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Mit Herz- und Nestwärme

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 27. April 2023

Matthias Dutli hat sich gegen Öl und für die Sonne entschieden. Das gesamte Haus wurde über die Jahre umgerüstet.

Zur Erinnerung ist ein Stück der alten Hausfassade im Neubau erhalten geblieben. (Bild: bms)
Zur Erinnerung ist ein Stück der alten Hausfassade im Neubau erhalten geblieben. (Bild: bms)

Die Gewinnung von Energie ist seit langem ein Thema. Die Ölkrise, brennende Ölfelder nach dem zweiten Golfkrieg, die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima und nun der Ukraine-­Krieg zeigen, dass neue Wege zur Energiegewinnung gefunden werden müssen.

Einer, der vor vielen Jahren einen solchen Weg eingeschlagen hat, ist der Zumiker Matthias Dutli. Der Elektriker beschloss im Jahr 2006, sich vom Erdöl zu verabschieden. Dass der Firmenwagen weiterhin mit Diesel betrieben werden musste, nahm er zähneknirschend in Kauf. Aber die Heizung im Eigenheim musste weichen. Er entschied sich für eine Pelletheizung mit 3,5 Tonnen Verbrauch pro Jahr. Gleichzeitig installierte er eine zentrale Lüftung in dem 1955 erbauten Haus. «Alle sagten damals, dass dies nicht möglich sei für ein zweistöckiges Wohnhaus. Mittlerweile belüften wir damit drei Stockwerke.»

Höher und breiter

Drei Stockwerke, weil die Familie nicht nur eine weitere Etage oben draufgesetzt hat, das Haus wurde auch nach vorne verbreitert. Für vier Personen – Mutter, Vater und zwei Söhne – reichte der Platz einfach nicht mehr. «Die Jungs waren damals sieben und neun Jahre alt und hatten einen riesigen Spass, mit der Spitzhacke die Mauern einzureissen», erinnert sich der Vater. Über eine grosse Rutsche landete der Schutt in einer Mulde. Doch es wurden nicht nur neue Wände gezogen, auch die Lüftung wurde erweitert. Jeder Raum wird mit gefilterter Luft bedient. «Sogar der Keller fühlt sich an wie ein Wohnraum.» Die Wärme der Abluft wird auch weiterverwendet. Ob im Bade­zimmer (mit neuem Dampfbad) oder in der Küche: Die warme Luft trifft im Wärmetauscher im Keller auf kühlere Frischluft und erwärmt sich auf 17 bis 19 Grad. Mit der Heizung müssen für eine angenehme Wärme nur noch ein paar Grad draufgelegt werden. Verputzt wurde mit Lehm, da dieser Feuchtigkeit schnell aufnimmt und auch schnell wieder abgibt. In den Wohnräumen liegt ein Korkparkett. «Sehr warm», urteilt der Erbauer, der wie zum Beweis im Haus immer barfuss unterwegs ist.

Natürlich setzt Matthias Dutli auch auf Solarenergie. So hat er für warmes Wasser an der Südostfassade Kollektoren installiert. Der Clou: Der Winkel der Kollektoren lässt sich steuern. Fällt zum Beispiel Schnee, hängen die Kollektoren nach unten. So kann kein Schnee auf ihnen liegen bleiben. Kommt später – auch im Winter – die Sonne raus, werden die Kollektoren hochgefahren. Auf dem Hausdach findet sich eine Photovoltaik-­Anlage. Rund 5600 Kilowattstunden kann Matthias Dutli damit im Jahr produzieren. Parallel hat er durch den konsequenten Einsatz von LED-Lampen den eigenen Verbrauch senken können. «Ich teste im eigenen Haushalt aus, was ich anderswo einbaue, damit ich es auch mit gutem Gewissen anbieten kann.»

Der Nachbar wird auch versorgt

Unter anderem durch die neue Isolation des Dachs senkte er auch den Pelletverbrauch für die Heizung um ganze 2 Tonnen im Jahr. Die Heizung war eigentlich unterfordert. Da traf es sich, dass 2011 der Nachbar ebenfalls auf die Ölheizung verzichtete. Seitdem hängt er mit am System und der Verbrauch liegt wieder bei 3,5 Tonnen – was Matthias Dutli nur mässig freuen kann. Die Preise für Pellets sind extrem gestiegen. «Früher habe ich 320 Franken für die Tonne bezahlt, im Winter lag der Preis bei 680 Franken. Der Anstieg ist überhaupt nicht zu rechtfertigen», ärgert er sich.

Natürlich hat der Elektriker weitere Projekte im Visier. Ein grosses ­Thema ist die Speicherung von Energie. Immerhin muss er sich nicht mehr über den Dieselverbrauch seines Transporters ärgern. Er produziert nicht nur die 5600 Kilowattstunden im Jahr, sondern spart damit auch 2,9 Tonnen Kohlendioxid. «Das entspricht ungefähr 18 450 gefahrenen Kilometern», rechnet er vor. Wenn es irgendwie geht, fährt er sowieso lieber mit seinem E-Auto, das er 2011 kaufte, um den überschüssigen Strom sinnvoll zu verbrauchen. Es ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen und kann an der ganz normalen Steckdose geladen werden. Der Nachteil: Es hat nur eine ungefähre Reichweite von 130 Kilometern. Und trotzdem haben Matthias Dutli und seine Frau damit Kurzferien machen können. «Es muss eben sehr gut geplant werden», lacht er.

Platz für heimische Kunst

Mittlerweile ist es nicht mehr so eng im Haus. Die beiden Söhne sind ausgezogen. Damit ist Platz für die anderen Leidenschaften des Ehepaars. Zum Beispiel die Kunst. Zahlreiche Bilder und Skulpturen schmücken das Haus. Mit André Becchio und Corinne Käch sind auch heimische Künstler mehrfach vertreten. Platz ist auch für eine weitere Leidenschaft: Musik und Stimme. Veronique Dutli ist unter anderem als Soul-Voice-Therapeutin tätig.

Die Liebe zur Natur hört bei ­Matthias Dutli nicht vor der eigenen Haustür auf. Im Garten wächst Obst und Gemüse – geerntet wird, was Schnecken und Vögel übriglassen. Zusätzlich engagierte sich der Zumiker im Verein «Flugschneise Süd Nein», der sich seit Jahren gegen den Südanflug am Zürcher Flughafen und damit für mehr Lebensqualität in Zumikon einsetzt.

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