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Zwischen Gebeten, Gletscherwanderungen und Geschenken

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 1. Juni 2023

Es ist oft ein grosser Tag: Die Familie kommt zusammen, es gibt Briefumschläge, das Outfit ist elegant. Warum lassen sich Mädchen und Jungen ­konfirmieren? Was bedeutet diese Zeit? Ein Interview mit Pfarrerin Adelheid Jewanski.

Bei einer Gletscherwanderung haben die Konfirmandinnen und 
Konfirmanden gemeinsame Erlebnisse geschaffen. (Bild: zvg)
Bei einer Gletscherwanderung haben die Konfirmandinnen und Konfirmanden gemeinsame Erlebnisse geschaffen. (Bild: zvg)

Warum gehen Mädchen und Jungen in den Konfirmandenunterricht? Was ist die treibende Motivation oder gibt es unterschiedliche Beweggründe?

Es gibt unterschiedliche Motivationen, zum Beispiel die, dass die ­Kolleginnen und Kollegen auch teilnehmen. Manche sehen sich wegen unterschiedlicher Schulen nur im Konfirmationsunterricht. Im Unterricht selbst wird Austausch und ­Gespräch zu ganz verschiedenen Themen geschätzt. Es gibt ausserordentlich diskussionsfreudige Gruppe und solche, in denen die Jugendlichen sich erst allmählich mit ihrer Meinung «raustrauen». Das Konflager motiviert in der Regel sehr – vor allem wenn es ein Segellager in Holland ist. Oder eines mit Klettern und Riverrafting in den Bergen. Motivierend ist auch das Fest mit Geschenken und der Möglichkeit, sich bei der Feier in der Kirche mit eigenen Gedanken, Kreationen oder High Heels zu zeigen.

Was bedeutet die Konfirmation für Eltern und Grosseltern?

Für Eltern ist es häufig eine Familientradition, die sie auch um ihrer eigenen Eltern willen weiterführen möchten. Die Bedeutung als Familienfest, bei der die oder der ­Jugendliche im Zentrum steht und sich Gotte und Götti Zeit nehmen und extra anreisen, ist nicht zu unterschätzen.

Was soll während der Konfirmationszeit vermittelt werden?

Zuerst einmal eine gute Gruppen­erfahrung. Neben der Begegnung mit biblischen Inhalten und deren Aktualisierung soll vor allem die Auseinandersetzung mit allgemein menschlichen Themen Raum haben. In diesem Jahr war das Thema Tod einschliesslich Führung im Krematorium ausführlich an der Reihe. ­Zudem gehört meist ein gemeinsamer Ausstellungsbesuch, etwa zum Thema Glück oder Anne Frank, und eine Nachlese zum Programm.

Die Inhalte des Unterrichts haben sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Richtet sich die Kirche zu stark nach den Interessen der «Kundinnen und Kunden» oder muss sie sich mit verändern?

Da «die Kirche» aus unterschiedlichen Menschen respektive Unterrichtenden besteht, sind auch die Inhalte so. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden könnten die ­Inhalte mitbestimmen, sind aber meist froh, wenn es Vorschläge gibt, aus denen sie auswählen können.

Traditionell wird zur Konfirmation Geld geschenkt. Ist das auch eine Motivation oder eher eine gute ­Gelegenheit für eine grössere Anschaffung?

Auch das gehört zur schönen Tradition des Fests. Ich erinnere mich jedenfalls, dass ich mich dazumal selbst sowohl über die Dinge wie auch über das Geld gefreut habe. Ich habe gehört, dass Mädchen häufig Schmuck geschenkt bekommen. Wichtig ist es doch, dass es den Wünschen oder dem Geschmack der Jugendlichen entspricht.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude an dieser Zeit?

Die Begegnungen mit den Jugendlichen und ihre rasante Entwicklung in nur einem Jahr zu beobachten. Zum Beispiel werden aus drei ständig «giggelnden» Buben fast erwachsene Gegenüber mit eigener Meinung.

Ist es besonders schön, bei der Konfirmation eine volle Kirche zu ­haben oder ist es auch ein bisschen traurig, weil die Gottesdienste ­ansonsten viel schwächer besucht sind?

Ich persönlich finde die Stimmung in der Kirche wichtig, und diese ist meist besser, wenn nicht zu wenige da sind. Allerdings hängt sie von den Teilnehmenden ab. Je nachdem, mit welcher Offenheit, Interesse und Wohlwollen sie da sind, wirkt sich das unmittelbar aus. Qualität ist auch in diesem Fall wichtiger als Quantität.

Was ist das Besondere an den ­Freizeiten, von denen viele lange danach noch schwärmen?

Das müsste man die Schwärmenden grad direkt fragen. Ich denke, es ist das gemeinsame Erlebnis in besonderer Umgebung. Und dazu gehört auch, etwas auszuprobieren, wozu es Mut braucht. Die aktuellen Konfirmanden und Konfirmandinnen sagten, es seien die speziellen Sachen wie das Baden im Bergsee oder die Gletscherwanderung gewesen, auch das gemeinsame Volleyball spielen.

Was sind Themen, die die Jugendlichen besonders interessieren?

In meiner jetzigen Gruppe sind das Tiktok, Sport und Sportspiele anschauen, Musik, soziale Medien, Zeit mit Kollegen, Filme schauen.


Adelheid Jewanski ist Pfarrerin
in der Reformierten Kirche
Zollikon-Zumikon. (Bild: zvg)


Die ersten Schritte

Die reformierte Kirche bietet vielfältige Angebote vor dem eigentlichen Konfirmationsunterricht.

Der Einstieg für Schüler und Schülerinnen beginnt in der zweiten Klasse mit regelmässigem Unterricht. Gekoppelt an die Schulhäuser, findet dieser parallel in Zollikon, Zollikerberg und Zumikon statt. In der vierten Klasse gibt es dann Angebote wie den regelmässigen Unterricht, den Blockunterricht am Freitagabend und Samstagmorgen oder das Tageslager. «Da viele Mädchen und Jungen neben der Schule noch weitere Hobbys verfolgen, können sie individuell auswählen», erläutert Katechetin Susanne Schnitzler. Während der Jugendkirche von der fünften bis zum Ende der siebten Klasse werden Gesprächsgruppen, Besuche in der Blinden Kuh, Ausflüge oder der monatliche Chill-Abend angeboten. Ansprechpartner für die Jugendkirche in Zollikon und Zumikon ist Phil Krajina.

Während dieser Zeit können die ­Jugendlichen die Kirche näher ­kennenlernen und entscheiden, ob
sie überhaupt konfirmiert werden möchten. Susanne Schnitzler: «Es gibt zum Beispiel Familien mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen, deren Kinder in beide reinschnuppern möchten, um sich dann zu entscheiden.» Auch wenn beide Elternteile christlich geprägt seien, möchten manche, dass das Kind selbst den Schritt beschliesst.

Immer wieder würde auch bei den Jüngeren darüber gesprochen, was Konfirmation überhaupt ist. «Manche haben vielleicht ältere Geschwister, die davon erzählen können. Und da im Unterrichtszimmer viele Freizeitbilder hängen, machen auch diese Lust auf diesen Schritt.» Während der Lager lasse sich zudem Gemeinschaft erfahren – ein wichtiger Aspekt der Kirchgemeinde. Für die Pfarrpersonen sei das eine gute Gelegenheit, die Jugendlichen in einem ganz anderen Kontext zu erleben.

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