Das Ende des ­Dornröschenschlafs

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 20. September 2024

Anhand des Modells konnten sich Besucherinnen und Besucher ein genaues Bild des neuen Gemeinschaftszentrums machen. (Bild: bms)

Die Zukunft des Gemeinschaftszentrums interessiert: Die Ergebnisse der langen Planung fanden viel Beifall.

Gross und einladend steht es am Rande des Dorfplatzes: das Gemeinschaftszentrum Zumikon, das von der Gemeinde Zumikon und den Kirchgemeinden aus Zumikon und Zollikon betrieben wird. Doch das Haus ist in die Jahre gekommen und braucht eine Total­renovation. Lange schon laufen die Planungen, wie mit dieser Renovation Bedürfnisse, Bestand und Bezahlbarkeit unter einen Hut gebracht werden können. Am Dienstagabend wurden die Ergebnisse über hundert Interessierten vorgestellt – sie stiessen auf breite Zustimmung.

Foyer und Saal ebenerdig

Herzstück des neuen Zentrums wird der aus dem Dornröschenschlaf ­geweckte Güggelplatz. Vom Platz aus geht es ebenerdig in das neue Foyer samt Garderobe, WC-Anlagen, Küche und Gemeindesaal, ebenso in die Werkstätten des Freizeitzentrums oder in den Neubau der Bibliothek, die nach geäusserter Kritik kein Flachdach, sondern Steildächer tragen wird. «Insgesamt werden wir 85 Prozent der Substanz erhalten», freut sich Mark Aurel Wyss, der als Generalplaner die Federführung innehat. Die Neubauten würden sich hervorragend der Umgebung anpassen, ohne ­dabei eine Kopie zu sein. «Unser Ziel war es, den neuen Bedürfnissen Raum zu geben und das zu bündeln, was zusammengehört», erläuterte Gemeinderat Thomas ­Epprecht. Das bedeutet, dass es neben dem Kirchgemeindesaal und dem Cheminéeraum neu auch einen mittelgrossen Saal geben wird, der als Gemeinschaftsraum allen Miteigentümern zur Verfügung steht und auch fremd vermietet werden kann. Der Kirchgemeindesaal wird mit einer breiten Fensterfront in Richtung Dorfplatz einladend hell – und neu im Miteigentum auch der Gemeinde gehören. Im Nutzungsbereich der reformierten Kirche finden sich Büros und ein multifunktionaler Raum für Unterricht und Sitzungen. Während die reformierte Kirche sich räumlich verkleinert, wird der Anteil der katholischen ­Kirche grösser. «Besonders freuen wir uns über den neuen Eingang zur Bruder-Klaus-Kapelle, der beim Dorfplatz liegen wird und somit sichtbarer ist», erklärte Vizepräsident Heinz Montanari. Neu soll es im Erdgeschoss zwei Unterrichtsräume geben, wobei der Mittagstisch getrennt angeboten werden kann. Auch ein Büro für die Seelsorge wird integriert.

Belieferung über Bänningerweg

«Ich bin absolut glücklich», sagte auch Dennis Padel, Geschäftsführer des Freizeitzentrums, angesichts des grossen Modells. Die Keramikwerkstatt soll aus dem benachbarten Keller aus- und in direkter Nachbarschaft zur Holzwerkstatt einziehen. Die zufahrtsbeschränkte Belieferung erfolgt neu über den Bänningerweg. Gleichzeitig sind alle Räume und Etagen barrierefrei zu erreichen.

Auch an den Nachwuchs wurde gedacht. Die Spielgruppenräume sind mit direktem Zugang zur Wiese ­unterhalb des Zentrums eingeplant; und die doppelgeschossige, schallisolierte Disco wird im dritten Untergeschoss, gewissermassen im «Schiffsbauch», niemanden stören. Bei der gesamten Planung wurde auch auf Nachhaltigkeit geachtet: Für den Disco- und Partybereich werden neu die WC-Anlagen unterhalb des jetzigen Gemeindesaals genutzt. Wenn ganz unten im Zentrum getanzt werden kann, lockt eine neue und grössere Dachterrasse zum Verweilen und erfüllt mit Blick in die Berge und auf den See en passant Wünsche aus der Bevölkerung.

85 Prozent «Ohnehin-Kosten»

Bei aller Nachhaltigkeit: Die Totalrenovation kostet. Die Kosten können zurzeit nur mit einer Genauigkeit von plus/minus 15 Prozent beziffert werden und belaufen sich auf derzeit knapp 31 Millionen Franken. Das ist gegenüber den ursprünglich genannten 22,8 Millionen wesentlich mehr. «Und das, obwohl wir durch neue Planungen eigentlich 1,3 Millionen Franken eingespart haben», erklärte Mark Aurel Wyss. Die Gründe sind nicht nur Teuerungen unter anderem im Bauwesen. Neu wurden auch die Wohnungen und Ladenlokale mit in das Projekt integriert. Dabei seien 85 Prozent der Kosten soge­nannte «Ohnehin-Kosten», erklärte ­Thomas Epprecht – Geld, das auf jeden Fall für eine Renovierung investiert werden müsse.

Nach der wortreichen Präsentation des Projekts lud Gemeindepräsident Stefan Bührer die Gäste zu einem Apéro rund um das Modell ein, wo sich schnell zeigte: Auf dieses Zentrum könnten sich kommende Generationen wirklich freuen.


Träumen erlaubt

Natürlich war der Info-Abend zur Erneuerung des Gemeinschaftszentrums auch eine Werbeveranstaltung. Da war die Rede von Mädchen und Jungen, die mal eben durch die weit geöffneten Türen in den Park gehen könnten, um sich da auszutoben. Die neue Terrasse wurde mit Blick auf die Berggipfel und den glänzenden See vorgestellt und gepriesen. Die neue Bibliothek bekommt eine Lesetreppe. Vor dem geistigen Auge sah man schon Jugendliche in den «Leiden des jungen Werther» blättern. Keine Frage, das klang alles schön. Aber wäre es nicht noch viel schöner, in Zumikon könnte eine demokratisch getroffene Entscheidung einfach umgesetzt werden? Ein Projekt einfach realisiert werden? Ohne Einspruch, ohne Rekurs? Die Zukunft wird Geld kosten. Sie muss nicht auch noch Nerven kosten.

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