Scheinwerfer statt Rampenlicht

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 22. November 2024

Trix Heberlein berichtete beim FDP-Kamingespräch uneitel und sachlich. Nicht zuletzt appellierte sie ans Zumiker Publikum, politische Mehrheitsentscheidungen doch zu akzeptieren.

Patrick Lüthi und Nadine Jürgensen im Gespräch mit Trix Heberlein. (Bild: bms)
Patrick Lüthi und Nadine Jürgensen im Gespräch mit Trix Heberlein. (Bild: bms)

Nadine Jürgensen und Patrick Lüthi sind ein perfektes ­Moderationsteam. Sie ist Journalistin und Unternehmerin, er neugierig interessiert an den Mitmenschen. Sie begrüssten mit Trix Heberlein die «Grande Dame» der Liberalen fast ein bisschen ehrfürchtig. Doch Trix Heberlein wischte diese Ehrfurcht im Kaminzimmer des Gemeinschaftszentrums gleich zur Seite. Sie wollte nie selbst im Rampenlicht stehen, sondern den Scheinwerfer auf das richten, was geändert werden muss. Sie besitzt offenbar die Gabe, zu akzeptieren, was unabänderlich ist und sich mit aller Kraft dem zu widmen, was sie gestalten möchte.

Familienzeit in den USA

So widersetzte sie sich – damals noch im Appenzellerland – dem Wunsch des Vaters, in das Familiengeschäft einzusteigen und studierte Jus – als eine von wenigen Studentinnen. «In diesem Fach ist man breit aufgestellt. Das hat mir gefallen», erinnerte sie sich. Früh traf sie ihren späteren Ehemann Robert – ebenfalls Jurist – und akzeptierte, dass sie in der gemeinsamen Zeit in den USA zurückstecken musste. Es war die klassische Situation: Der Mann verdiente das Geld, die Ehefrau blieb zu Hause beim Kind. Als es über Frankreich und Itschnach schliesslich nach Zumikon ging, realisierte sie mit Elan ihr Lebenskonzept. Sie schloss sich mit anderen Müttern zusammen, organisierte einen Mittagstisch für die Kinder, sodass jede Mama auch mal Zeit hatte. Es wundert also nicht, dass sich Trix Heberlein später in der Frauenzentrale engagierte und Rechtsberatung anbot – auch Beratung über das alte Eherecht. «Das war die Zeit, als Frauen von ihren Ehemännern noch Sackgeld bekamen.»

Kompromisse eingehen

Die Liste ihrer politischen Ämter ist lang: Die Zumikerin war Gemeinderätin, Kantonsrätin, Nationalrätin, Ständerätin und Nationalratspräsidentin. Doch egal in welcher Funktion, wichtig war ihr immer, im Gespräch zu bleiben. Geplant war die politische Karriere nicht. Sie habe sich einfach engagieren wollen. Das tat sie vor Ort vielleicht noch ein bisschen lieber als auf der grossen Bühne. «Man sieht bei der Gemeindearbeit die Auswirkungen politischer Entscheide sofort.» Und mit Blick auf die Zumiker Verhältnisse unterstrich sie, dass es doch ratsam sei, politische Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren und die eigene Meinung hintenanzustellen. «Politik heisst immer auch, Kompromisse einzugehen und gemeinsam Lösungen zu finden.» Wer dagegen schnelle Lösungen anstrebe, sei in der Schweizer Politik schlecht aufgehoben.

Gefragt nach ihrem grössten politischen Erfolg winkte die 82-Jährige zunächst ab. Es gehe in der Politik nicht um Erfolge, sie habe mitgestalten dürfen. Aber dann freute sie sich im Nachhinein doch. Sie sei stolz auf die Kampagne für das neue Eherecht, damals gegen einen vehementen Christoph Blocher. Vor mehr als zwanzig Jahren erlitt sie eine ihrer wenigen Niederlagen, als sie für das Amt der FDP-Präsidentin der Schweiz kandidierte und knapp verlor. «Am Schluss war ich froh, dass ich es nicht geworden bin. Ich war damals einfach schlecht beraten.» Als positiven ­Effekt der Niederlage hatte sie mehr Zeit für die Familie und auch für die beiden Töchter – und für andere Aufgaben in ihrer Heimat Seldwyla.

Keine Entzugserscheinungen

Sie engagierte sich bei «Swisstransplant», der nationalen Institution für Organspende und Transplantation, und zog sich mehr und mehr aus der Politik zurück. «Ich konnte beruhigt loslassen, weil ich wusste, dass gute Leute folgen.» Entzugserscheinungen gab es keine. Trix Heberlein ist vielleicht nicht mehr aktiv, aber immer noch hellwach. Sie warnte auch eindringlich vor der Finanzierung der Medien durch den Staat. «Wer bezahlt, will schnell den Inhalt mitbestimmen.»

Was sie sich dagegen wünsche für die Zukunft? «Mehr Anlässe wie dieser. Dass man im Gespräch bleibt, Meinungen austauscht, miteinander diskutiert.» Eigentlich hatten die Zumiker Liberalen das Kamingespräch ins Leben gerufen, um im kleinen Rahmen zusammenzukommen. Das hatte schon bei der Premiere, dem Gespräch mit Philipp Rösler, nicht funktioniert. Und das funktionierte auch bei Trix Heberlein nicht. Es kamen mehr als 60 Besucherinnen und Besucher. Von einem kleinen Rahmen keine Rede. Eigentlich eine gute Nachricht. Kulinarisch endete der Abend überraschend. Weil die Gastgeber wussten, dass Trix Heberlein am Samstag gerne Bratwürstchen holt, kamen aus der Küche viele Würstchen, die sich am Kaminfeuer noch die nötige Bräune holen konnten.

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