Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 26. Juli 2024
Der vergangene Frühling hat es gezeigt: Regnet es in den Schulferien, kann es schwierig werden. Schnell machen sich schlechte Laune und Langeweile breit. Auch die Sommerferien sind nicht vor schlechtem Wetter gefeit. Da gilt es, gut vorbereitet zu sein. Natürlich locken Indoor-Spielplätze, Kinos und Kletterhallen, aber es darf – für ein paar Stunden zumindest – auch mal etwas Kultur oder Kulturgeschichte sein. Es gibt spannende Anlaufstellen in der nahen Umgebung. Museen müssen auch
für Kinder nicht langweilig sein. Zum Beispiel die Museen in Maur und Küsnacht. In beiden kann man nicht nur schauen, sondern auch mitmachen. Und bei gutem Wetter lockt nach dem Besuch noch ein Ausflug in die Seebadi oder eine Fahrt mit dem Schiff über den Greifen- oder Zürichsee.
Erlebnis Druckwerkstatt
Seit 2022 ist in Maur die neu eingerichtete Druckwerkstatt für Kupfer- und Buchdruck wieder in Betrieb. Möchten Sie Ihren Namen selbst setzen oder drucken? Die Fachleute der Gilde Gutenberg helfen den Besuchern. Oder möchten Sie unter Anleitung eines Kupferdruckers ein eigenes Bild in Kupfer stechen und auch drucken? Kein Problem. Die Schriftsetzer demonstrieren den Handsatz und den Druck von Texten. Das ist in Zeiten von E-Mail, WhatsApp oder SMS zwar langsamer, aber wesentlich langlebiger. Denn jeder Kupferstecher, jede Kupferstecherin kann das Werk mit nach Hause nehmen. Zunächst wird das Motiv seitenverkehrt in die Kupferplatte gestichelt. Somit erscheinen die Linien später schwarz, der Rest der Platte bleibt weiss. Der Kupferstich erlaubt mit seiner Feinheit und seinen Schraffierungen fliessende Übergänge, die bei anderen Druckverfahren nicht möglich sind.
Wer nun in den Ferien sein Handy zückt für ein Erinnerungsfoto, sollte vielleicht kurz innehalten. Denn mit genau solchen Kupferstichen fertigte man seinerzeit Abbilder von Städten oder bekannten Personen an. Zwischen dem heutigen Handybild und dem historischen Kupferstich lag die Zeit, an die sich ältere Leser und Leserinnen vielleicht noch erinnern können: die Zeit des analogen Films mit sage und schreibe 36 Aufnahmen, den man dann zum Entwickeln brachte – und erst Tage später Erinnerungsfotos an die längst beendeten Ferien in den Händen hielt.
Das Archiv Ortsgeschichte Maur enthält Schriftgut und Bildmaterial zur Lokal- und Regionalgeschichte: Dokumente zum Ortsbild, Zeugnisse über Gewerbe, Industrie und Kultur. Das Bildmaterial, namentlich die über 12 000 Stücke umfassende Sammlung von Fotografien über Maur und Umgebung, ist in einer Datenbank inventarisiert, die im Internet jedoch noch nicht verfügbar ist.
Das Schriftgut wie Privatarchive, Karten, Pläne und audiovisuelle Medien hingegen ist in der veröffentlichten Archivdatenbank verzeichnet. Zudem ist hier auch die Herrliberger-Sammlung zu sehen mit Druckgraphiken und Verlagswerken des Zürcher Kupferstechers und Buchverlegers David Herrliberger, der als letzter Gerichtsherr von Maur 1749–1777 in der Burg residierte.
Der untere Burgkeller enthält die Kupferstecher-Werkstatt mit Walzenpresse und seit 2004 eine von der Gilde Gutenberg eingerichtete Buchdruck-Werkstatt mit Tiegeldruckpresse und Bleisatz-Typenvorrat. Das Ortsmuseum Mühle umfasst dagegen Kulturgut zur Lokal- und Regionalgeschichte mit allerlei Gebrauchsgegenständen aus Handwerk und Landwirtschaft, Mobiliar und wertvollem Hausrat. Da können gerade Kinder staunen, wie ehedem gelebt und gearbeitet wurde. Besondere Schwerpunkte sind Textilverarbeitung, Mühlegewerbe, Schusterhandwerk. Teile dieser Sammlung sind seit 1980 in der Burg und seit 1988 in der Mühle permanent ausgestellt.
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