Von Franziska Müller ‒ 10. Mai 2024
Ein lauer Sonntagabend an der Alten Landstrasse 45. Viele Nachbarn, aber auch Interessierte von weiter her versammeln sich im Althus. Es wird geredet und gelacht, der Garten vor dem ehemaligen Wirtshaus füllt sich – und alsbald auch der Gesellschaftsraum der Althus-Wohngemeinschaft. Es sind schätzungsweise um die siebzig Besucherinnen und Besucher. Schon im Vorfeld war klar, die Plätze an diesem 5. Mai werden rasch ausgebucht sein. Es ist ein besonderer Anlass, wenn ein hochkarätiges Künstlerpaar sich einfach auf ein Sofa setzt.
Elke Heidenreich liest Ausschnitte aus ihren drei jüngsten Büchern «Alles kein Zufall», «Männer in Kamelhaarmänteln» und «Ihr glücklichen Augen». Geschichten aus dem Leben, wie wir sie alle kennen, aber wie nur diese Autorin sie so schreiben und erzählen kann. Geschichten um Liebe und Verliebtsein, Alleinsein und Reisen in die Metropolen der Welt. Es ist, als würde man die Perspektive wechseln und die verrückten oder banalen Facetten des Lebens in anderem Licht sehen. Das Publikum dankt es mit begeisterten Zwischenrufen, Applaus und herzhaften Lachern. «Texte und Töne» – sie stehen gleichbedeutend nebeneinander. Der Pianist Marc-Aurel Floros versteht es, mit seinen «Tönen» in einen Dialog mit der Vorleserin zu treten und die Balance zu halten zwischen lustig und melancholisch.
Frank Eyhorn, einer der Initiatoren und Gastgeber, lädt im zweiten Teil des Abends zur kleinen Talkrunde. Man erfährt: Marc-Aurel Floros ist nicht nur der Mann am Piano, er ist auch der Mann an der Seite von Elke Heidenreich. «Der grosse Altersunterschied zwischen uns Liebenden macht vieles einfacher», erklärt sie. Die beiden sind seit zwanzig Jahren ein Paar – die 28 Jahre Unterschied beschäftigt die Leute. «Wir sind ein Paar, über das deshalb viel gerätselt wird – ähnlich wie über die Macrons in Frankreich. Allerdings haben wir noch vier Jahre mehr als diese», sagt sie lachend. Elke Heidenreich ist 81, man rechne. «Es ist einfach gut zwischen uns», ergänzt sie. Zudem sei es wundervoll, mit Marc-Aurel einen Pianisten im Haus zu haben. Stehe mühsame Hausarbeit an, rufe sie einfach laut: «Mozart!» oder «Rachmaninov!». Wenn er dann spiele, gehe alles leichter.
Nicht nur Beziehungsgeschick, auch das Wohnen, das Altern und der Tod sind Gesprächsthemen. Nur soviel: Elke Heidenreich kann auch schwere Themen so leicht ansprechen, dass sie heiter werden.
Der intime Abend in grosser Runde konnte stattfinden, weil viel freundschaftliche Beziehung im Spiel ist. Die Initianten und Gastgeber Markus Tischer und Frank Eyhorn sind bestens bekannt mit der Schriftstellerin; Frank Eyhorn ist Produzent des Literaturklubs am Schweizer Fernsehen. «Ich musste ja kommen», meint Elke Heidenreich, «ist ja mein Chef!» Und wieder ist er da, der Schalk, mit der uns die Schriftstellerin abholt.
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