Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 8. November 2024
Wer Conrad Bruggisser zuhört, glaubt, er sei seit Ewigkeiten in Zumikon verwurzelt. Er spricht schnell, ohne Umschweife und kommt immer direkt auf den Punkt. Er schwärmt von seiner Heimatgemeinde und deren Möglichkeiten. Dabei kommt der Banker aus dem Zürcher Oberland; aufgewachsen ist er in der Nähe von Gossau. Vater, Grossvater und Urgrossvater lebten lange in Asien, und so hat er auch zwei Halbgeschwister mit chinesischen Wurzeln, die mittlerweile in Australien und Kalifornien leben.
Nach der Sekundarschule begann Conrad Bruggisser eine Lehre bei Julius Bär, die Bank, zu der er just zurückgekehrt ist. «Ich war damals gerade 15 Jahre alt. Das war eigentlich Kinderarbeit», lacht er rückblickend. Dem Bankwesen ist er treu geblieben und hat Karriere gemacht. «Es muss nicht immer gleich Gymnasium und Matura sein.» Ein Satz, den in Zumikon und Umgebung nicht alle Eltern unterschreiben würden. Doch der Banker schwärmt vom schweizerischen Bildungswesen. Es gebe eben nicht nur den direkten Weg. Schulbildung ist eine Autobahn mit vielen Ausfahrten. Er selbst hat später die Berufsmatura gemacht und – neben dem Beruf – noch studiert. Vier Jahre besuchte er am Abend und am Samstag die Fachhochschule. Das sei streng gewesen. «Aber ich konnte lernen und nebenbei noch Geld verdienen. Man kann eben in der Schweiz mit einer Lehre nach den Pflichtschuljahren beginnen, die Berufs- oder Fachmittelschule besuchen, eine Passerelle ablegen und später sogar noch doktorieren», führt er aus.
Sein Weg führte von Julius Bär zu JP Morgan und zur Credit Suisse, wo er viele Jahre in den unterschiedlichsten Positionen tätig war. Es sei traurig gewesen zu sehen, wie das Unternehmen unterging. Er ist der Bank besonders verbunden, sie habe in dunklen Zeiten zu ihm gestanden. Acht Jahre ist es her, als er an einem Sonntag plötzlich Schmerzen im Bauch verspürte. Am Montag sass er beim Arzt. «Ich dachte, der verschreibt mir ein paar Vitamine und ein bisschen Ruhe.» Doch der Arzt schickte ihn nach einer Ultraschalluntersuchung direkt ins Krankenhaus. Er bekam die Diagnose «Krebs» – und nahm den Kampf seines Lebens auf. Nach sieben Chemotherapien und über 60 Bestrahlungen kehrte er 30 Kilos leichter an seinen Arbeitsplatz zurück. «Die Credit Suisse hat mich damals nicht abgeschrieben, und dafür bin ich dem Unternehmen und meinen damaligen Vorgesetzen ewig dankbar.» Natürlich ist die Krankheit immer noch ein Thema, aber nur am Rande. «Das gehört nun einfach zu mir. Das akzeptiere ich, kann mich aber auch anderen Dingen widmen.» Lieber spricht er über die Jagd – eine Passion, die ihn erfüllt.
Unter den anderen Dingen ist vor allem die FDP. 14 Jahre präsidierte er die Freisinnigen in Zumikon. 2001 kam er nach Zumikon und es sei nahegelegen, sich hier bei den Liberalen zu engagieren. Zudem war er familiär «vorbelastet». «Mein Vater war Freisinniger und Schulpräsident. Das hat mich geprägt. Ich bin sehr freiheitsliebend und finde es richtig, dass der Staat so wenig wie nötig eingreift.»
Es sei schwierig gewesen, einen Nachfolger zu finden. «Es ist eben kein Behördenamt, sondern ein freiwilliger Einsatz, mit dem wenig Lorbeeren zu ernten sind.» Doch mit Patrick Lüthy sei nun ein engagierter Präsident gefunden. Er selbst wird sich auch weiter engagieren. «Wir müssen verständliche Politik machen, um junge Leute zu begeistern. Wir dürfen das Feld nicht anderen überlassen, sondern müssen selbst Themen wie Ausländerfeindlichkeit und Migration aufgreifen.» Mit Schrecken sehe er zunehmend internationale, prominente Politiker als schlechte Vorbilder, doch auf sozialen Medien omnipräsent.
Gerne würde er auch die Entwicklung in Zumikon vorantreiben. «Wir sollten doch alle an einem Strang ziehen, Projekte endlich realisieren und agieren, statt nur zu reagieren.» Dieses Dorf an der Forchstrasse liegt ihm am Herzen. «Wir haben die Nähe zur Natur und zur Stadt. Wir sind schnell in den Bergen, am See und am Flughafen. Wir sind über dem Nebel, über den Wolken. Was willst Du noch mehr?»
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