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Neue Lebensabschnitte

Von Franziska Müller ‒ 16. August 2024

Für Tim und Sarah ist dieser Sommer ein Neubeginn. Er startet voller Freude in die erste Klasse, sie voller Elan in ihre Ausbildung.

Sarah Bäumer (rechts) startete voller Elan in ihre erste Woche als Polygrafin. Tim freut sich auf den ersten Schultag. (Bilder: frm)
Sarah Bäumer (rechts) startete voller Elan in ihre erste Woche als Polygrafin. Tim freut sich auf den ersten Schultag. (Bilder: frm)

Mit Zahlen aus wenig viel machen

Nächsten Dienstag ist es soweit. Zum Schulanfang befragten wir einen zukünftigen Erstklässler nach seinen ­Er­wartungen. Der sechsjährige Tim freut sich aufs Rechnen, Schreiben, Lesen – ­eigentlich auf alles. Und kann sich doch nicht so recht ­vor­stellen, warum uns das interessiert.

Auf was freust du dich am meisten, wenn du nun ein Erstklässler wirst?
Also … auf alles.

Gibt es ein Fach, das dich speziell interessiert?
Ja, das Rechnen. Mit gefällt, dass man mit Zahlen aus wenig viel ­machen kann. Also zum Beispiel 100 M&Ms plus 100 M&Ms ergeben 200 M&Ms. Es kommt mehr heraus, als man am Anfang hatte.

Hast du dich auf den Schulunterricht vorbereitet?
Wir haben von unserer Lehrerin ein Blatt bekommen, mit Bärentatzen drauf. Wir sollten bis zum ersten Schultag jeden Tag eine Tatze ausmalen. Sodass am Schluss alle ausgemalt sind.

Wie viele Tatzen bleiben noch auszumalen?
Ähm, alle. Ich habe noch keine ausgemalt. Aber ich habe noch ein paar Tage Zeit, es sind ja noch Ferien.

Gibt es Dinge, die du schon gut kannst?
Ja, ich kann schon Buchstaben schreiben.

Zum Beispiel?
Meinen Namen. Ist ganz einfach. Und in den Ferien habe ich manchmal den Poschtizettel geschrieben. Also einzelne Sachen, die man einkaufen muss. Zum Beispiel Bananen.

Gibt es etwas, von dem du denkst, dass es schwierig werden könnte? Hast du auch Befürchtungen?
Hä? Nein.

Weisst du schon, mit wem du in derselben Klasse sein wirst? Sind Freunde und Freundinnen aus dem Kindergarten oder der Nachbarschaft dabei?
Es sind zwei Buben aus meinem Kindergarten und zwei Buben und ein Mädchen aus der Nachbarschaft dabei, die ich schon lange kenne.

Du hast einen schönen Thek. Hast du ihn selbst ausgesucht?
Nein. Also schon, ich durfte die Farbe wählen. Aber eigentlich wollte ich einen Ergobag. Das ist so ein grosser viereckiger Thek mit Farben und Zeichen darauf. Aber meine Mutter fand ihn zu schwer für mich.

Und das Etui? Was ist denn da schon drin?
Ich habe noch kein Etui, wir müssen auch keines mitbringen. Wir bekommen alles von unserer Lehrerin. Ich werde aber mit meiner Mama eines für zu Hause kaufen: Wir haben zwei gesehen, die mir gefallen. Blau, mit einem Fussballmuster darauf. Zwei verschiedene Modelle. Ich darf auswählen.

Wirst du mit Füllfederhalter schreiben lernen?
Was ist ein Füllfederhalter?

Ein Schreiber, der flüssige, blaue Tinte in sich hat; sie fliesst beim Schreiben heraus und trocknet dann ein. Ich habe mich damals riesig darauf gefreut, so schreiben zu können.
Ich glaube, so was brauchen wir nicht.

Kennst du den Schulweg schon?
Ja klar. Ist fast der gleiche Weg wie zum Kindergarten. Am Anfang begleitet mich mein Papa und meine Mama. Später gehe ich dann allein.


