Die Welt zu Gast

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 20. September 2024

Blick von der provisorischen Fussgängerüberführung beim Dufourplatz, die ausschliesslich für die Velo-WM 2024 aufgebaut wurde. (Bild: cef)

Es gibt sie doch, die Vorfreude auf die Radweltmeisterschaft. Zu ihnen gehört Roger Vonäsch. Und die Feuerwehr lädt ins Festzelt zu Speis und Trank und Fernseher.

Roger Vonäsch ist für kleine Reparaturen zu Stelle, freut sich aber hauptsächlich auf ein grosses Radsportfest. (Bild: bms)

Die letzte Septemberwoche steht auch in Zollikon im Zeichen der Rad-WM. Viel ist geschrieben worden über Sperrungen, Durchfahrgenehmigungen und Umleitungen. Doch es gibt nicht wenige Zolliker und Zollikerinnen, die sich auf den Event freuen. Zum Beispiel Roger Vonäsch, und zwar nicht, weil er sich auf das boomende Geschäft freut. Er verkauft und repariert Velos, ist vor allem selber ein begeisterter Radfahrer. «Ich werde nur am Vormittag geöffnet haben. Es werden viele Radbegeisterte mit ihren Velos nach Zollikon kommen. Wenn dann jemand einen Platten hat oder ein Ersatzteil braucht, kann er zu mir kommen.» So sieht er die WM nicht als Werbung für sein Geschäft, sondern für den Sport. Deswegen versteht er auch den oft geäusserten Unmut nicht. «Es werden Fans aus der ganzen Welt nach Zollikon kommen und gute Laune mitbringen. Auf der ganzen Welt kann man die Weltmeisterschaft am Fernseher verfolgen. Die internationale Elite fährt bei uns direkt vor der Haustür vorbei, darüber kann man sich doch freuen.»

Festzelt am Dufourplatz

Als Gewerbetreibender besuchte Roger Vonäsch die Info-Veranstaltung der Gemeinde, vermisste allerdings die junge Generation, die auch von den Umleitungen und Strassensperrungen betroffen ist. «Ja, es wird Einschränkungen geben, aber eben nur für ein paar Tage.» Mehr Mitleid habe er mit den Geschäftsinhabern an der Forchstrasse in Richtung Zürich, die über Monate nicht mit dem Auto zu erreichen seien. «Wenn man nun am Morgen etwas früher aufstehen muss, ist das doch gar nicht so schlimm.»

Schade findet er, dass die Gemeinde selbst das Ereignis nicht für ein Live-Viewing nutzt. Es sei toll, die vorbeirauschenden Fahrer zu sehen, aber man wolle dann doch das Rennen weiter auf dem Monitor verfolgen. «Das hätte man auf dem Dorfplatz anbieten können.»

Die Feuerwehr hingegen lädt zum gemeinschaftlichen Zuschauen. Am Dufourplatz wird ein Festzelt aufgebaut, in dem von Mittwoch bis Sonntag Essen, Getränke und ein Monitor locken. «So kann man live verfolgen, wo sich das Feld gerade befindet», erklärt Kommandant John Elben. Auch kulinarisch lohnt sich ein Besuch; neben der üblichen Bratwurst wird es Burger – mit und ohne Fleisch – geben. Das grosse Fragezeichen dabei: Es gibt keine Erfahrungswerte für eine solche Veranstaltung. «Wir wissen nicht, ob fünf oder tausend Leute kommen und hoffen, dass wir nicht viel zu viel oder viel zu wenig vorrätig haben.»

Falls das Wetter mitspielt, wird die Feuerwehr mit einem Grill auch am 22. September während des Zeitfahrens auf der Seestrasse präsent sein, um die Fans zu versorgen.


Fehlende Transparenz

Als heimischer Unternehmer fühlt sich Gregor Rutz schlecht und fehlerhaft informiert.

Mangelnde und fehlerhafte Kommunikation wirft ­Gregor Rutz, Unternehmer aus Zollikon, den politischen Verantwortlichen in Zürich und auch Zollikon vor. «Ich stelle fest, dass ich – sowohl als Anwohner in Hottingen als auch als Gewerbler in Zollikon – nach wie vor dahingehend informiert werde, dass eine Zufahrt nur über die A52 in Küsnacht-­Itschnach möglich sei. Dies und auch, dass die Zufahrt in die Stadt Zürich nach 5 Uhr nicht mehr möglich sei, stimmt offensichtlich nicht», kritisiert er in einem Brief an den Gemeindepräsidenten und den Gewerbeverein. Vielmehr sei es so, dass während der grünen Phase auch die Rennstrecken befahren werden können. Während der so genannten orangenen Phase, die bis eine Stunde vor Rennbeginn gilt, muss es in der Stadt Zürich rund zwanzig Möglichkeiten geben, auch mit einem Auto die Rennstrecke zu überqueren. «Das heisst: Man kommt bis eine Stunde vor Rennbeginn auch von Hottingen, Hirslanden oder aus dem Seefeld nach Zollikon.» Dabei sei es für die Zolliker Unternehmen, aber auch Anwohnenden, wichtig zu wissen, welche Strassen an welchen Tagen von wann bis wann befahrbar seien. Schliesslich müsse er als Gewerbler auch die Anfahrt der Mitarbeitenden oder Lieferungen an Kunden planen können. «Es ist essenziell zu wissen, wann Zollikon in der Phase ‹grün› ganz normal auch via Witikon, Hottingen, Hirslanden oder das Seefeld – und damit über Achsen wie die Seestrasse, Zollikerstrasse, Witellikerstrasse oder Bergstrasse – erreichbar ist.»

Gregor Rutz – seit 2015 Mitglied der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrates – räumt jedoch ein, dass in Zollikon die Kommunikation transparenter laufe als in der Stadt Zürich. Am Dufourplatz sei genau angeschlagen, wann welche Strasse gesperrt ist. «In Zürich heisst es pauschal, man könne von 5 Uhr bis 19 Uhr nicht durchfahren. Dies stimmt so nicht.» (bms)

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