Neu vom Keller bis zum Dachgeschoss

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 14. Juni 2024

Das neue Kulturhaus Zollikon soll ein lebendiger Ort für alle Zolliker und Zollikerinnen werden. Ortsgeschichte und Kunst sollen die Villa innen wie aussen erstrahlen lassen.

Die Villa Meier-Severini soll in einen lebendigen Ort verwandelt und neu als Kulturhaus Zollikon benannt werden. (Bild: cef)
Die Villa Meier-Severini soll in einen lebendigen Ort verwandelt und neu als Kulturhaus Zollikon benannt werden. (Bild: cef)

Für viele Zolliker und Zollikerinnen kam die Idee eines «Kulturhauses» in der Villa Meier-Severini in der vergangenen Woche überraschend. Für Bruno Heller keineswegs: Der Leiter des Ortsmuseums wurde schon im Bewerbungsprozess mit den Plänen konfrontiert und sollte eigene Vorstellungen für ein übergreifendes Kulturhaus entwickeln. «Planungen, die Villa mit neuen Projekten zu beleben, gibt es schon seit mehr als zehn Jahren.» Dabei schätze er das Haus des jetzigen Ortsmuseums sehr. «Es ist mit seinen baulichen Gegebenheiten zwar sehr anspruchsvoll für Ausstellungen, hat aber auch seinen ganz eigenen Charme.» Zur spezifischen Atmosphäre gehörten auch so Eigenheiten wie die Küche im Eingangsbereich. «Zudem ist die Sichtbarkeit am heutigen Standort eine grosse Herausforderung.»

Sichtbarkeit bringt der neue Standort zwar mit, doch ein Problem wird den Leiter des Ortsmuseums weiter begleiten: die Barrierefreiheit. Das Konzept sehe zwar vor, das Erdgeschoss auch mit einem Rollstuhl erfahrbar zu machen. ­Zudem soll es ein behindertengerechtes WC geben. Doch die beiden Etagen darüber werden weiterhin nur über Treppen zu erreichen sein. «Wir hatten kurz die Idee, mit ­einem Aussenaufzug zumindest die erste Etage zu öffnen, doch das kantonale Denkmalamt hat uns schnell einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Der Zugang setzt sich jedoch nicht nur aus Baulichem zusammen, sondern auch aus dem inhaltlichen Programm, den Arbeitsangeboten sowie der Kommunikation.

Immer neue Perspektiven

In Bruno Hellers Ausführungen ist die Freude über das Kulturhaus zu hören. Er möchte die Villa nicht
nur mit Geschichte, sondern mit Geschichten füllen. Er möchte das Haus öffnen und erlebbar machen. So wie es schon jetzt keine Dauerausstellung zur Ortsgeschichte gibt, soll der zeitgenössische Zugang
zur Historie erhalten bleiben. «Wir möchten immer neue Perspektiven einnehmen.» Und er will den Zollikerinnen und Zollikern ihre Villa zurückgeben. Das Bijou müsse lebendig werden. Angesprochen werden auch Vereine, Institutionen, die Kirchen und natürlich der Zolliker Kulturkreis. «Wir unterstützen alles, was der Kulturförderung dient und stehen den Plänen sehr positiv gegenüber», betont Präsident Daniel Wyss.

Belebung des Aussenbereichs

Öffentlich zugänglich in der Villa Meier-Severini sind bislang nur Erdgeschoss und erstes Stockwerk. Doch auch das Dachgeschoss, aktuell noch vermietet, wird in das Konzept integriert. «Hier soll es ein so genanntes Denkdach geben.» Die verschiedensten Gruppen sollen das Sitzungszimmer nutzen können – und die Küche könne zur Ideen-Küche werden. Dabei soll das Kulturhaus keineswegs mit bestehenden kulturellen Angeboten oder Orten konkurrieren. Grosse Veranstaltungen würden weiterhin im Gemeindesaal stattfinden. «Und den besten Kaffee wird man weiterhin im Café am Puls bekommen», lacht Bruno Heller. Zumindest ein Selbstbedienungscafé soll aber eingerichtet werden.

Bespielt wird in Zukunft auch der Keller, der seit Jahren feucht ist. Das Fundament wird frei und trocken gelegt, die durchgängig laufende Entwässerungsmaschine dann unnötig. «Im grossen Atelier könnten beispielsweise Workshops oder Filmabende stattfinden.»

Ein besonderes Anliegen ist dem Leiter des Ortsmuseums ein lebendiger Aussenbereich. Die Eisenplastiken der «Sammlung König» hätten zwar seinerzeit schweizweit Aufsehen erregt, mittlerweile aber liege eine eher pastorale Stimmung über dem Park. Mit einem besonderen Angebot für Kinder könnten speziell Familien angesprochen werden. «Im unteren Bereich könnte ich mir eine lange Rutschbahn vorstellen, glaube aber nicht, dass sich das realisieren lässt.» Und warum kein Konzert? Keinen Kinderflohmarkt? Keine kleine Feuerstelle? Eine besondere Bedeutung bekommt die Garage, die im Gegensatz zur repräsentativen Villa klein und karg aussieht. «Als Off-Space könnte sie zu einem besonderen Nebenschauplatz werden: als Werkstatt, Ausstellungsraum oder für interaktive Aktionen.»

Noch ist das alles Zukunftsmusik. Die nächste Ausstellung wird im gewohnten Ortsmuseum stattfinden, für das sich Bruno Heller eine sinnvolle Zukunft wünscht. «Diese liegt nun zuerst in der Abteilung Liegenschaften», erklärt Sascha Ullmann. Auch der Gemeindepräsident ist mit der Sorge um den Erhalt des Ortsmuseums konfrontiert. «Das Museum bleibt natürlich, nur an einem anderen Ort.» Dass es nicht einfach ist, ein denkmalgeschütztes Wohnhaus in der Kernzone sinnvoll neu zu gestalten, weiss er. «Wir müssen schauen, was möglich und machbar ist. Immerhin ist die Lage top.» Doch in Sache Lage kann wohl keine Immobilie mit der Villa Meier-Severini mithalten. «Ein Haus, das so zentral liegt und so einen Ausblick hat, muss einfach mehr genutzt werden», betont Sascha Ullmann. Mit lokalen Ressourcen soll ein «vernetztes Kulturhaus» etabliert werden, ein Ort der Zusammenkunft von Geschichte und Gegenwart, der die kulturelle Identität Zollikons stärke.

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