Von Franca Siegfried ‒ 28. Juni 2024
Über hundert Personen informierten sich letzten Dienstagabend im Gemeindesaal, wie sich ihr Alltag während der Rad- und Para-Cycling-Strassen-Weltmeisterschaft vom 21. bis 29. September bewältigen lässt. Der Tisch der Referierenden auf der Bühne war im Gegensatz zum Saal voll besetzt: Gemeindepräsident Stefan Bührer, Gemeinderätin Beryl Niedermann (Ressort Tiefbau), Zumiker Polizeichef Roger Ryser, zwei Vertreter der Kantonspolizei, Projektleiter Organisationskomitee und ein Vertreter der VBZ. Im Publikum sassen weitere Ansprechpersonen, etwa die Präsidentin des Zumiker Gewerbevereins, Mitglieder der Schulpflege und des kantonalen Sportamts.
Zwar ist alles gut dokumentiert auf der Gemeindewebseite nachzulesen. Und jeder Haushalt hatte ein Leporello mit wichtigen Fakten im Briefkasten. Doch für diesen Sportanlass, der die Gemüter bewegt und polarisiert, sind Informationen vor Ort mit persönlichen Gesprächen besonders wichtig. «Gut, dass Sie da sind», begrüsste Stefan Bührer. Ob der Anlass gut sei, müsse man nicht mehr diskutieren, sondern wie die Vorbereitungen laufen und was auf Zumikon «zurolle». Es könne auch eine Chance sein, die Radsport-Weltelite quasi vor der Haustüre zu erleben.
Während einer Stunde bekam das Publikum eine geballte Ladung an Informationen. Ein Video veranschaulichte die Rennstrecken mit vier Startorten: Zürich, Winterthur, Uster und Gossau. Geplant sind 53 Rennen mit 63 Medaillensätzen; erwartet werden 850 000 Fans. Schnell wurde klar, dass Zumikon im Gegensatz zu umliegenden Gemeinden, wie etwa Zollikon, nicht die ganze WM abbekommt. Erst vom 25. bis 29. September finden mehrmals täglich Rennen quer durch Zumikon statt. Dieser City Circuit führt zur Sperrung von acht Strassen, meistens ab 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends. Die Streckenführung teilt die Gemeinde in zwei Hälften – ausser zu Fuss oder per Velo geht nichts mehr. Ein sicheres Überqueren der Rennstrecken soll an gewissen Stellen mit Hilfe der Polizei und des Zivildienstes möglich sein. Das ist besonders wichtig für alle Kinder, die zur Schule müssen, zumal auch «Elterntaxis» nicht fahren können. Die Schulleitung wird die Eltern noch benachrichtigen. Die Internationale Schule ICS hingegen wird den Betrieb einstellen – also schulfrei dank Rad-WM 24.
Autofahren wird zur Geduldsprobe: Einzig die Ausfahrt Forch und das Autobahnende an der Kreuzung Zumikon/Itschnach sei offen. Dazu brauche es eine Zufahrtsbewilligung, die Polizei kontrolliere jedes Fahrzeug. Die Kantonspolizei bat das Publikum, die Bewilligung mittels QR-Code zu beantragen, und wenn möglich auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Der polizeiliche Grundauftrag habe jedoch Priorität, das bedeute, dass trotz Rad-WM im Notfall ein Unterbruch möglich ist. Polizei und Feuerwehr arbeiten eng zusammen. Ein Pikettdienst der Feuerwehr Zumikon ermöglicht bei Alarm ein sofortiges Ausrücken. Lockerer sieht es der VBZ-Vertreter. In Zumikon sei der Normalbetrieb der Forchbahn im 15-Minuten-Takt vorgesehen. Also freie Fahrt bis Bahnhof Stadelhofen, sofern der Online-Fahrplan keine Änderung melde. Die Buslinie 919 hingegen werde nicht bis Bahnhof Küsnacht fahren.
In Zumikon kümmert sich eine Arbeitsgruppe von sieben Leuten um die Anliegen der Bevölkerung und Infrastruktur: Ansprechpersonen sind Gemeinderätin Beryl Niedermann und Polizeichef Roger Ryser. Auch der Zumiker Gewerbeverein ist im Austausch mit der Taskforce. Präsidentin Sandra Sonderegger beantragte einen ausserordentlichen Sonntagsverkauf am 22. September. Der Wunsch eines Mitglieds, das einen Coiffeursalon betreibe und während den WM-Tagen kaum Kundschaft empfangen könne. Der Gemeinderat bewilligt den Sonntagsverkauf; welche Geschäfte geöffnet haben werden, ist noch unklar.
All diese Anstrengungen, etwa das ausgeklügelte Konzept der Abfallentsorgung, sind in der Fragerunde kaum Thema. Einige Wenige machten ihrem Ärger Luft; sie wittern im Grossanlass politisches Versagen. Eine gigantische Frechheit, Gemeinden als Befehlsempfänger zu degradieren. Warum regte sich kein ziviler Ungehorsam? Wo sind unsere demokratischen Grundrechte geblieben? Wir sind nie gefragt worden, bekommen zehn Tage Lockdown und über uns kreisen die Helikopter. Wer bezahlt alles? Der Zolliker Zumiker Bote vom 7. Juni, «Mit 90 Sachen durchs Dorf», wurde ausführlich vorgelesen. Zu den kritischen Fragen kamen auch praktische. Was ist mit den Campern, welche den «Gümmelern» nachreisen? Ein Campingplatz ist in Küsnacht vorgesehen, sonst 117 anrufen, falls sich einer auf dem Vorplatz niederlässt. Im Übrigen darf gefeiert werden. Bis jetzt sind drei private Festbetriebe geplant. Auch die Chilbi am 28. September findet statt. Wie viele Fans in Zumikon an der Rennstrecke stehen werden, weiss niemand. Beim anschliessenden Apéro drehte die Diskussion eine weitere Runde – ohne Zeitmessung.
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