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Herzensprojekt am Wehrenbach

Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 9. Juni 2023

An der Informationsveran­staltung «Erhalt der Trichten­hausermühle» wurden letzte Woche die Gründe und Ziele des ­Quartiervereins Zollikerberg dargelegt und diskutiert.

Mit dem Restaurant Trichtenhausermühle sind viele Erinnerungen und Emotionen verbunden, Fotografie um 1900. (Bild: zvg)
Mit dem Restaurant Trichtenhausermühle sind viele Erinnerungen und Emotionen verbunden, Fotografie um 1900. (Bild: zvg)

Viele eingesessene Zollikerinnen und Zolliker folgten der Einladung des Quartiervereins Zollikerberg in den Gerensaal. Initiant Fritz Wolf startete mit einem Überblick der Ein­zelinitiative, die am 14. Juni zur ­Abstimmung kommt – und vom ­Gemeinderat ein Konzept für den Erhalt des beliebten Restaurants am Wehrenbach fordert. Im Wesentlichen setzt sich der Vorstand des Quartiervereins für den Traditionsbetrieb ein; doch Initiativen auf Gemeindeebene können nur von einer Person eingereicht werden. Für Fritz Wolf ist die bis Ende März geführte Gaststätte eine Erfolgsgeschichte und die Liegenschaft an sich iden­titätsstiftend. Er machte deutlich, dass Besitz und Führung eines Restaurants keine Staatsaufgabe seien, zeigte aber anhand externer Vor­zeigebetriebe in Gemeindebesitz, dass diese durchwegs erfolgreich geführt werden: Kittenmühle in Herrliberg, Villa Sunneschy in Stäfa und Fischerstube in Zürich.

Geschichtlicher Exkurs

Die Trichtenhausermühle hat eine tausendfünfhundertjährige Geschichte. Martin Hübner, Redaktor des Zolliker Jahrbuchs, erzählte vom Allemanne Truchtilo, der sich vor rund 1500 Jahren im Gebiet des heutigen Wilhofs niederliess. Der Ortsname «truhtilhusa» wurde am 28. April 946 urkundlich erwähnt; er umfasst die Mühle am Wehrenbach und die Weiler Wilhof und Unterhub. Erstmals erwähnt ist die Mühle «Trichtilhusen» 1417 im Steuerbuch der Stadt Zürich, der Müller hiess Uli Fritig. Diverse Besitzer erlebten in den folgenden Jahrhunderten Hochs und Tiefs. Ein katastrophales Hochwasser riss am 8. Juli 1778 einen grossen Teil der Gebäude weg. 1872 erwarb die heutige Besitzerfamilie Heer die Trichtenhausermühle. Martin Hübner: «Die Gaststätte war seit jeher ein beliebtes Lokal für Vereine, Versammlungen, Familienfeiern und vieles mehr. ­Damit verbunden sind zahlreiche Erinnerungen und Emotionen.»

Nutzungsmöglichkeiten und Finanzierung

Philipp Flück, Immobilienentwickler aus Zollikerberg, erläuterte verschiedene Kauf- und Nutzungsoptionen. Die Trichtenhausermühle liegt in der Kernzone. Für Wohnen, Büro und Gewerbe eigne sich die Liegenschaft eher weniger, für eine Nischennutzung und ein Restaurant an dieser idyllischen Lage hingegen sehr gut.

Da die Weiterführung als Restaurant umfangreiche Sanierungs­arbeiten und Anpassungen an neue gesetzliche Vorschriften erfordert, hat sich der Eigentümer entschlossen, die Liegenschaft zu sieben Wohnungen und einem Atelier umzubauen. Die Baugenehmigung liegt vor. Er hat sich jedoch zu Verhandlungen mit der Gemeinde bereit erklärt.

Initiant Fritz Wolf ist überzeugt: «Die Trichtenhausermühle ist ein traditionsreicher Treffpunkt und Wohlfühlort für die Bevölkerung von Zollikerberg.» Allein der Geschichte wegen sei es wert, sich in der Gemeinde damit zu beschäftigen. Gemeinderat Patrick Dümmler beantwortete die Frage nach einer allfälligen finanziellen Beteiligung: «Alles läuft darauf hin, dass die Gemeinde Zollikon eine Finanzierung à fonds perdu leisten müsste, ob als Aktiengesellschaft, einer einmaligen Zahlung, mit Kredit und privatem Servitut oder im Tausch mit einer Liegenschaft.» Auch die kostspielige Projektarbeit, Ausschreibung und Abstimmung, wie bei der Zentrumsplanung Beugi, sei nicht zu vernachlässigen.

In der Schlussdiskussion wurde klar: Einige Anwesende wünschten unbedingt eine Prüfung des Ankaufs bzw. eine Finanzierung durch die Gemeinde. Nur ein Teilnehmer sprach sich vehement gegen einen Kauf durch die Gemeinde aus: Ein Restaurant stehe nicht auf der Prioritätenliste.

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