Von Aline Sloksnath ‒ 16. August 2024
Eine Ausstellung über Spiel und Spass ganz ruhig und aufgeräumt zu sehen, schafft eine spezielle Atmosphäre; die Brettspiele sind ordentlich auf der Fensterbank verstaut, die Bälle liegen aufgeräumt in ihrer blauen Kiste, auf der Kleiderstange hängen Federboas, Leuchtwesten und Glitzerjacken säuberlich auf ihren Kleiderbügeln. Zusammen mit farbenfrohen Informationstafeln warten die Spielsachen auf Neugierige. An diesem Mittwochnachmittag schauen lediglich zwei Personen kurz vorbei. Dabei ist der Besuch im untersten Stock des Küsnachter Ortsmuseums bei über 30 Grad Aussentemperatur eine erfrischende Abwechslung. «Alle sind in der Badi, auf Mallorca oder Ibiza», scherzt eine der freiwilligen Aufsichten. Aber am Wochenende seien einige da gewesen.
Spielend lernen Kinder verschiedene Fähigkeiten. Sie probieren aus, stellen eigene Regeln auf und brechen sie wieder. Gewinnen und Scheitern liegen oft nahe beieinander. Spielen ist für die persönliche Entwicklung eines Kindes essenziell. Dabei steht nicht die Art des Spielzeugs im Vordergrund, sondern die Zeit. «Ein Kind, das Langeweile erträgt, lernt», wird Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm zitiert. «Es lernt, sich mich sich selbst zu beschäftigen, sich selbst zu organisieren.»
Farbige Tafeln informieren über die Beziehung des Menschen zum Spiel. Spielen ist auch für Erwachsene wichtig. «Das scheinbar ‹nutzlose› Spiel ist eine mögliche Auszeit von der Pendenzenliste.» Spielen macht Spass, gibt Raum für neue Ideen, sorgt für frische Energie.
Das Herzstück der Ausstellung bildet ein langer Tisch mit zahlreichen Spielsachen darauf und darunter: Schaukelpferde, Brettspiele, Teddybären, Schlümpfe … Lässt man seinen Blick über die Auslage schweifen, kommt schnell der Gedanke: «Das hatte ich früher auch.» Unübersehbar die Aufforderung «Bitte nur schauen!» Die Ausstellungsstücke stammen aus der Sammlung des Ortsmuseums – oder sind kostbare Leihgaben. Zum Beispiel die Barbie, die Kathrin in den 60er-Jahren von ihrer nach Kanada ausgewanderten Gotte zum neunten Geburtstag geschenkt bekommen hat. Der Action Man, der die Kindheit von Walther in den 70er-Jahren geprägt hat. Oder die gelb-rote Schaukelschnecke, per Zufall in einem Brockenhaus gefunden, die über drei Generationen Freude bereitet hat. Diese Kindheitsschätze erzählen persönliche Geschichten, nachzulesen auf beigelegten Blättern.
Die Ausstellung lädt nicht nur zum Staunen und Lernen ein, sondern fordert mit Spielsachen und Brettspielen klar zum Mitmachen auf. Und die Kleiderstange, umgeben von einem roten Vorhang, lockt mit Textilien und Accessoires zum Verkleiden.
Hinter dem Konzept steht Kuratorin Elisabeth Abgottspon, die zusammen mit der Szenografin Fjolla Rizvanolli und der Grafikdesignerin Dominique Fischer den vielfältigen Raum erschaffen hat. «Aazele, Böle schele» ist eine interaktive und informative Ausstellung, um Neues zu lernen und in nostalgischen Kindheitserinnerungen zu schwelgen, die hoffentlich den eigenen Spieltrieb wieder weckt. Oder um es mit dem Zitat von Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler zu sagen, das wie ein Mahnmal über allem schwebt: «Nehmen Sie sich mehr Zeit für Blödsinn.»
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