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«Ein Weichei kann man nicht sein»

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 23. August 2024

Yaëlle Klauser (14) aus Zumikon wurde in Schweden neue Europameisterin im Mountainbiken U16.

Yaëlle Klauser hat in Schweden im wahrsten Sinne Biss gezeigt. Dafür wurde sie mit Gold belohnt. Auf den Trails ist Geschicklichkeit, Mut und Balance gefordert. Die 14-jährige Zumikerin liebt diesen Mix. (Bilder: zvg)
Yaëlle Klauser hat in Schweden im wahrsten Sinne Biss gezeigt. Dafür wurde sie mit Gold belohnt. Auf den Trails ist Geschicklichkeit, Mut und Balance gefordert. Die 14-jährige Zumikerin liebt diesen Mix. (Bild: zvg)

Yaëlle, bist du schon mit der Hoffnung auf den EM-Titel nach Schweden aufgebrochen oder kam der Sieg überraschend?

Ich bin mit hohen Erwartungen an die EM gereist, da ich letztes Jahr den dritten Platz erreicht habe und mir wieder einen Podestplatz erhoffte. Dass es gleich die Goldmedaille wird, hat mich dann doch überrascht und natürlich riesig gefreut.

Wer war mit vor Ort, um Dich zu unterstützen?

Meine Eltern begleiteten mich nach Schweden. Zudem feuerte mich das ganze Schweizerteam mit Eltern an. Der Verband Swiss Cycling übernimmt noch keine Unterstützerfunktion.

Seit wann fährst Du Mountainbike und wie oft trainierst Du?

Ich bin mit sieben Jahren meine ersten Rennen gefahren. Gleichzeitig trainierte ich auch noch Fussball, Leichtathletik und Schwimmen. Ich hatte das Glück, nach der Primarschule in der Kunst- und Sportschule Uster aufgenommen zu werden. Die Sportschule bietet mehr Freiraum zum Trainieren. So kann ich mich wöchentlich zwischen 12 und 14 Stunden dem Sport widmen.

Mountainbiken ist technisch und körperlich anspruchsvoll. Worin liegt für dich die besondere Herausforderung?

In diesem Mix. Dieser Sport verlangt Kondition, Ausdauer, Schnelligkeit, Reaktionsfähigkeit und die völlige Beherrschung des Velos. Er ist aber auch spielerisch, man kann Tricks und Sprünge lernen. Dieses Gesamtpaket gefällt mir sehr.

Stürze sind wohl nicht vermeidbar. Hast du dich beim Biken schon ­verletzt?

Ernsthaft noch nie. Natürlich stürze ich ab und zu, aber bis jetzt bin ich mit Prellungen und Schürfungen davongekommen. Ein Weichei kann man in diesem Sport nicht sein.

Wie oft ärgerst Du dich im Wald über Spaziergänger und Hundehalterinnen?

Eigentlich kaum. Ich bewege mich oft abseits von häufig begangenen Wegen. Komme ich von hinten, ­mache ich mich bemerkbar und bin freundlich. So kommt es nicht zu Komplikationen.

Hast du mit Nino Schurter und Mathias Flückiger bei den Olympischen Spielen mitgefiebert und -gelitten?

Am Fernsehen habe ich das Rennen verfolgt und die beiden angefeuert. Es sind grosse Vorbilder. Das Frauenrennen war für mich genauso spannend. Gerne wäre ich dabei gewesen.

Beim Mountainbiken ist auch das Material entscheidend – es ist ein teurer Sport. Bekommst Du Unterstützung?

In meinem Alter müssen vor allem die Eltern unterstützen; dafür bin ich ihnen auch sehr dankbar. Dann habe ich das Glück, dass mein Velo­mechaniker vom Bike do it in Egg vor jedem Rennen mein Rad kontrolliert und allfällige Reparaturen kostenlos vornimmt. Das ist eine grosse Unterstützung.

Immer mehr Menschen sind mit E-Bikes auf und in den Bergen – körperlich aber überfordert. Ärgert dich das, weil sie vielleicht die Trails blockieren?

Es gefällt mir, dass mehr Leute die Möglichkeit haben, Sport zu treiben und so die Bergwelt erkunden. Manchmal trauen sich aber schlechte Fahrer zu viel zu. Rauf zu kommen ist einfacher als runter …

Liebäugelst du mit einer Karriere als Profifahrerin oder wird es Hobby bleiben? Und wenn Hobby, in welcher Richtung siehst du deine berufliche Zukunft?

Mein grosser Traum ist es, einmal im Profisport bestehen zu können. Es ist mir aber bewusst, dass
das ein langer und harter Weg ist. Dennoch bin ich zuversichtlich, es schaffen zu können. Ich werde nach der dritten Sek eine Sportlehre absolvieren, um nach wie vor Zeit fürs Training zu haben. Mein nächstes grosses Ziel ist die Europameisterschaft im kommenden Jahr. Den Mountainbikesport kann ich allen Kindern empfehlen, die gerne bei jedem Wetter draussen in der Natur sind. Es macht einfach riesig Spass, über Felsen und Wurzeln zu springen, die eigene Kraft zu spüren und mit Energie durch den Wald zu sausen. Am lustigsten ist es natürlich zusammen mit anderen Kindern.

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