Von Franca Siegfried ‒ 16. August 2024
Abschrankung, Verengung, Einbahnregime, Lichtsignal, Umleitung und Strassensperrung. Bei einer zu dichten Bautätigkeit ist ein Verkehrskollaps durchaus möglich. Eingeschränkte Mobilität für die Bevölkerung, wenn auch nur temporär, bedeutet eine Einbusse der Lebensqualität. Der Slogan auf der Webseite der Kantonsbaudirektion lautet: «Sichere Strassen kosten Geld, unsichere Strassen kosten Leben.»
«So emotional das Thema Strassenbaustellen ist, so schlicht sind die Zahlen, die dahinterstecken», sagt Thomas Maag, Mediensprecher der kantonalen Baudirektion. Mit dem Bevölkerungswachstum nimmt der Verkehr zu. Auf den Zürcher Strassen verkehren jedes Jahr zusätzlich rund 10 000 Fahrzeuge. «Dies macht die Baustellen für die Verkehrsteilnehmenden noch spürbarer.» Mit einem proportionalen Dreisatz veranschaulicht – je mehr Menschen, desto mehr Autos – desto grösser sind die Auswirkungen der Baustellen auf den Strassen.
Bauarbeiten können bei idealen Wetterbedingen effizienter ausgeführt werden. Thomas Maag: «So kommt es im Sommer zu einer Konzentration von Strassenbaustellen. Die Verkehrsteilnehmenden wollen, dass diese möglichst schnell wieder verschwinden und fragen sich, weshalb nicht Tag und Nacht gearbeitet wird.» Mit diesen Ansprüchen geht jedoch die Nachtruhe der Anwohnenden vergessen. Die Gewerbetreibenden wiederum verlangen, dass ihre Geschäfte, Firmen und Werkhöfe trotz Baustellen ungehindert zugänglich sind. «Die umliegenden Gemeinden wollen keinen Umleitungsverkehr, die Quartierbewohnenden keinen Schleichverkehr. Die Steuerzahlenden wollen, dass es möglichst wenig kostet, und alle wollen während der Bauzeit trotzdem Wasser, Gas, Strom, Fernsehen, Internetversorgung und freien Zugang zu Haus und Garage.» Der Kanton muss dieser Vielfalt an Ansprüchen gerecht werden. «Der Zustand der Strassen wird periodisch beurteilt. Neben visuellen Kontrollen werden auch maschinelle Überprüfungen durchgeführt, sogenannte messtechnische Zustandserfassungen», erklärt Thomas Maag. «Die Resultate werden im Sinne des Erhaltungsmanagements in einer mehrjährigen, rollenden Bedarfsplanung abgebildet. Dafür gibt es eine Faustregel, etwa dass der Strassenbelag je nach Belastung zwischen 20 und 30 Jahren hält – die Lebensdauer lärmarmer Beläge jedoch nur halb so lang.» Bei 1330 Kilometern Kantonsstrassen, für welche das kantonale Tiefbauamt zuständig ist, werden pro Jahr 50 bis 70 Kilometer Strassenbelag ersetzt.
Laut Thomas Maag müssen die Strassensanierungen immer einige Jahre im Voraus mit den betroffenen Gemeinden, deren Werken, den Telekommunikationsanbietern und auch mit privaten Bauherren abgestimmt werden. «Diese Planung wird jedoch erschwert, da Einsprachen und Beschwerden die Umsetzung verzögern. Beispiel Strassensanierung und neuer Radweg Zollikerberg – Binz». Der Vorlauf für eine Sanierung benötige zwischen fünf und zehn Jahren. Die betroffenen Gemeinden würden von Beginn weg in die Projektierung und Planung einbezogen, auch die Kantonspolizei. Die Gemeindepolizei in der Regel erst bei der Erarbeitung des Verkehrskonzepts.
Seit dem 9. August bietet Zollikon eine weitere Dienstleistung: «Wir halten Sie über Strassenbaustellen auf dem Laufenden – abonnieren Sie unseren Abo-Dienst.» Nebst den üblichen Informationen lassen sich aktuelle Meldungen über Strassenbaustellen abonnieren. Wie können sich bei der Planung betroffene Bürgerinnen- und Bürger einbringen? «Gibt es eine Veränderung an der Strasse, die mit Landerwerb oder neuen Elementen – z.B. Radweg, Verbreiterung der Strasse, behindertengerechter Ausbau einer Bushaltestelle, Bau einer Mittelinsel bei Fussgängerübergängen – verbunden ist, muss das Projekt gemäss kantonalem Strassengesetz zweimal öffentlich aufgelegt werden», sagt Thomas Maag. «Bei der Planung einer normalen Sanierung gibt es keine Einsprachemöglichkeit, das würde eine koordinierte Planung verunmöglichen.»
Vom 21. bis 29. September werden auch noch die Teilnehmenden der Rad-WM 24 durch Zollikon sausen. Während der Renntage werden weitreichende Verkehrseinschränkungen auf gewissen Kantonsstrassen den Alltag der Bevölkerung massiv einschränken. Zwei Wochen nach dem Radspektakel wird die Binzstrasse in Zollikon auf dem Teilstück Wilhofstrasse bis Bühlstrasse in Richtung Binz vom 14. Oktober 2024 bis Ende März 2025 für den Fahrverkehr gesperrt. Vorgesehen ist ein Einbahnregime mit Umleitungen über Kantons- und Gemeindestrasse. Die Busse des öffentlichen Linienbetriebs werden mit einer Engpass-Steuerung jedoch in beide Richtungen fahren. Kein Veloverkehr ist möglich, nur der Fussverkehr wird über den Baustellenbereich geführt. Diese Verkehrsbeschränkung wird aktuell im Amtsblatt, wie auch in den entsprechenden Lokalzeitungen publiziert. Die Bevölkerung kann mit einer Frist von 30 Tagen bei der Baudirektion Kanton Zürich Rekurs erheben.
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