Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 26. Juli 2024
Es gibt Spielzeugmarken, die halten sich über Generationen. Das sind in der Schweiz die Kappla-Bausteine. Aber auch Lego und Playmobil sind seit Jahrzehnten beliebt. Beide Marken haben im Laufe der Jahre immer wieder neue Modelle hervorgebracht. Gerade Lego bildet die ganze Welt der Fantasie ab. Es gibt Serien wie Lego-Technic, Lego-Friends, Starwars oder Ninjago – um nur einige zu nennen. Wer so einen Karton in die Hand nimmt und leicht schüttelt, hört es sofort: Es sind viele Teile, die es zu verbauen gibt.
«Und wenn dann nur ein einziges Teil fehlt, ist die Enttäuschung riesig», weiss Nadja Meier. Sie betreibt die Gummibärli-Börse im Zollikerberg und ist die Lego-Expertin. Werden neue Sets zum Verkauf gebracht, überprüft die Ur-Zollikerin pedantisch, ob auch wirklich alle Teile vorhanden sind. Im allerbesten Fall wird die Aufbauanleitung mitgeliefert. Dann kann sie schnell nachsehen, ob die nötigen Teile auch wirklich im Karton sind. Meistens aber fehlt die Anleitung. Dann muss sie recherchieren, Verbindungen suchen in ihrem mittlerweile riesigen Fundus an Platten, Steinen, Rollen. «Mein Ersatzteillager ist über die Zeit gewachsen.» Die Suche ist zwar zeitaufwendig, aber für Nadja Meier hat das auch eine beruhigende Wirkung. «Ich habe schon immer gerne gepüschelet und sortiert», lacht sie. Das sei einfach ein kleiner Spleen von ihr.
Als Mutter eines Buben, der schon lange gerne Lego aufbaut und damit spielt, weiss sie genau, wie frustrierend es sein kann, wenn das entscheidende Lenkrad oder das Schwert fehlen. Das ist fast so, als würde bei einem Puzzle plötzlich das allerletzte Teil fehlen. Auf den mehr als hundert Quadratmetern der Börse, in der früher der Kindergarten untergebracht war, hat sie auch Playmobil im Angebot. «Aber so wie es Migros- und Coop-Kinder gibt, gibt es eben auch Lego- und Playmobil-Kinder. Und so bin ich eher der Lego-Typ, mein Mann eher der Playmobil-Fan.» Nicht immer hat die Familie Verständnis für Nadja Meiers Leidenschaft. Das ist einer der Gründe, warum sie als Organisatorin der Kinderkleiderbörsen im Zolliker Gemeindesaal einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin sucht. «Die Börsen im Dorf fallen immer genau mit der intensivsten Zeit in meiner Börse zusammen.»
Sie ist mit so viel Energie bei der Sache, weil sie die Kinder glücklich machen möchte, auch weil sie will, dass das Spielzeug weiter im Einsatz ist, nicht weggeworfen wird. Wie gross dagegen der Überfluss sein kann, zeigt der Ständer im Eingangsbereich des Hauses. Hier werden Neuwaren angeboten. Spielzeug, das noch eingeschweisst ist. Es ist nicht wenig. Für kleines Geld gibt es nigelnagelneue Spiele, Bücher oder auch Taschen.
Aktuell bietet sie – wie die anderen Börsen – auch den Sommerschlussverkauf an. Allerdings nicht auf die Lego-Sets. «Wenn ich Stunden verbracht habe, alles zu überprüfen und aufzufüllen, kann ich es nicht noch reduzieren», erklärt sie. Schon so tue es manchmal fast weh, bei dem bereits niedrigen Preis einen Nachlass von 30 Prozent abziehen zu müssen. Aber in direkter Nachbarschaft sieht sie auch, dass es nicht allen Kindern so gut geht.
die Gemeinde Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Die Kinder grüssen freundlich und laut, wenn sie kommen oder gehen und linsen neugierig in die Räume. Wird dann die nicht verkaufte Ware ausgeräumt, freuen sich noch mehr Kinder über hochwertige Spielsachen oder Kleidung: Über ein Brockenhaus werden die Sachen nach Osteuropa oder Afrika verschickt.
In den Räumen an der Neuackerstrasse werden die Regale dann wieder neu befüllt. Mittlerweile schon im fünften Jahr. Angefangen hat Nadja Meier 2020, drei Wochen vor Corona. Doch auch diese Zeit hat die Zollikerin gut überstanden und ist nun unbefristet mit der Börse dort zu Hause. Viel Laufkundschaft gebe es in dem Wohngebiet nicht, aber dafür viele Stammkunden. Eltern und Grosseltern, die für den Nachwuchs kaufen, oder Kinder, die mit ihrem Sackgeld kommen und vielleicht das grosse Lego-Piratenschiff erstehen. Sie können sicher sein, dass alle Teile vorhanden sind.
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