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Nachgefragt: Wie begegnet der Gemeinderat der Kritik an der neuen Führung der Buslinie 910?

Von Franziska Müller ‒ 31. Mai 2024

Der Fahrplanwechsel 2025 mit der neuen Führung der Buslinie 910 beschäftigt viele, vor allem Ältere. Kritisiert wird, dass der 910er nicht mehr über den Bahnhof Tiefenbrunnen, sondern vom und zum Bahnhof Zollikon verkehrt. Eine Unterschriftensammlung dagegen, die just vom Quartierverein Zollikerberg lanciert wurde, zeigt den Unmut der Betroffenen.

Wie der Bus 99, soll auch der Bus 910 in Zukunft vom Bahnhof Zollikon aus fahre. (Bild: zzb)
Wie der Bus 99, soll auch der Bus 910 in Zukunft vom Bahnhof Zollikon aus fahre. (Bild: zzb)

Herr Ullmann, was haben die Pläne des Zürcher Verkehrsverbunds ZVV zum Fahrplanwechsel 2025 im Gemeinderat ausgelöst? Und wie handhabt er die Kritik an der neuen Linienführung des 910er-Busses?

Der Gemeinderat ist sich bewusst, dass die angepasste Linienführung von Bus 910 Vor- und Nachteile auf die künftige Nutzung hat. In der Summe hat er sich aber für eine verkürzte Linienführung ausgesprochen. Die komplexen Zusammenhänge der verschiedenen ZZV-Angebote verlangen detaillierte Erklärungen.
Einen bedeutenden Vorteil sieht der Gemeinderat darin, dass der Anschluss an das Quartier Sennhof neu bis in die späten Abendstunden – also bis «Betriebsschluss» – gewährleistet wird. Jetzt müssen sich die Bewohnerinnen und Bewohner nach 20 Uhr privat organisieren, weil der Bus nach 20 Uhr im Zollikerberg vorzeitig wendet.

Auch für Reisende ins Seefeld gibt es Vorteile: Statt einer Wartezeit im Tiefenbrunnen steigt man neu am Dufourplatz um und hat dann Direktanschluss ins Seefeld. Die Umsteigezeiten am Dufourplatz sind zeitlich garantiert. Die Haltestelle des 910er-Busses ist künftig an der Bergstrasse, wo bereits heute der 77/99 hält. Die Umsteigedistanz beträgt wenige Meter. Wer ohne Umsteigen am Dufourplatz auf die S16 will, fährt neu bis Bahnhof Zollikon.

Wie kam es zum Entscheid, die bewährte Linienführung aufzugeben? Hat der ZVV die Bedürfnisse der Benutzergruppe abgeklärt? Anders gefragt: Wem nützt die neue Linienführung?

Wie oben beschrieben; der grösste Nutzen ist die Anbindung ans Sennhofquartier über 20 Uhr hinaus und die Direktanbindung ab Dufourplatz ins Seefeld – heute fährt einem ja der 2er oder 4er im Tiefenbrunnen vor der Nase weg. Und: Die Linienführung wird angepasst, nicht aufgegeben.
Es gab unter der Federführung des ZVV ein breites Vernehmlassungsverfahren; auch die Bevölkerung konnte sich einbringen. Der ZVV führte Nutzungserhebungen durch und machte Vorschläge für die ­Anpassung des Liniennetzes. Der Gemeinderat nahm diese Empfehlungen entgegen und gab seine Stellungnahmen zusammen mit den Einwänden an die Regionale Verkehrskonferenz RVK weiter, die
sie dem Verkehrsrat unterbreitete. Zum Schluss ist es der Verkehrsrat, der entscheidet.

Wie begegnen Sie dem Bedürfnis nach «Barrierefreiheit»?

Auch wenn Rampen für Menschen mit Gehbeeinträchtigungen bestehen, ist die Situation für den ­Gemeinderat unbefriedigend. Er verlangt die Verbesserung der ­Zugänglichkeit. Alternativ bleibt das Umsteigen am Dufourplatz, um am Tiefenbrunnen ebenerdig auf den Zug S16 umsteigen zu können. Stadtauswärts, zum Beispiel abends, ist der Anschluss auf den 910er ab Bahnhof Zollikon gewährleistet. Schon heute ist für geh­beeinträchtigte Menschen das ­Umsteigen sowohl im Bahnhof Tiefenbrunnen als auch in Zollikon schwierig. Deshalb verlangt der Gemeinderat den Ausbau des Bahnhofs Zollikon für den Linksausstieg, damit die Unterführung gemieden werden kann. Eine Anmerkung: Züge fahren links; anders als der Strassenverkehr. Also kommen die Züge in Zollikon bergseitig an. Da dort ein «totes» Gleis ist, wäre ein Linksausstieg durchaus möglich.

Sind diese baulichen Massnahmen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 fertiggestellt?

Die nötige Haltestelle an der Bergstrasse besteht bereits (Buslinie 77/99), am Dufourplatz auch. Für den Bahnhof Zollikon hat der Gemeinderat Massnahmen zur Verbesserung verlangt.

Nachgefragt bei Sascha Ullmann, Gemeindepräsident von Zollikon. (Bild: zvg)

Nachgefragt bei Sascha Ullmann, Gemeindepräsident von Zollikon.

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