Von Aline Sloksnath ‒ 4. Oktober 2024
Plötzlich tut sich die Erde auf: Bei den Bohrungen rund um das Generationenprojekt Energieverbund Lengg auf Zollikergrund ist es zu einem Einbruch im Boden gekommen. Es werden Erinnerungen wach: Bereits im vergangenen Juni war die Strasse eingebrochen, damals beim Blumenrain. Vor zwei Wochen nun auf einem Parkplatz an der Bleulerstrasse öffnete sich ein drei Meter tiefes Loch, das ein Parkplatzschild und Teile eines Zauns verschluckte. Die von einem Mitarbeiter der EPI-Klinik gerufene Feuerwehr Zollikon sicherte das Gebiet, wie ein Offizier auf Anfrage mitteilt. Verantwortlich für die Schliessung des Loches war die Bauherrschaft, also Energie 360°, die noch in der Nacht eine entsprechende Baufirma damit beauftragt hat.
Wie konnte das erneut passieren? «Die Arbeiten finden in einem geologisch äusserst anspruchsvollen Gebiet statt», schreibt Michael Walser, Mediensprecher von Energie 360°, auf Anfrage. Um Setzungen und Ereignisse zu vermeiden, habe man vorgängig umfangreiche Sondagen mit Spezialisten durchgeführt. Nach dem Vorfall im Sommer wurde ein sogenanntes «Casing» – ein riesiges Stahlrohr – installiert, das den Boden im Riedgebiet im oberflächennahen Bereich schützten und stützten soll. Warum es dennoch zum zweiten Vorfall gekommen ist, ist gemäss Michael Walser aktuell Gegenstand intensiver Abklärungen von Spezialisten. Energie 360° setze alles daran, weitere Vorfälle zu verhindern: «Gegenwärtig überwachen Spezialisten das Gebiet noch engmaschiger, die Sicherheit steht an erster Stelle. Neben Sofortmassnahmen werden geophysikalische Untersuchungen des Untergrunds durchgeführt.» Zudem würden Gebiete präventiv abgesperrt.
Im April 2023 haben unterhalb der Wässrig-Wiese in Zollikon die Bauarbeiten für das Grossprojekt gestartet. Ab 2027 sollen der Gesundheitscluster Lengg sowie zwei städtische Wohngebiete klimafreundlich mit Wasser aus dem Zürichsee geheizt und gekühlt werden – auch Gebiete in der Gemeinde Zollikon. 2023 hat die Zolliker Stimmbevölkerung Ja zur dafür notwendigen Teilrevision der Gemeindeordnung sowie zu den Statuten der Netzanstalt Zollikon gesagt.
Nun wurde das Submissionsverfahren von der Auftraggeberin, der Werke am Zürichsee AG, abgebrochen, wie die «Zürichsee Zeitung» herausfand. «Im Verlauf des Verfahrens hat sich die Projektdimension und damit grundlegende Rahmenbedingungen und Anforderungen für das Fernwärmeprojekt geändert, so dass dieses überarbeitet und optimiert werden muss», begründet die Auftraggeberin den Abbruch. Gemäss der Zeitung seien nicht mehr vier, sondern nur noch zwei Anergieleitungen nötig, um Teile von Zollikon mit Fernwärme zu versorgen. Dieser Abbruch und auch die Änderungen sollen aber keine Auswirkungen auf das Projekt haben.
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