Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 26. Juli 2024
Sehr. Denn ich weiss, dass es generell eine grosse Ehre ist, eine Rede zum 1. August halten zu dürfen, und dass ich noch dazu als Deutscher gefragt wurde, hat mich überrascht – und noch mehr gefreut.
So unterschiedlich die einzelnen Landesteile auch sind, die Liebe zur Heimat und der Stolz auf das Erreichte habe ich überall in der Schweiz ähnlich erlebt.
Deutschland und die Schweiz auf der einen Seite und Vietnam auf der anderen sind natürlich recht unterschiedlich, aber ich freue mich immer, wenn ich Unternehmertum, hartes Arbeiten und Selbstdisziplin in den unterschiedlichsten Kulturen wieder entdecke. Was manchmal fehlt, ist, dass Dinge einfach funktionieren. Das gilt gar nicht so sehr in Vietnam, aber leider mehr und mehr für Deutschland.
Die zunehmende Entfremdung der Politiker und ihrer Politik von den Menschen macht mir Sorgen. Das führt zu Populismus, der für eine freie Gesellschaft sicher nicht gut ist – in Deutschland, Europa und weltweit. Ich hoffe, als ehemaliger, dass die aktiven Politiker alsbald erkennen, dass – wenn ganz normale Politikerinnen und Politiker endlich wieder ganz normale Politik für die ganz normalen Menschen machen würden – die ganz normalen Menschen auch wieder ganz normale Politikerinnen und Politiker wählen würden.
Das nicht, aber mir war in den letzten zehn Jahren hier in der Schweiz immer bewusst, dass ich Gast bin und so habe ich mich auch entsprechend verhalten. Ich höre ja auch gelegentlich, dass es eine Reserviertheit gibt, aber stelle mir dann vor, wie wohl die Menschen in Deutschland reagieren würden, wenn es eine Ausländerquote von über 20 Prozent in Deutschland gäbe. Ich finde, das relativiert es ein wenig.
Für Fortschritt braucht es eine richtige Balance zwischen Veränderung und Schutz des Bestehenden oder bestehender Rechte. So ganz ist diese Balance noch nicht gefunden. Zumikon ist ein grossartiges Dorf und wenn die Zumikerinnen und Zumiker eine politische Entscheidung getroffen haben, dann ist es schade, wenn man juristisch mit Hinweis auf Einspruchsrechte eine solche Entscheidung torpediert. Das hilft weder Zumikon noch den Einspruchsrechten.
Verstehen kann ich es. Sprechen versuche ich gar nicht erst und singen sollte ich im Interesse meiner Mitmenschen besser nicht. Politiker – auch die ehemaligen – sollten wissen, was sie können und eben auch was sie nicht können.
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