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Die Faszination von Glas und Licht

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 5. April 2023

Sue Naef Gadient zeigt in der Villa Meier-Severini filigrane Objekte aus Glas.

Sue Naef Gadient hat sich ganz dem Material Glas verschrieben – ein Material, das sie immer wieder aufs Neue fasziniert. (Bilder: zvg)
Sue Naef Gadient hat sich ganz dem Material Glas verschrieben – ein Material, das sie immer wieder aufs Neue fasziniert. (Bild: zvg)

In allen Ecken des Ateliers von Sue Naef Gadient leuchten Kunstwerke aus Glas. Es sind grosse Schalen, verspielte ­Objekte sowie filigrane Installationen. Jedes Objekt birgt eine eigene Entstehungsgeschichte in sich, so wie auch die Lebensgeschichte der Künstlerin voller verschiedener ­Geschichten steckt, diese ist aber alles andere als durchsichtig.

Geboren in Solothurn, wollte Sue Naef Gadient nach der Matura sich mit Farben und Formen auseinandersetzen. «Das war in Solothurn nur begrenzt möglich», sagt sie und lächelt. Sie studierte Kunstgeschichte, arbeitete im Verlagswesen, danach als Kuratorin bei einer international positionierten privaten Kunstsammlung. «Ich habe immer gerne gearbeitet, bin viel gereist», erinnert sie sich. Als sie mit der ersten Tochter schwanger war, wurde schnell klar, dass ein neues Kapitel beginnen würde. «Ich war vorher eher auf theoretische Art von Kunst umgeben, nun wollte ich selbst künstlerisch tätig werden», erklärt Naef Gadient weiter.

Kunstschule für Kinder

Sie gründete kurzentschlossen eine Kunstschule für Kinder – das Kunstlabor. «Mädchen und Jungen, die musikalisch sind, können schon früh in die Musikschule. Ich wollte ein Angebot für Kinder schaffen, die gestalterisch tätig sein wollten.» Sie kamen zu ihr ins Atelier, gemeinsam besuchte man Ausstellungen sowie Museen, und zurück im Kunstlabor konnten die Kinder selber mit Farben und Formen experimentieren. Das Konzept dazu entwarf sie, während ihre damals kleinen Töchter schliefen. Halbe Nächte habe sie durchgearbeitet, bis sie mit dem endgültigen Konzept zufrieden gewesen sei, sagt sie lachend.

Zahlreiche Ideen dazu konnte sie durch die vielen Kontakte mit internationalen Museen vorher genügend sammeln. Die beiden Töchter wurden grösser, und im Kunstlabor fühlte sie sich immer mehr als Administratorin. Sie brauchte ein Timeout und begann ein Nachdiplomstudium in Kultur-Management. Während dieser Zeit merkte sie, wie sehr ihr die haptische Auseinandersetzung mit Materialien fehlte.

Seit ihrer Kindheit übte Glas eine grosse Faszination auf sie aus. Sie begann zu recherchieren und wollte selber damit arbeiten. Sie tauschte sich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern aus und setzte sich intensiv mit diesem Material auseinander. Inzwischen hat die Zollikerin viel Erfahrung. «Ein Objekt besteht heute zu 90 Prozent aus ­Erfahrung und immer noch zu 10 Prozent aus Überraschung.» In einem ersten Brand werden Farbe und Muster definiert. Dabei sind es vor allem die Farbnuancen, die Sue Naef Gadient faszinieren. Die Rohlinge werden, nachdem sie aus dem Ofen kommen, geschliffen und sandgestrahlt. In einem zweiten Schritt kommt die Glasscheibe erneut in den Ofen, wird nun in Gips oder Keramik abgesenkt und erhält dadurch eine dreidimensionale Form. Abschliessend werden die Objekte nochmals intensiv bearbeitet, was dem Kunstwerk optisch eine Stärke verleiht. «Glas kann dünn wie Seidenpapier sein oder in der Architektur für imposante Konstruktionen verwendet werden. Es hält grosse Temperaturschwankungen und hohe Spannungen aus, bis es unter zu hohem Druck in tausende von kleinen Teilchen zerspringt.»

Blau beruhigt

Eine besondere Rolle spielt bei allen Kunstwerken das Licht. Je nach Einfall, nach Stärke entstehen neue Reflexionen und Schattierungen. Ebenso wichtig sind die Farben, wobei das Blau überwiegt. «Arbeitet irgendwas in meinem Kopf, hilft mir ein Spaziergang am See», erklärt sie. «Blau inspiriert mich immer wieder aufs Neue und bringt oft Klarheit.»

Als die Zollikerin gefragt wurde, ob sie nicht in der Villa Meier-Severini ausstellen wolle, sah sie die Möglichkeit, ihre Kunst – und die vielfältigen Techniken dahinter – einem breiteren Publikum zu präsentieren. Der Fundus in ihrem Dachgeschoss-Atelier ist riesig, die Schaffensfreude sehr gross. Besonders eindrücklich sind Schalen, die scheinbar aus japanischen Schriftzeichen zusammengewachsen sind. Es könnten aber auch tanzende Figuren sein. Viele feine Glasinstallationen, die bei Unachtsamkeit jederzeit brechen können.

Irgendwann wird das nächste Kapitel zu schreiben sein. Sue Naef hat schon eine vage Idee. Bunte Kirchenfenster findet sie ein spannendes Thema, «oder eine Arbeit im öffentlichen Raum.» Es soll auf jeden Fall grösser, überdimensionaler werden. Es ist auf jeden Fall glasklar, dass der Zollikerin nicht so schnell die Kreativität ausgeht.

Vernissage: Donnerstag, 20. April, 18 bis 20 Uhr, Einführung Dr. Helen Oplatka-Steinlin, Villa Meier-Severini.
Öffnungszeiten: donnerstags und freitags, 17 bis 20 Uhr, samstags und sonntags, 11 bis 17 Uhr.
Finissage: 7. Mai, 18 bis 20 Uhr.
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