Fragen zur Fernwärme

Von Joël J. Meyer ‒ 1. Juni 2023

Am 30. Mai fand im Zolliker Gemeindesaal die zweite Informationsveranstaltung zum Fernwärmeprojekt der Netz­anstalt statt. Das Interesse des Publikums war gross.

Grosses Interesse für Fernwärme, fast alle Plätze im Gemeindesaal waren vergeben. (Bild: cef)
Grosses Interesse für Fernwärme, fast alle Plätze im Gemeindesaal waren vergeben. (Bild: cef)

Das grosse Aufkommen an der vergangenen Informationsveranstaltung zum Thema Fernwärme offenbarte das rege ­Interesse der Zollikerinnen und ­Zolliker für dieses Projekt. Patrick Dümmler, Zolliker Gemeinderat, und Adrian Sägesser, Geschäftsleiter der Netzanstalt Zollikon, informierten die Besucher während einer Stunde über das Fernwärmeprojekt «Energiecluster Lengg» und beantworteten danach eine Vielzahl von Publikumsfragen. Grundsätzlich seien laut Umfragen 80 Prozent der Bewohner im Versorgungsperimeter an einem Anschluss an das geplante Fernwärmenetz interessiert. Kritische Fragen gab es an der Veranstaltung dennoch.

Unklarheit über Anschlüsse

Alles dominierte die Frage, welche Liegenschaften effektiv an das neue Fernwärmenetz angeschlossen würden. Auf einer Karte wurden die zwei Versorgungsgebiete mit ihren etwaigen Grenzen präsentiert, auch Darstellungen der geplanten Netzleitungen wurden gezeigt. Eine abschliessende Liste der Gebäude, die für den Anschluss ans Fernwärmenetz in Frage kämen, gab es jedoch nicht. Die Anschlussfrage beschäftigt viele, zumal das Interesse für nachhaltige Technologie gross ist und einige Bewohner sich bereits konkrete Gedanken dazu gemacht haben. Geht beispielsweise die Lebensdauer einer Gasheizung auf ihr Ende zu, stellt sich die Frage, ob diese durch eine neue ersetzt werden soll oder ob in absehbarer Zeit ein Umstieg auf das geplante Fernwärmenetz möglich sein wird. Die Netzanstalt ­Zollikon rät in solchen Fällen, noch eine Weile zuzuwarten, bis die Anschlusspläne weiter konkretisiert wären.

Was das Heizen mit Gas betrifft, sei langfristig kein Abbau angedacht. Der Anschluss an das Fernwärmenetz, sofern sich die Liegenschaft im Perimeter befindet, sei kein Zwang, sondern stünde allen frei. Ausnahmen seien jedoch immer möglich. Wenn in Zukunft beispielsweise in einer Strasse lediglich eine Liegenschaft noch mit Gas beheizt würde, wäre der Erhalt der entsprechenden Gasleitung nicht mehr rechtfertigbar und müsste auch dieses letzte Gebäude sich an das Fernwärmenetz anschliessen – hier dürfte es sich jedoch tatsächlich um Ausnahmen handeln. Weiterhin möchte der Energieverbund auch aus strategischer Sicht nicht auf Gas als Energiequelle verzichten. Bei Engpässen ist eine Unterstützung der Wärmeproduktion von bis zu 15 Prozent mit Gas möglich. Was den Betrieb und die Versorgung betrifft, sei das Risiko auf einen Ganzausfall des Netzes sehr unwahrscheinlich, es handle sich um eine bewährte, überwiegend autonome Technologie.

Kosten und Urnengang

Der Anschluss an das Fernwärmenetz erfordert die Installation eines Wärmetauschers in der Liegenschaft, der das angeführte heisse Wasser des Pumpwerks dem jeweiligen Haushalt zuliefert und dort für den Heizungsbetrieb aufbereitet. Für den Einbau eines solchen Wärmetauschers ist ein einmaliger Anschlussbeitrag vorgesehen. Die Verwendung von Fernwärme sei mit vielen Vorteilen verbunden, zumal es sich um eine einfache Technik handeln würde, die keinen Service erfordert. Verrechnet werde die Wärme dem Verbrauch entsprechend und langfristig, geht man von einer Ausdehnung des Energieverbunds aus, kämen auch Kostensenkungen und Rabatte in Frage. Aktuell ist der Verbrauchspreis für Fernwärme zwar höher als der Gaspreis, langfristig jedoch, wenn die neue Technik sich etabliert hat und die Investitionen sich amortisieren, dürfte sich dies ändern.

Die Kosten des gesamten Projekts betragen 26 Millionen Franken, der grösste Kostenpunkt mit acht Millionen Franken ist der Bau der Seewasserfassung. Weil der Betrag als Rahmenkredit die Schwelle von fünf Millionen Franken übersteigt, wird an der Gemeindeversammlung vom 14. Juni über das Projekt abgestimmt. Zusätzlich entscheidet der Souverän am Urnengang vom 18. Juni über das gesamte Vorhaben, zumal das Projekt diverse Teilre­visionen der Gemeindeordnung und Statuten der Netzanstalt Zollikon voraussetzt. Damit das Fernwärmeprojekt realisiert werden kann, bedingt es die Zustimmung an beiden Wahlgängen. Kommt das Projekt durch, ist der Baubeginn im Jahr 2024 geplant; die erste Wärmelieferung wäre dann ab dem Herbst 2026 möglich. Um die Bevölkerung auf dem Laufenden zu halten, beabsichtigt die Gemeinde Zollikon, eine Online-Informationsplattform aufzuschalten.

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