Mit Wertschätzung

Von Franca Siegfried ‒ 24. Mai 2024

Aus seinem Beruf mit Menschen schöpft er Kraft. Dafür hat er einen langen Ausbildungsweg in Kauf genommen. Der Arbeits- und Organisationspsychologe Alex Ackermann kümmert sich heute als Selbstständiger um die emotionale Kompetenz in Teppichetagen.

Der Mann für Emotionen: Der Zolliker Arbeits- und Organisationspsychologe Alex Ackermann findet, jeder Mensch sollte in seiner Einzigartigkeit gesehen und gefördert werden. (Bild: fms)
Der Mann für Emotionen: Der Zolliker Arbeits- und Organisationspsychologe Alex Ackermann findet,
jeder Mensch sollte in seiner Einzigartigkeit gesehen und gefördert werden. (Bild: fms)

Alex Ackermann erzählt von seiner Kindheit, seinem beruflichen Werdegang, von Bildung. Dabei schlüpft ihm das Wort «Wertschätzung» immer wieder zwischen seine Ausführungen. Wertschätzung zählt der Arbeits- und Organisationspsychologe zu seiner Grundhaltung, so steht es auch in seiner Karriereübersicht. Über Wertschätzung berichtet er jedoch auch als Berater für Personal- und Führungsentwicklung. ­Jeder Mensch sollte in seiner Einzigartigkeit gesehen und mit den entsprechenden Fähigkeiten gefördert werden. Seit letztem Herbst leitet er als Selbstständiger den Zürcher Standort von iek, dem Institut für emotionale Kompetenz. Das ­Institut, spezialisiert auf Kader­selektion, Assessments und Personalentwicklung, existiert seit 2001 in Bern. Die Berner Kundschaft ist geprägt von der öffentlichen Hand und NGOs. «In Zürich akquirieren wir vermehrt in der Wirtschaft», erklärt Alex Ackermann. Er sitzt auf der Terrasse an der Rütistrasse mit Blick auf den See und eine zitronengelbe Villa. «Für Kundentreffen miete ich je nach Anlass passende Räumlichkeiten in der Stadt», sagt der 47-Jährige. «Es ist erstaunlich, wie gross das Angebot ist. Sogar die Mietpreise sind akzeptabel geworden.»

Von Zug nach Berlin bis Australien

Alex Ackermann lernte Mitte der 1990er-Jahre Buchhändler bei Bücher Balmer in Zug. Weitere Kenntnisse erwarb er sich bei einem ­viermonatigen Lehrgang an der Buchhändlerschule in Deutschland. Seine erste Stelle fand er bei Hugendubel in Berlin. «Das war eine aufregende Zeit in der Grossstadt mit drei Millionen Einwohnern. Ich war jung, neugierig und erlebte so das vielfältige wilde Kulturleben.» Er hatte kurz vor dem 18. Geburtstag noch einen Pass in Deutschland beantragt, da seine Mutter deutsche Wurzeln hat. Für bessere Englischkenntnisse reiste er nach Australien, der Sprachaufenthalt sollte drei Monate dauern, daraus wurde ein Jahr. Zurück in Berlin zog es ihn wieder in die Schweiz – nach Zug in die Buchhandlung Balmer. Mitte 20 bekam er eine Stelle in Zürich bei Orell Füssli im Hauptgeschäft Kramhof. Dort startet seine Karriere, bald war er verantwortlich für die Abteilung Fachliteratur.

Im zweiten Bildungsweg

Aufgrund der Führungserfahrung bei Orell Füssli begann sich Alex Ackermann für Arbeits- und Organisationspsychologie zu interessieren, zumal er sich als Buchhändler ein breites Wissen aneignen konnte. «Dieses wollte ich noch vertiefen.» Also entschied er sich, die Berufsmatura in Fachrichtung Wirtschaft zu absolvieren. 2014 hatte er seinen Bachelor of Science in Angewandter Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz, FHNW in der Tasche. «Ich war mit Abstand der Älteste im Semester, es war jedoch eine gute Erfahrung.» Sein nebenberufliches Engagement als Mitglied des Genossenschaftsrats der Migros dauerte fünf Jahre, zuletzt als dessen Präsident. Der Rat besteht aus 60 Abgeordneten, Frauen bilden eine Mehrheit. Er kann zusammen mit der Verwaltung Grundsätzliches zur Geschäftspolitik veranlassen. «Ich war damals 30 Jahre alt und hatte teilweise andere Ideen als die Mehrheit der Räte.» Mit Abschluss des Bachelors trat er auch aus dem Migros Genossenschaftsrat.

Einblick in die Personalentwicklung

Nachdem Alex Ackermann sich für ein Masterstudium entschlossen hatte, musste er den Buchhandel für eine Hochschul-Praktikums­stelle bei der SBB in Wankdorf (BE) verlassen. Mit 37 Jahren bekam er erstmals einen vertieften Einblick in die Personalentwicklung der SBB mit 35 000 Mitarbeitenden. Er befasste sich mit Personalbeurteilung, Talentmanagement, Stressprävention im Rahmen des Gesundheitsmanagements des Personals – oder er plante Kaderfrauentage. 2017 war die Masterarbeit geschrieben, die Prüfungen bestanden, der Master of Science in angewandter Arbeits- und Organisationspsychologie überreicht. Das zeitintensive Studium mit diversen Praktikumsstellen war nicht nur lehrreich: «Inhaltlich eine reiche aber materiell knappe Zeit. Ich lebte mit meinem Partner in einer Zweizimmerwohnung mit wenig Komfort in Zürich Wiedikon.» Die Suche nach einem neuen Arbeitsfeld war mit einigen Hürden und Sackgassen gespickt.

In Zollikon angekommen

Heute bietet Alex Ackermann mit Lebenserfahrung und spätem Studium eine Beratung, welche nicht nur auf Theorie basiert. In seinem Beruf schöpft er Kraft und Begeisterung. Als einziges Hobby betreibt er im Fitnesscenter Bodypump, Krafttraining und Spinning. Die Freizeit verbringt er mit seinem Partner und im Freundeskreis – zusammen wird gewandert, gekocht. Sie alle haben ihn in der intensiven Zeit des Studiums begleitet. So hat ihm eine Freundin und deren Familie die prächtige Wohnung an der Rütistrasse ermöglicht. In Zollikon ist er angekommen. Er ist Mitglied im Kulturkreis – und den Spaziergang Allmend–Rumensee liebt er. Er kauft im Dorf ein. Das Urbane von Wiedikon mit Take-Away an jeder Ecke ist vorbei. Sein Partner hat sich sogar in Zollikon einbürgern lassen. «Ich bin jeweils beeindruckt von der Gemeindeversammlung.» Hier erlebt Alex Ackermann, im Gegensatz zur Stadt, die direkte Demokratie nah bei den Menschen.

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