Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 23. August 2024
Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wo gelebt wird, da fällt Abfall an. Diesen Abfall sinnvoll und ökologisch zu verwerten oder zu deponieren, ist Aufgabe des Kantons. Dieser hatte überraschend das Gebiet Brunnenwiesen im Zollikerberg ins Gespräch gebracht, und zwar für Abfall der Kategorien B bis F. Damit könnten auf einer Fläche von 1,6 Millionen Kubikmetern sogar stark belastete Abfälle gelagert werden.
Um das zu verhindern, hat sich nicht nur die Gemeinde sehr schnell vehement geäussert. Gebildet hat sich auch die Interessengemeinschaft DepoNIE Zollikon. Sie informierte auf der Chilbi mit einem eigenen Stand, es folgte ein runder Tisch am vergangenen Dienstag in der Aula der Primarschule. «Am Tag nach der Chilbi und einer Vollmondnacht, sind wir vielleicht noch ein bisschen müde», räumte Gemeinderat Dorian Selz ein. Doch die rund fünfzig engagierten Bürger und Bürgerinnen waren wach genug, um sich vehement gegen die Pläne zu stellen, neue Aktivitäten zu planen und kreative Initiativen zu entwickeln.
Einig wie selten zeigten sich die Vertreter der verschiedenen Vereinigungen, Verbände, Parteien und Institutionen. Unisono erläuterten sie, warum dieser Standort gleich aus mehreren Gründen nicht realisiert werden könne. Eine objektive Beurteilung der Einwände müsste den Standort unmöglich machen.
Mit Blick auf die Aktivitäten an der Chilbi stellte Christian Bärtschi, Mitglied der Interessengemeinschaft, fest: Auf der einen Seite seien Bürger und Bürgerinnen noch uninformiert gewesen, auf der anderen Seite generieren allein die Plakate auf dem Areal täglich fünf bis zehn neue Abonnenten des Newsletters. Im Mittelpunkt des Abends stand auch der Fahrplan für die kommenden Monate: Geplant sind öffentlich wirksame Aktionen und Informationsveranstaltungen, und zu benachbarten Gemeinden sollen Kontakte geknüpft werden. «Zollikon ist bislang die Gemeinde, die sich am intensivsten mit dem Thema kritisch befasst», erklärte Dorian Selz, der mit Matthias Oettli durch die Agenda führte. In die Wege geleitet wurde laut Rechtsanwalt Felix Huber eine umfassende Akteneinsicht, und zwar zu allen möglichen Standorten.
Ganz oben auf der Argumentationsliste steht der Umweltschutz: Das neu ins kantonale Inventar der Landschaftsschutzobjekte aufgenommene Wehrenbach- und Rossweidtobel liegt in direkter Falllinie neben dem Deponiegelände. Die Fliessgewässer und letztlich der Zürichsee seien durch Verschmutzung gefährdet. Auch verkehrstechnisch sei der Standort nicht plausibel. Stefanie Majer hat seitens der IG Kontakt zum Ingenieurbüro «Emch + Berger» mit Sitz in Bern aufgenommen. «Erste Gespräche zeigten, dass vor allem der Verkehrsaspekt sehr wichtig werden könnte.» Dies stützte auch Carla Veser, Leiterin Bauprojektmanagement des Diakoniewerks und des Spitals. «Wir haben die Auflage, nicht mehr als zehn zusätzliche Autofahrten pro Tag zuzulassen. Doch dann würden pro Tag 200 Lkw durchs Dorf rollen.»
Bewohner und Bewohnerinnen seien ebenfalls nicht berücksichtigt worden. Die Existenzgrundlagen ansässiger Bauern, denen bereits Ersatzland und Geld angeboten wurde, wären gefährdet. Die angrenzenden Wohnquartiere lägen in unmittelbarer Nähe mit voller Sicht auf das Deponieareal; die Rede ist von einer Grösse, die etwa 20 Fussballfeldern entspreche.
Nun gelte es, das Bewusstsein zu schärfen, denn noch fühlten sich zu wenige Bürger und Bürgerinnen betroffen. Das könnte – im schlimmsten Fall – zu einer extremen Betroffenheit führen. Intensiv wurde daher die Kommunikation beleuchtet. «Das wird ein ganz langer Weg und wir wissen noch nicht mal, wo das Ziel ist», erklärte Christian Bretscher, externer Kommunikationsberater der Gemeinde Zollikon. Doch er ist zuversichtlich, dass bei einem breiten Schulterschluss die Bagger im Zollikerberg zu verhindern sind. Ein wichtiger Schritt wird die Bildung einer Informationsplattform sein, auf der Dokumente, Pläne und Hintergrundinformationen aufgeschaltet – also deponiert – werden.
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