Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 9. August 2024
Für besondere Spannung sorgten der Zumiker Andrin Gulich und sein Luzerner Ruderpartner Roman Röösli in Paris. Nach ihrem Vorlauf gegen ein sehr starkes Feld musste das Duo in der Kategorie «Zweier ohne» in den Hoffnungslauf, um sich dort aber überlegen für die nächste Runde und das Halbfinale zu qualifizieren. Im ersten Vorlauf hatte es gegen die Teams aus Spanien, Neuseeland und Irland nur für einen knappen vierten Rang gereicht. Doch die Schweizer nahmen es gelassen. Damit hätten sie einen weiteren Trainingslauf, erklärte Andrin Gulich anschliessend im Interview ganz entspannt. Und so bezwangen sie sogar das spanische Duo im Halbfinale.
Am vergangenen Freitag wurde es vor grosser Kulisse im Finale dann doch spannend. Nach einem eher zögerlichen Start stiess das Schweizer Duo noch auf den dritten Platz vor. Sowohl nach 500, als auch nach 1000 Metern lagen sie auf dem vierten Rang. 500 Meter vor Schluss übernahmen sie mit der besten Abschnittszeit aller Teams den Bronzeplatz. Am Ende fehlte ihnen nur eine halbe Bootslänge auf die nun dreifachen Olympiasieger aus Kroatien. Doch die beiden haderten nicht. «Wir haben alles gegeben. Mehr hatten wir nicht. Es ist auch das Ergebnis von 18 Jahren harter Trainingsarbeit. Ich bin dankbar und glücklich über das Erreichte», freute sich der Zumiker.
Gefeiert wurde diese Medaille schon anlässlich eines Public Viewings in Küsnacht am See, zu dem die Zumiker Gemeinde Bratwürste beisteuerte. «Wir haben das vorher extra nicht angekündigt. Wir wollten ja nicht, dass die Zuschauer nur für einen Mittagssnack kommen», erklärte Gemeindepräsident Stefan Bührer schmunzelnd. Eine, die vor dem grossen Bildschirm mitfieberte, war Martina Sintzel. «Das war eine ganz schöne Achterbahn der Gefühle», erklärt die Präsidentin des Seeclubs Küsnacht. Mit ihr waren rund 80 Fans und Zuschauer gekommen, um das Rennen live zu verfolgen. Für die Ferien- und Tageszeit eine enorme Zahl. Natürlich ist der Heimatclub stolz auf «seinen» Medaillengewinner und Mitglied des Seeclubs. Besonders freut sich der Vorstand, dass mit Andrin Gulich ein Sportler auftrumpfen konnte, der einst hier gefördert wurde. «Das ist eine tolle Anerkennung und Bestätigung für unsere Trainer», unterstreicht Martina Sintzel.
Die Ruderer sollen auch persönlich geehrt werden. In Küsnacht wird das auf der anstehenden Chilbi passieren. In Zumikon ist dagegen ein Kamingespräch mit den beiden Sportlern in Planung; ein solches hat bereits mit Philipp Rösler, dem deutschen Wirtschaftsmanager, grossen Anklang gefunden. An diesem Anlass könnten sie ein bisschen ausführlicher über ihre Zeit an den olympischen Spielen erzählen. Diese waren ganz anders als die olympische Premiere des Zumikers. Andrin Gulich startete bereits bei den Corona-Spielen, die 2021 in Tokyo ausgetragen wurden. Damals erinnerte er sich an die gedrückte Stimmung und die zahlreichen Coronatests. Feiern gab es keine. Spätestens 24 Stunden nach dem Wettkampf mussten die Sportler wieder abreisen.
Das war – wie die Bilder erahnen lassen – in diesem Jahr ganz anders. Immerhin hat es mehr als 50 Jahre gedauert, bis sich die Schweiz wieder über eine Medaille im «Zweier ohne» freuen darf. Das kann gefeiert werden – dank eines Zumikers.
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