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Kultur kennt keine Grenzen

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 9. August 2024

Sabine Vernik: von Bayern über Wien nach Luzern und Zumikon. Erste Anlaufstelle war die Gemeindebibliothek.

Die Kulturmanagerin Sabine Vernik war Teil des Redaktionsteams «Literarisches Küsnacht». (Bild: bms)
Die Kulturmanagerin Sabine Vernik war Teil des Redaktionsteams «Literarisches Küsnacht». (Bild: bms)

Kultur hält sich oft nicht an Gemeindegrenzen. Sabine Vernik findet das gut. Die Wahlzumikerin denkt als Kulturmanagerin eher regional. So arbeitet sie in der Gemeindeverwaltung Küsnacht, ist aber auch Vorstandsmitglied in der Vereinigung «Pro Kultur Kanton Zürich», die sich die Wertschätzung der Kultur auf die Fahnen geschrieben hat. «Wenn irgendwo Geld eingespart werden muss, wird zuerst bei der Kultur gekürzt», bedauert sie. Dabei sei Kultur mehr als Theater, Literatur oder Ausstellungen. Kultur ist auch ein soziales Element, ein Bindeglied, ein Fundament für eine Gemeinschaft.

Wien, die Sehnsuchtsstadt

Dass Kultur in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielen wird, war schnell klar. Sie absolvierte erst eine Ausbildung zur Buchhändlerin und zog dann für das Studium von Bayern nach Wien. «Meine absolute Sehnsuchtsstadt», erinnert sich ­Sabine Vernik ein bisschen wehmütig. Sie studierte Theater-, Literatur- und Musikwissenschaften. «Ein Teil der Universität war in der legendären Hofburg untergebracht.» Die ganze Stadt habe Kultur gelebt. ­Eigentlich interessierte sie sich für Dramaturgie, für die Verbindung von Text, Musik und Inszenierung, doch sie landete schliesslich bei der Wiener Volksoper, wo sie zehn Jahre in den unterschiedlichsten Funktionen tätig war. Als ihr Ehemann Lev Vernik dann im Jahr 2005 als Kapellmeister in Luzern engagiert wurde, folgte sie ihm, musste sich jedoch ein bisschen umgewöhnen. Aber eigentlich nicht erst eingewöhnen, denn er wurde später als Chorleiter im Zürcher Opernhaus engagiert. «Und da sind wir auf den Geschmack gekommen. Die Stadt hat uns einfach extrem gut gefallen.» Sabine Vernik begann am Schauspielhaus zu arbeiten und man schaute sich nach einer Wohnung um. Die Nähe zur Stadt sollte gegeben sein, ein bisschen Natur wäre nicht schlecht. Und so kam sie vor 12 Jahren nach Zumikon – «bis heute glücklich in diesem wunderschönen Dorf und mittlerweile auch eingebürgert». Nach der Anmeldung im Gemeindehaus führte der erste Weg in die Zumiker Gemeindebibliothek. «Da hab’ ich gemerkt, dass ich wirklich angekommen bin. Dass ich mich hier wohl fühle.» Es waren nicht nur das umfangreiche Angebot, sondern auch die netten und kompetenten Mitarbeiterinnen, mit denen man sich über Neu­erscheinungen austauschen konnte. Sie kann gar nicht genau sagen, wie viele Bücher sie im Laufe der Zeit ausgeliehen hat. Aber trotz E-Books sei sie noch immer treu. «Als gelernte Buchhändlerin würde ich natürlich jedes Buch kaufen wollen. Aber das wäre wohl ein bisschen übertrieben, und heute stehen Bibliotheken ja auch wieder besonders für Nachhaltigkeit.»

Eine literarische Reise

Seit fünf Jahren leitet Sabine Vernik nun das Kultursekretariat Küsnacht, das just ein Buch mit einer literarischen Reise durch die Gemeinde publiziert hat – eine historische ­Erkundung mit Gedichten, Theatertexten und wissenschaftlichen ­Arbeiten. Und weil die Grenzen ja fliessend sind, war unter anderem Ursula Bieri an der Entstehung beteiligt. Die langjährige Inhaberin der regionalen Buchhandlung in Küsnacht, die über zehn Jahre in Zumikon gewohnt hat, ist in der Kommission für den Bereich Literatur zuständig. Sabine Vernik würde sich über eine verstärkte Zusammenarbeit der umliegenden Gemeinden freuen und fände einen noch intensiveren Austausch gut, vielleicht irgendwann mit einem gemeinsamen Projekt. Und wenn sie wirklich wünschen dürfte, hätte sie am liebsten Ausstellungsräume wie in der Villa Meier-Severini in Zolli­kon und einen Gemeindesaal wie in Zumikon.

Falsche Feier

Wie fliessend die Grenzen manchmal sind, mussten sie und ihr Mann bei einem Besuch der 1.-August-­Feier vor einigen Jahren feststellen. «Für uns war klar, dass die Veranstaltung am Wehrmännerdenkmal die Zumiker Feier ist, und wir haben erst vor Ort realisiert, dass da Küsnacht feiert.» Vielleicht ist es ja manchmal gar nicht so wichtig, wer etwas organisiert. Hauptsache, es findet überhaupt statt.

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