Von Franziska Müller ‒ 12. Juli 2024
Herr Selz, das Konzept des Seerosenteichs im Hägni stammt vom Landschaftsarchitekten Guido Hager; die Idee war damals, aus einer «ungestalteten Wiese einen Ort mit Identität» zu schaffen. Diese Argumentation, den an sich idyllischen Ort mit Lebensraum für Vögel, Insekten, Amphibien auf Gemeindegrund so radikal umzugestalten scheint unter heutigen Gesichtspunkten aus der Zeit gefallen. Wie stellen Sie sich als Grünliberaler dazu?
Ehrlich, auf Gemeindeebene ist nicht das Parteibuch wichtig, sondern, dass wir gute Lösungen für aktuelle Probleme finden. Im aktuellen Legislaturprogramm des Gemeinderats ist Nachhaltigkeit und Biodiversität verankert und das setzen wir Schritt für Schritt auch um.
Das Konzept von 2002 sah im oberen Teil beim Wasserbecken eine Baumreihe vor. Diese Idee wurde aus Rücksicht auf Nachbarn nicht ausgeführt. Der Seerosenteich liegt in der prallen Sonne. Da wurde die Aussicht der Anwohner höher gewertet als die kühlende bzw. schützende Wirkung der Bäume und Sträucher für Parkbesucher, Vögel und Insekten. Was halten Sie als Ressortvorsteher Bau von der Idee, eine Neubepflanzung in Erwägung zu ziehen?
Ich kenne die Vorgeschichte vom Hägni nicht persönlich. Und in der kurzen Zeit zwischen Anfrage und Redaktionsschluss konnte ich nicht alles abklären. Wenn es hier Veränderungen braucht, werden wir die angehen. Generell lässt sich sagen: Eine dichte Begrünung ist für das Mikroklima in den zunehmend heissen Sommermonaten (okay, der heurige Frühsommer ist nicht der Gradmesser) wichtig.
Mit der Initiative für mehr Biodiversität und dem landesweiten Insektensterben bekommt der Seerosenteich im Hägni eine neue Aktualität. Könnten Sie sich vorstellen, dass diese Anlage wieder in eine naturnahe Landschaft umgestaltet wird?
Eine Erweiterung der Biodiversität kann ganz verschiedene Massnahmen beinhalten. Wie erwähnt: Sollte hier eine Veränderung angezeigt sein, so werden wir das unbedingt angehen. Und sicher vorgängig auch das Gespräch mit den Nachbarn suchen.
Was sprach dagegen, die Neugestaltung des Ortes in einen Park mit einem Wettbewerbsverfahren auszuschreiben, welches die Bevölkerung einbezogen hätte? Was spricht dagegen, es heute zu tun?
Ich habe mich erkundigt und soweit ich das eruieren konnte, verhielt es sich so: Damals wurde der Auftrag direkt an die Firma Hager erteilt, da man der Ansicht war, dass er durch seinen Bekanntheitsgrad, am geeignetsten sei. Würden wir eine Neugestaltung in Betracht ziehen, so ist ein Wettbewerbsverfahren sicher möglich.
Was spricht dagegen, bei einer eventuellen Neugestaltung des Ortes eine beratende Organisation beizuziehen, die die tier- und umweltschützenden Aspekte einer Renaturierung gleich hoch gewichtet wie das architektonische Design?
Wir haben andere Renaturierungsprojekte am Laufen und genauso – Einbezug von Spezialisten und der Bevölkerung – machen wir das auch.
Nachgefragt bei Dorian Selz (GLP), Ressortvorsteher Bau
des Gemeinderates Zollikon. (Bild: zvg)
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