Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 20. September 2024
Welch ein Leben! Mit vier Jahren zur Schule, ihr «Tor zur Welt». Passionierte Lehrerin in den 1950er- und 60er-Jahren. 1969 wagte sich die 33-Jährige in die Männerdomäne der Schweizerischen Bankgesellschaft SBG. Beruf und Karriere waren Marianne Frey-Hauser wichtiger als eine Familie. «Selbstständige Frauen waren für mich normal. Meine Mutter musste uns Kinder nach der Scheidung allein durchbringen.» 1980 wurde sie Vizedirektorin, 1983 übernahm sie die Leitung der Zolliker Filiale, 1954 als erst zweite SBG-Agentur gegründet. «Ich war die richtige Frau am richtigen Ort zur richtigen Zeit mit einem couragierten Vorgänger», erklärte sie im Zolliker Boten vom 9. Juni 1989. Die SBG als «etwas offenere, keckere Bank» scheute sich nicht vor diesem ungewöhnlichen Schritt. 1985 dann die Ernennung zur stellvertretenden Direktorin, 1990 zur Direktorin. Fast zehn Jahre leitete sie die Niederlassungen in Zollikon, Zollikerberg und Zumikon. Die Zolliker Bevölkerung schilderte sie als «anspruchsvoll, interessiert und kritisch» – als «attraktive Mischung aus Dorfbewusstsein und Urbanität». «In dem Masse, wie die Stadt ihre Zentrumsfunktion verlor, stieg die Bedeutung der Agglomeration.» Die SBG wuchs hier mit ihren rund 70 Mitarbeitenden zu einer der bedeutendsten Niederlassungen im Raum Zürich. Ziel war, «eine professionelle Privatbank unter dem Dach der Grossbank zu sein». Auf die Frage nach dem persönlichen Service im Zeitalter der Elektronik meinte sie, «wenn schon die Maschine Routinearbeiten erledigen kann, muss der Mensch umso mehr im Mittelpunkt stehen». Ihre Filialen waren Begegnungszonen mit Kaffeemaschine und Presseecke; mit «Surprise um sechs» vereinte sie Musik und Finanzen – und mit Anlageseminaren für Frauen gewann sie vermögende Kundinnen.
Die Tür in die Generaldirektion blieb ihr verschlossen. Sie reagierte konsequent und kündigte, folgte ihrem frisch pensionierten Gatten nach Davos, arbeitete als Journalistin und Kulturvermittlerin. «Leben drei und vier» nannte sie diese Jahre. Leben fünf begann nach dem Tod ihres Mannes. Den Verlust von Partner und Arbeit erlebte sie als «Sturz ins Bodenlose». Das Älterwerden hielt sie für die «bisher grösste Herausforderung» und ihr «wohl komplexestes Projekt».
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