«Ich bin parat»

Rund 13 000 Jugendliche im Kanton Zürich haben dieses Jahr einen Lehrvertrag unterschrieben und starten im August ihre Ausbildung. Die 16-jährige Sarah Bäumer aus Meilen hat am Montag in Zollikon ihre Berufslehre als Polygrafin EFZ angefangen.

Sarah, warum gerade Polygrafin?
Ich wollte einen gestalterischen Beruf erlernen, damit ich kreativ sein kann. Als Polygrafin stimmt viel für mich.

Gab es noch andere gestalterische Berufe, die zu dir gepasst hätten?
Es gibt gar nicht so viele kreative Berufe. Ich habe mich auch für Zeichnerin interessiert, Fachrichtung Architektur. Auch Tierärztliche Praxis Angestellte TPA hätte mir gefallen.

Gibt es in deinem Umfeld Leute, die soeben eine Berufslehre begonnen haben?
Eine gute Kollegin hat ebenfalls am Montag als Fachangestellte Gesundheit FAGE im Kinderspital angefangen. Wir schreiben hin und her, wie der erste Tag gelaufen ist, wie der zweite Tag gelaufen ist … ich bin mega aufgeregt für sie. Heute geht sie das erste Mal auf ihre Station. Ich bin sehr gespannt, wie sie dies erlebt.

Es gibt dieses Gedicht «Stufen» von Hermann Hesse mit dem Satz «Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …» Gilt dies auch für dich? Gibt es etwas, das dich in dieser ersten Arbeitswoche bezaubert hat?
Ja, es hat mich mega gefreut, dass ich den Anfang spannend fand und spürte, dass es das Richtige ist für mich. Ich bin konzentriert, ich kann mich ganz einlassen.

War es schwierig, eine Lehrstelle zu finden?
Ja.

Um dieses Handwerk zu lernen, lässt du dich auf vier Jahre ein, in denen du wenig Ferien, wenig Lohn bekommst – dafür viel arbeiten musst. Wie hast du dich dafür motiviert?
Wenn ich den Kindergarten dazu zähle, bin ich zwölf Jahre in die Schule gegangen. Das reicht erstmal, ich bin fertig mit der Schule. Ich habe mir gesagt, jetzt bin ich parat für eine Berufslehre. Ja genau: Ich bin parat für das Neue.

Aber zur praktischen Lehre gehört die Berufsschule. Was erwartest du von ihr?
Ich hoffe es nicht, aber glaube, dass diese stressig wird. Ich werde im ersten Lehrjahr zwei Tage in Folge an der Berufsschule sein. Und befürchte, dass ich dann, wie früher im Französischunterricht, der ebenfalls an zwei aufeinander folgenden Tagen lag, gleich auf den nächsten Tag Hausaufgaben machen muss; das war echt doof.

Was erwartest du von deinen Ausbildnerinnen?
Dass sie geduldig sind mit mir. Es könnte sein, dass ich ein paar Mal eine Frage doppelt stelle. Also, ich wünsche mir, dass ich keine Angst haben muss zu fragen.

Auf welche Tätigkeiten freust du dich am meisten, wenn du dein Berufsprofil anschaust?
Ich freue mich mega darauf, dass ich ein Projekt von Anfang bis Ende begleiten darf. So dass ich sagen kann, ich bin an etwas beteiligt, das ganz neu in die Welt hineinkommt, das es vorher nicht gegeben hat.

Gibt es etwas, von dem du denkst, dass es schwierig werden könnte?
Nicht wirklich, ich schaffe das. Einzig, weil ich gerne schlafe, mache ich mir Gedanken, ob ich das mit dem Frühaufstehen immer hinbekomme. 6 Uhr 30 ist schon früh, sollte aber gehen.

Wie möchtest du Schwierigkeiten begegnen?
Ich sehe es, wie gesagt, nicht als grosse Schwierigkeit. Sollte ich doch mal zu spät kommen, mache ich einfach am Abend ein bisschen länger.

Hast du ein längerfristiges Ziel im Leben?
Keine Ahnung, was in zehn Jahren ist!

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