Von Franziska Müller ‒ 6. September 2024
«Das ganze Verfahren war nicht unkompliziert», erklärt Thomas Krauer, Leiter Tiefbau und verantwortlich für den Einkauf. «Auch wegen rechtlicher Auflagen – wir sind an das Submissionsrecht gebunden – zog sich dieses Geschäft über einige Monate hin.» Submissionsrecht bedeutet, dass verschiedene Anbieter anzufragen und für eine Offerte einzuladen sind. «Die Wischmaschine ist ein Gemeindefahrzeug, dass wir alle ein bisschen mitbesitzen. Kostenpunkt: rund 248 000 Franken» Neben diesen rechtlichen Bestimmungen gab es noch andere Auflagen. Es musste zum Beispiel ein elektrisches Fahrzeug sein. «Die elektrisch betriebenen Kommunalfahrzeuge haben in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht», erklärt er. Aufgrund der Topografie, also der Hanglage in Zumikon, gab es zudem spezielle Auflagen in Sachen Leistung. «Der Preis alleine war nicht ausschlaggebend. Es war ein mehrstufiges Verfahren, bei dem wir die angegebenen Referenzen und die Erfüllung des Pflichtenhefts beurteilt haben. Und damit natürlich die Performance der Maschine selbst.»
Wie prüft man denn eine Wischmaschine? «Indem man arbeitet mit ihr», erklärt Albi Gnehm, Bereichsleiter Werkhof Zumikon. Er und die Wischmaschinen-Piloten Ejup Skenderi und Thomas Akeret erzählen von den Testfahrten auf umliegenden Strassen und vom Parcours, den sie hinter dem Werkhof erstellt haben. Sie erinnern sich an einen Kollegen, der beim Aufsaugen eines Laubhaufens mit einem Konkurrenzprodukt fast verzweifelt ist.
Nicht alle Maschinen der eingeladenen Anbieter kamen also mit den Anforderungen des Zumiker Teams zurecht. Neben dem Laub gab es zum Beispiel einen Haufen Split, der aufgewischt werden sollte. Eine schwere Prüfung. «Toujours, nur Split, für das ist sie nicht gemacht», erklärt der Lieferant der Firma Aebi & Co. Burgdorf, der die Neue eben vom Lastwagen abgeladen hatte. «Aber können muss sie das schon.» Und was noch? Split und Kies, Konfetti und Prosecco-Flaschen, nasses Laub und Sturmgut muss sie in einem Wisch wegfegen und aufsaugen können. «Wobei – dieser eine Wisch ist eine idealisierte Vorstellung. Manchmal muss man über eine heikle Stelle eine zweite Runde drehen. Hat es richtig gestürmt, sind die Gemeindearbeiter mit der Kehrmaschine sogar zu zweit unterwegs», ergänzt Albi Gnehm. «Sie muss zudem beweglich und ausdauernd sein – gerade in einem hügeligen Gebiet wie Zumikon darf ihr nicht plötzlich der Schnauf ausgehen. Hat sie ihre maximale Ladekapazität – bis zu fünf Tonnen! – erreicht, muss sie noch sicher zurück zum Werkhof kommen.»
Schliesslich dauerte die Lieferung der eSwingo 200+ auch etwas länger, weil noch Anpassungen nötig waren und Komponenten für die Gemeinde Zumikon ein-, aber auch ausgebaut werden mussten. «So eine Maschine gibt’s nicht im Gestell», erklärt Thomas Krauer. Nein, die Farbe wurde nicht ans Zumiker Wappen angepasst. Die Maschine wurde ganz in Weiss geliefert, das sei Standard für die Elektrischen. «Aber gegen einen Aufpreis hätten wir jede Farbe haben können – auch Rosa, Pink, Grün …», sagt er lachend. Und alle lachen mit. Schon klar, niemand wollte in einer Chilbimaschine in der Gemeinde herumkurven.
«Als Erstes geht unsere Strassenkehrmaschine als Anzahlung zurück zum Hersteller nach Burgdorf», erläutert Albi Gnehm das Prozedere rund um die aktuelle Neuanschaffung. Wischmaschinen wurden nach ihrem Einsatz in Zumikon auch schon weiterverkauft: die eine hat ein lokales Baugeschäft übernommen, eine andere kam in einer Gemeinde im Tessin unter. Vor allem Kieswerke sind scharf auf die ausgemusterten Strassenfeger. «All unsere Fahrzeuge haben auf dem Occasionsmarkt gute Verkaufschancen; in der Branche ist bekannt, dass wir unsere Maschinen gut warten.» Ejup Skenderi nickt. Er ist seit elf Jahren im Team als einer der beiden Wischmaschinenpiloten und erklärt: Die MFH – im Pilotenslang abgekürzt für «die Kehrmaschine der Maschinenfabrik Hochdorf» – werde «Abend für Abend geputzt und gefettet, freitagnachmittags noch gründlicher». Da die Maschine ständig mit Feuchtigkeit in Berührung sei – sie hat einen Wassertank und kann sogar mit einem Spritzbalken fegen – müssten die beweglichen Teile und der Auffangtank speziell gut gewartet werden.
Die richtige Pflege verlängere die Lebenserwartung, die sie mit ihren fast dreizehn Jahren schon länger erreicht habe. Mit den rund 6500 geleisteten Betriebsstunden sei sie nun in einem reparaturanfälligen Zustand, «Es ist wie bei den Menschen, mit dem Alter kommen gewisse Leiden», sagt Albi Gnehm und lächelt. Die Saugleistung habe nachgelassen, die Hydraulikschläuche würden häufiger locker, die Dichtungen müssen immer mal wieder ersetzt werden. «Das ist aber schon alles. Und nein, sie hat keine Marotten; sie ist schlicht eine gute Maschine. Man muss einfach sanft mit ihr umgehen.» – «Und intelligent fahren», ergänzt Ejup Skenderi. Die beiden schätzen die MFH und es schmerzt sie ein bisschen, sie gehen zu lassen. Aber bald ist Herbst, die strengste Zeit für eine Strassenkehrmaschine. Es ist schwierig, mit all dem Laub fertig zu werden. Die Aufräumarbeiten nach einem Sturm sind anspruchsvoll. «Und erst der Winter», betont Ejup Skenderi, «das Salz auf den Strassen macht jedes Fahrzeug kaputt». Deshalb werden Fahrten im Winter vermieden. Nur in Notfällen, wenn zum Beispiel Ölspuren die Fahrbahn verschmutzen, muss sie noch ran. Das wollen sie ihr aber nicht mehr zumuten.
Der ironisch gemeinte Kosename «lärmender Donnerbalken» hat sich die Strassenkehrmaschine übrigens selbst eingehandelt. Eine Nachbarin, erschrocken über den Lärm der kleinen Maschine, wandte sich halb im Zorn, halb amüsiert an Albi Gnehm. «Die MFH ist mit dem Alter nicht leiser geworden, eher umgekehrt. Es ist eben ein bisschen wie bei den Menschen auch.»
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.