Von Aline Sloksnath ‒ 19. Mai 2023
Anfang 2023 lancierten die Zürcher Mittelschulen zum zweiten Mal ihren Kreativ-Wettbewerb. Unter dem Motto «Zwischenstunde» haben sich Mittelschülerinnen und -schüler aus dem Kanton Zürich in Bild, Film und Text gestalterisch ausgelebt und sich kreativ der Frage gestellt, was sie in ihrem Leben ausserhalb des Klassenzimmers begeistert, nervt, berührt. Rund 90 Jugendliche haben eine Arbeit eingereicht, 15 wurden Ende April prämiert. Das Gedicht «Tick-Tack» der Zollikerin Sofia Vuskovic ist einer dieser Gewinnerbeiträge. Die 15-jährige Schülerin ist im Zollikerberg aufgewachsen, besuchte bis zur 4. Klasse die Primarschule Rüterwis und lebte dann für zwei Jahre in Amerika. Heute besucht sie das Realgymnasium Rämibühl. Wir haben mit ihr über den Wettbewerb, ihren Text und dessen Hintergründe gesprochen.
Sofia Vuskovic: Ich habe bereits letztes Jahr mitgemacht. Meine damalige Deutschlehrerin am Gymnasium hat mich dazu ermuntert, und ich wollte es dieses Jahr nochmals probieren. Ich wollte, dass Menschen meinen Text lesen und sich dazu Gedanken machen. Ich wollte meinem Text eine Stimme verleihen.
Ich wollte mich mit etwas auseinandersetzen, das eine Dringlichkeit hat. In meinem Text geht es darum, dass viele immer sagen, man müsse handeln. Aber er bezieht sich auch auf das Nicht-Handeln. Es geht um das Zusammenleben in der Gesellschaft, den Klimawandel und um die Kommunikation zwischen Politik und Gesellschaft, bei der ich das Gefühl habe, dass sie fehlt. Ich wollte im Text vieles zur Interpretation offenlassen, denn schlussendlich bin nicht ich es, die entscheidet, wie der Text gelesen wird. Er soll zum Nachdenken anregen, denn wenn man nicht selber nachdenkt und kritisch ist, wird sich nichts ändern. Wir haben alle eine Stimme und müssen sie brauchen. Die Themen des Textes beschäftigen mich auch sonst. Ich bin noch jung und habe noch mein ganzes Leben vor mir. Es ist genau meine Generation, die mit den Konsequenzen leben muss.
Zuerst hatte ich nur das Ende des Textes, habe dann gesehen, dass der einzureichende Text etwas länger sein sollte. Anfänglich wollte ich nur zwei bis fünf Zeilen anhängen, doch dann konnte ich nicht mehr aufhören zu schreiben. Es gibt so vieles, das ich sagen will, wo einem manchmal auch die Worte fehlen. Ich habe probiert, das alles in meinen Text aufzunehmen. Als er dann fertig war, hat meine jetzige Deutschlehrerin ihn gelesen und mir ein sehr gutes und hilfreiches Feedback gegeben.
Ja, ich schreibe auch sonst gern und viel. Das Schreiben gibt mir eine Art Freiheit. Es hilft mir abzuschalten und für diese Zeit an nichts anderes zu denken. Das Schreiben wurde zu einem Teil von mir.
Ich wusste, dass an diesem Tag die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbes bekannt gegeben werden. Doch am Morgen fand ich nichts auf der Webseite. Als auch am Mittag noch nichts zu sehen war, dachte ich mir, es hat nicht geklappt. Doch dann bekam ich in der letzten Schulstunde eine E-Mail mit der Frage, wo der Preis hingeschickt werden soll. Erst da schnallte ich, dass ich gewonnen habe. Auf der Webseite sah ich dann, dass ich Zweite geworden bin. Da freut man sich schon sehr. Es ist schön, weil es bedeutet, dass ich meine Botschaft rüberbringen konnte.
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.