Von Franca Siegfried ‒ 7. Juni 2024
Grosses «Kino» für die Rad-WM 2024. In 15 Wochen wird der Start sein. Referenten und eine Referentin von Kanton, Organisationskomitee, Gemeinde, wie auch Gemeindepräsident Sascha Ullmann und Gemeinderat André Müller sitzen im Gemeindesaal für die Veranstaltung UCI Rad- und Para-Cycling-Strassen-WM 2024. Gegen 240 Zollikerinnen und Zolliker sind da, viele Gewerbetreibende. Eine Stunde Information mit Marketing-Video des OK zur Einstimmung. Eine weitere Stunde Fragen aus dem Publikum: Viel Diskussionsstoff, Fakten werden nachgefragt, Zwischenrufe, verhaltenes Klatschen.
Gemeindepräsident Sascha Ullman beschreibt den organisatorischen Aufwand der Gemeinde. Schon jetzt ist eine Arbeitsgruppe mit zehn Personen im Einsatz. Eine Hotline steht der Bevölkerung zur Verfügung, Informationen werden auf der Zolliker Webseite aktualisiert und im Zolliker Zumiker Bote gedruckt. Die Kantons- und Gemeindepolizei ist im engen Austausch: Gute Planung sei das A und O. Die Sperrzeit, welche die Bevölkerung einschränke, an gewissen Stunden auch aussperre, sei nicht von ihnen. Das betont die Polizei mehrmals. So ist die Seestrasse von morgens 7 bis abends 18 Uhr nicht befahrbar. Präsentiert wird ein Ortsplan mit gelb markierten Bereichen, in denen keine Weg- und Zufahrt mehr möglich ist. Zu Fuss schon. Die Polizei führt aus, was die Kantonsregierung unter der Ägide von Mario Fehr zusammen mit der UCI geplant hat. Die Polizei warnt auch, dass bei Strassen mit kleinem Gefälle die «Gümmeler» mit bis zu 90 Stundenkilometer vorbeisausen. An kritischen Stellen wird mit Gittern zum Schutz von Bevölkerung und Publikum abgesperrt. Die Leitung der Schule Zollikon muss die Eltern benachrichtigen, damit sie ihre Kinder je nach Schulweg begleiten, da viele Rennen parallel zum Schulbetrieb stattfinden werden. Ein erstes Schreiben ist unterwegs.
Der Kanton wird für die Renntage zwei Übergänge für Fussgänger bauen. Während am Rennen die Inklusion als Premiere gefeiert wird, werden die Übergänge im Sennhof und am Dufourplatz kaum behindertengerecht sein. Ein hörbares Aufschnaufen im Publikum bei der Bestätigung, dass der Kreisel am Dufourplatz bestehen bleibt. Man diskutiert über Zu- und Wegfahrt im sogenannten «Binnengebiet», es sind erstaunliche Wortkonstruktionen zu hören, zum Beispiel «transitieren». Kurzum, wer bei der Kreuzung Itschnach durchfahren möchte, der brauche ein Badge. Damit will die Kantonspolizei unnötige Zufahrten vermeiden. Die Bewilligung sei online erhältlich – mit dem polizeilichen Rat, sich früh genug darum zu kümmern. Und was ist mit dem öffentlichen Verkehr? Sie seien die letzten, die noch fahren dürften, meint der VBZ-Vertreter. Während den Renntagen sei der aktualisierte online-Fahrplan zu beachten. Nur S-Bahn und Forchbahn werden normal unterwegs sein.
Was ist mit der Blaulichtorganisation? Gemäss Gemeinderat André Müller können Feuerwehr und Blaulicht jederzeit ausrücken. Eine Zollikerin bemerkt, dass es kein Notfallszenario für Tiere gebe. Insgesamt 500 Wohneinheiten bekommen vorübergehend eine Parkkarte, da sie die Autos während der Renntage nicht benützen können. Zusätzliche Parkplätze müssen geschaffen werden. Schleichwege im Wald sind abgesperrt und wirken zugleich prophylaktisch gegen wilde Camper. Das Problem der eingeschränkten Abfallentsorgung wird mit zusätzlichen Containern entschärft usw. An diesem Abend ist das Engagement der Beteiligten von Gemeinde und Kanton bis zur hintersten Reihe spürbar. Die informellen Gespräche beim Apéro drehen weiter. Wer hat diesen Gigantismus in Zürich erlaubt? Wir sind eine Demokratie und stimmen doch über alles ab. An eine Verweigerung der Durchfahrtsbewilligung sei jedoch nicht zu denken, da die betroffenen Strassen dem Kanton zugeordnet sind. Eine Gewerbetreibende bekommt von kantonaler Seite nochmals die Bestätigung, dass keine Kurzarbeitsentschädigung vorgesehen ist, egal ob ihre Kundinnen wegbleiben. Über weitere Kredite müsse das Kantonsparlament früher oder später sprechen. Die Gemeinde selbst rechnet vorerst mit 30 000 Franken. Das Marketing-Video des OK zeigt auch, wie der UCI-Tross aus 75 Nationen durch den Kanton brausen wird. Kann ein Spuk neun Tage dauern?
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