Auf den Spuren der Gelbbauchunke

Von Franziska Müller ‒ 14. Juni 2024

Der Spaziergang auf Einladung des Naturnetzes Pfannenstil führte durch schattige Pfade und zu Naturoasen, nicht aber zur Sichtung der hübschen Amphibie. Trotzdem ein Ausflug mit wertvollen Einsichten und Begegnungen.

Der Spaziergang führte die 25 Interessierten durch Naturoasen nahe dem Wehrenbachtobel. (Bilder: frm)
Der Spaziergang führte die 25 Interessierten durch Naturoasen nahe dem Wehrenbachtobel. Doch die Gelbbauchunke gab es nur auf der Infotafel zu Gesicht. (Bilder: frm)

«Ich muss ehrlich zu euch sein», beginnt Jonas Landolt, der Umweltwissenschaftler und ­Expeditionsleiter des Spaziergangs. «Diese Aufnahmen hier» – er hält zwei laminierte Fotografien in die Höhe – «werden wohl die einzigen Gelbbauchunken sein, die ihr heute zu sehen bekommt». Ein Raunen geht durch die Gruppe der wetterfest gekleideten Leute. Die meisten haben einen Feldstecher umgehängt und stabile Schuhe an. Schade! Aber das Verständnis ist gross, denn alle wissen: Die kleine Amphibie mit dem gelb gesprenkelten Bauch ist eine Seltenheit. Die Bemühungen, die bedrohte Art wieder anzusiedeln, sind gross. Unsere Miniwanderung führt uns an Orte, an denen sie mit künstlichen Installationen dazu eingeladen wird. Diese Installationen, im Biologenslang «Aufwertungen», sind tatsächlich hilfreich. Es gibt Erfolgsmeldungen über die gelungene Neuansiedlung der perfekt getarnten Tiere. Eine kleine, aber wachsende Population in unserem und dem benachbarten Gemeindegebiet von Zürich ist gut dokumentiert. Zum Beweis zeigt uns Jonas Landolt sichtlich froh eine Karte auf seinem Tablet, auf der viele gelbe Punkte eingezeichnet sind. Jeder Punkt steht für eine Unken-Sichtung, ein Nachweis für deren Bestand.

Jonas Landolt, Umweltwissenschaftler und Expeditionsleiter konnte nur auf Bildern die ­Gelbbauchunke zeigen. Dafür wichtige Insekten des Biotops.

Jonas Landolt, Umweltwissenschaftler und Expeditionsleiter konnte nur auf Bildern die ­Gelbbauchunke zeigen. Dafür wichtige Insekten des Biotops.

Der Weg zur ersten «Aufwertung» führt uns durchs Unterholz oberhalb des Wehrenbachtobels. Hier auf der Lichtung sind zwei badewannengrosse Mulden aus Zement mit Treppen aus groben Bachkieseln in den Boden eingelassen. ­Warum sind diese Becken so klein? Warum soll die Unke hier wohnen und nicht im benachbarten Teich? Unser Expeditionsleiter erklärt, dass das Leben der Gelbbauchunke über 15 Jahre währen kann, ihr Verhalten zwar erstaunlich, aber nicht unkompliziert ist. Die Gelbbauchunke ist klein. Sie hat die Form eines flachen Bällchens mit einem Durchmesser von vier Zentimetern, einen braunen, warzigen Rücken und einen gelb gesprenkelten Bauch. Sie hat herzförmige ­Pupillen und macht Geräusche wie eine niedliche, kleine Hupe. Und sie braucht einen Lebensraum, der zwar feucht genug sein soll wie eine Flussaue, die immer wieder frisch überschwemmt wird, der dennoch gut besonnt sein will und ab und zu fast austrocknen darf. Auf keinen Fall ein altes, stehendes Gewässer wie der Teich nebenan. Dort leben Fressfeinde; die Larven unserer Unke kommen mit Räuberinnen wie Libellenlarven nicht zurecht. Es braucht also geeignete Laichplätze für die Brut und ebenso gute Verstecke für die Ausgewachsenen. Feinde lauern überall, die Unke kann nicht kämpfen. Auf dem Spaziergang, organisiert vom Naturnetz Pfannenstil, sichten wir keine Gelbbauchunke. Wir waren ja vorgewarnt. Dennoch ist der Ausflug reich an Einsichten. Es geht laut Jonas Landolt immer um die Zusammenhänge; die Biodiversität ist wichtig, der Erhalt möglichst vieler Arten zentral für den natürlichen Kreislauf des Lebens. Deshalb ist Naturförderung im Siedlungsraum von unschätzbarem Wert. Wir sind nicht unabhängig von der Natur, im Gegenteil. Geht es den Unken schlecht, geht es uns bald auch schlecht. Um es mit den Worten des Umweltnaturwissenschafters zu sagen: «Renaturierung ist eine Win-Win-Situation.»

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