Von Franziska Müller ‒ 28. Juni 2024
Zum Glück reagierten die Leute von der Bauabteilung diese Woche auf die Unkenrufe mit lebensrettenden Massnahmen. Der Plan war damals, 2002 gut gemeint. Ein moderner Seerosenteich sollte die idyllische Anhöhe «Im Hägni» zum Park edeln. Ein Kiesweg führt in spitzen Serpentinen behinderten- und kinderwagengerecht durch die Wiese nach oben. Sitzbänke laden ein, den Blick durch Baumkronen weit Richtung See schweifen zu lassen. Seerosen blühen, Kaulquappen schwänzeln, Wasserläufer und Wolken spiegeln sich im Weiher.
Dieser ist genau genommen kein Weiher mehr; er ist ein Pool. Ein rechteckiges Betonbecken, 20 Meter lang, 3 Meter breit. Das Wasser steht am Rand 5 Zentimeter tief. Der Beckenrand mit Metallüberzug ragt 5 Zentimeter über dem und grenzt das Becken nicht nur optisch hart von der Umgebung ab. Das Zu- und Abwasser wird mit einem unterirdischen Leitungssystem geregelt. Er verhindert aber auch, dass die Frösche nach ihrer Metamorphose aus dem Wasser und an Land gelangen können. Die Frösche wollen nämlich unbedingt wandern – wie viele Amphibien. Kaum sind die Nachttemperaturen über fünf Grad Celsius kommen Frösche, Kröten, Unken und Molche in Hochzeitsstimmung. Sie verlassen den Gewässergrund und wandern aus – zu anderen Tümpeln und Teichen, in ihre Sommerlebensräume, um sich zu paaren und die Eier abzulegen.
An den glatten Wänden des Teichs rutschen – oder besser: rutschten die Tiere ab. Sie ermüdeten beim unablässigen Versuch, ihrer Natur zu folgen – und ertranken. Diese Tragödie war Kindern aus der Nachbarschaft bekannt; in den Abendstunden, in denen sich die Tiere an den Poolwänden abmühten, gab es die eine oder andere Rettungsaktion. Seit dieser Woche ist dies nicht mehr nötig; Am Montag montierten Gemeindearbeiter im Auftrag der Bauabteilung an mehreren Stellen sogenannte Ausstiegshilfen. Netzartige Lappen funktionieren wie Strickleitern; eine einfache, für Frösche und Lurche lebensrettende Massnahme.
«Im Hägni» gab es schon lange vor der Installation des modernen Pools ein Biotop. Mit seinem sonnigen Weiher, dem Schilf und den Sumpfpflanzen bot ein vor über vierzig Jahren sorgfältig angelegtes Feuchtgebiet vielen Amphibien einen Lebensraum. Der privat angelegte Teich erstreckte sich über die Grundstücksgrenze hinaus in öffentliches Gemeindegebiet. Als im Zuge der Sanierung der Regenwasser- und sonstigen Wasserleitungen die Besitzverhältnisse rund um den Weiher geklärt werden mussten, wurde das natürlich gewachsene Biotop rückgebaut. 2002 kam an seine Stelle der moderne Seerosenteich, über dessen Umsetzung der damalige Gemeinderat entschied. Vielleicht erfüllte die kühle Landschaftsarchitektur das Herz des einen oder anderen Zollikers mit Stolz, vielleicht freuten sich einige über den gelungenen Wurf, der Anblick und Ausblick so trefflich verband. Schon klar, die Frösche, Libellen und Wasserläufer konnten nicht befragt werden, wie sich ihr Leben im neuen Pool anfühlte. Vermutlich hat man schlicht nicht an deren Bedürfnisse gedacht – und es leider verpasst, eine kundige Organisation zu konsultieren. Die gab es nämlich damals schon; auch wenn die Biodiversität noch kein grosses Thema war.
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