r.) zu seinem Aufstieg und jähen Ende in der deutschen Politik. Dieser parierte jede Frage charmant, oft mit Witz. (Bild: bms)
Nadine Jürgensen und Patrick Lüthi befragten Philipp Rösler (r.) zu seinem Aufstieg und jähen Ende in der deutschen Politik. Dieser parierte jede Frage charmant, oft mit Witz. (Bild: bms)

Das Feuer loderte im Rücken von Philipp Rösler beim ersten Cheminée-Gespräch der Zumiker FDP. «Das wird hier kein heisser Stuhl», beruhigte Präsident Conrad Bruggisser zur Begrüssung des prominenten Politikers und der vielen Gäste im Gemeinschaftszentrums. Das lag auch an dem coolen Gast, der frank und frei aus seinem Leben plauderte. Im lockeren Gespräch mit dem Moderatorenteam Nadine Jürgensen und Patrick ­Lüthi ging es nahtlos vom Privaten zum Politischen. Seine ersten Monate hatte Philipp Rösler in einem Waisenhaus in Vietnam verbracht, geleitet von katholischen Nonnen. Von einem norddeutschen Ehepaar adoptiert kam er nach Deutschland. Die Eltern trennten sich, als der Sohn vier Jahre alt war, die Schwestern gingen zur Mutter, Philipp blieb beim Vater. Der Hubschrauberpilot der Bundeswehr prägte das Leben des ehemaligen Vizekanzlers der BRD in vielen Bereichen

Land und Menschen dienen

Probleme mit der Integration habe es nie gegeben. «In der Schule dachten alle, ich könne Karate», erzählte der Gast. Eine grosse Rolle aber habe die Disziplin gespielt und der Wunsch, wie der Vater dem Land zu dienen. Das wollte er auch als Politiker: dem Land und den Menschen dienen. Oder als Arzt während der Coronazeit helfen. «Ich habe meine schicke Marine-Uniform angezogen und wollte mich vor Ort nützlich machen.» Gescheitert sei das an der deutschen Bürokratie. So wie er sich schon früh für die Bundeswehr interessierte, kam er mit jungen Jahren zur Politik. Über die Schülervertretung lernte er die Jungen Liberalen – das Pendant zu den Freisinnigen – kennen und engagierte sich schnell. Rasant sein Aufstieg. Von der Landespolitik ging es auf die Bundesebene. Er wurde Bundesgesundheitsminister, später Wirtschaftsminister, flog als Vizekanzler um die ganze Welt. Abrupt auch der Ausstieg. Nachdem die FDP 2013 nicht mehr in den Bundestag gewählt wurde, nahm er den Hut. «Ich hatte immer gesagt, dass ich mit 45 Jahren mit der Politik aufhöre. Nun war es halt ein paar Jahre vorher», kommentierte er. Er habe nie an Ämtern oder der Macht kleben wollen. «Politiker, die nicht rechtzeitig gehen, schaden der gesamten Politik.» Für Philipp Rösler ging es fast nahtlos weiter, und zwar beim Weltwirtschaftsforum in Genf. «Ich hatte mir die Schweiz allerdings etwas anders vorgestellt und war fast überrascht, dass in der Westschweiz so viel Französisch gesprochen wird. Als ich es dann auf Deutsch versuchte, war das nicht wirklich hilfreich.»

Diplomat im wahrsten Sinne

Es ist vor allem dieser Lausbubencharme, mit dem der Wahlzumiker auch auf dünnem Eis nicht einbricht. Ob Energiepolitik, Kreislaufwirtschaft oder deutsche Aussenpolitik: Philipp Rösler ist im wahrsten Sinne Diplomat und das nicht nur als Honorarkonsul von Vietnam. Mit seinen Aussagen will er eher den Austausch fördern als polarisieren. «Wir müssen durch Innovationen überzeugen, nicht durch Ideologien.» Genau das mag er so an der FDP: «Liberale sind ­alles, manchmal vielleicht auch dumm, aber nie ideologisch.» Die Zumiker FDP hat er vor Jahren an der Wertstoff-Sammelstelle kennen gelernt, wo die heimischen Politiker den Bürgern beim Entsorgen geholfen haben. Das habe ihn sehr beeindruckt. Ebenso wie die Schweiz durch die Pandemie gekommen sei. «Die Zahlen hier waren viel schlechter und doch waren die Schweizer entspannter. Das Recht auf Freiheit wird hier grösser geschrieben.»

Die vielen Besucher erfuhren viel über den Menschen und Politiker Philipp Rösler, was auch an dem Redetempo des Gastes lag, vor allem aber an der Offenheit, mit der er zurückblickte. «Wir waren damals schon ein sehr diverses Kabinett. Eine Frau als Chef, ein Minister im Rollstuhl, ein bekennender Homosexueller und ich als Asiat», witzelte er, um im nächsten Moment seine Dankbarkeit zu formulieren. «Ich hatte viel Glück. Das fing mit den katholischen Nonnen an, die sich meiner angenommen haben.» Das habe ihn motiviert, sich zu engagieren. Und so lädt er junge Leute ein, sich aktiv in die Gesellschaft und vielleicht sogar in die Politik einzubringen. «Es müssen nicht die Liberalen sein. Aber schön wäre es schon.»

Mit einem Apéro und eigens ein­gekauftem norddeutschem Bier klang der Abend erst spät aus. Für Philipp Rösler war der Anlass einfach «tiptop».

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