Von Franziska Müller ‒ 15. November 2024
Ich erinnere mich gut. Ich wartete auf meinen Sohn, damals ein Primarschulkind. Seit mehr als einer Stunde war er überfällig. Wir machten uns Sorgen, erkundigten uns bei der Schule, der Tramleitstelle, riefen die Polizei. Kurz bevor die Grossfahndung nach dem Kleinen losging, kam der erlösende Anruf einer Nachbarin; der Bub spaziere in aller Ruhe Richtung Haustür. Wir waren den Tränen nah vor Glück – er nur erstaunt. Er hatte einfach die Zeit vergessen. Nahm mit seinem Schulfreund einen anderen Weg, entdeckte das Shopville unter dem Hauptbahnhof und hätte sich eine Wurst gekauft, hätte er Sackgeld dabeigehabt.
Die Pädagogen sind sich einig, viele Eltern auch. Der Schulweg ist ein wichtiges Lernfeld. Ein Freiraum, der Entwicklungschancen bietet, ohne Überwachung, ohne Betreuung. Diesen zu erkunden, stärkt die Kinder. In unserem Frontartikel geht es um die Sicherheit des Schulwegs. Stimmt, «Elterntaxis» verwehren ihren Sprösslingen die Möglichkeit zur Bewährung und Entfaltung. Ich weiss aber auch, dass es Nerven kosten kann, das Kind seinen Weg selbst entdecken zu lassen.
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