Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 2. November 2023
Wir sind den ganzen Tag von Kommunikation umgeben. Das Radio dudelt, der Fernseher läuft, Werbeplakate schreien uns an, und permanent kommen neue Nachrichten über das Smartphone. Doch selbst in absoluter Stille findet Kommunikation statt – über den Körper. Das wissen vor allem Balletttänzer, die mit ihrem Körper und ihrer Mimik ganze Geschichten erzählen müssen. So auch Alba Sempere Torres und Ivan Gil Ortega Vaquerizo. Die beiden Spanier waren als Tänzerin und Tänzer, auf vielen Bühnen dieser Welt zu sehen, waren und am Montag beim Kulturkreis Zumikon im Kirchgemeindesaal zu Gast. Mittlerweile zu alt für die Bühne haben sie unterschiedliche Wege eingeschlagen: Er arbeitet als Choreograf, sie ist im Marketing fürs Opernhaus Zürich tätig. Parallel arbeiten sie als Coaches und Übersetzer von eben der Körpersprache. Natürlich sei Bewegung in erster Linie gut für die körperliche und geistige Gesundheit, doch auch zwischenmenschliche Beziehungen könnten damit genährt werden.
Der Körper kann vieles ausdrücken: Freude, Trauer, Überraschung, Stolz oder auch Wut. «Ein Körper redet immer, und wer diese Sprache versteht, ist klar im Vorteil», meinte Ivan Gil-Ortega Vaquerizo. Als Beispiel führte er den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama an. Dieser habe wie kaum ein anderer Politiker einen Raum betreten und für sich einnehmen können. Wie eine Sprache unterschiedliche Dialekte habe, variiere auch die nonverbale Kommunikation von Land zu Land. «Wir erkennen sofort, wenn ein Italiener in einer Gruppe ist.» Das Paar demonstrierte, mit wie wenig Bewegung ein Statement zu machen ist. Und es zeigte mit Übungen, welche das Publikum mitmachen konnte, wie sich Bewegung auf das eigene Gefühl auswirken kann.
So wie der Körper ein Gefühl oder eine Stimmung ausdrücken kann, vermag das Bewusstsein auch die Körperhaltung zu beeinflussen. Wer denkt, er sei stark und selbstbewusst, nimmt automatisch eine andere Haltung ein. Mehr noch: Wer lacht – auch ohne amüsiert zu sein – stärkt damit eine positive Einstellung. Im Normalfall aber lügt der Körper nicht. «Die unbewusste Bewegung ist eigentlich immer die ehrliche», erklärte Alba Sempere Torres, die lange Jahre auch im Ballett Zürich tanzte. So können auch Kinder, die noch nicht sprechen, mit Gesten und Mimik (im schlimmsten Fall auch lautstark) zeigen, was sie möchten.
So wie Körper sprechen, so antworten sie auch. «Kinder, die lachen, sind nicht immer wirklich belustigt. Sie fordern eine Reaktion.» Ebenso funktioniere es bei Erwachsenen. Eine ablehnende Körperhaltung auf der einen Seite erzeuge beim Gegenüber spontan Skepsis oder Distanz. Im Anschluss an ihren lebendigen Vortrag ergaben sich beim Apéro noch Gespräche mit der Tänzerin und dem Tänzer.
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