Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 22. November 2024
Renate Diener, Co-Präsidentin des Quartiervereins, begrüsste die Interessierten im vollen Gerensaal zur Veranstaltung im Hinblick auf die Gemeindeversammlung vom 4. Dezember. Bekanntlich führten im Vorfeld Unstimmigkeiten zwischen der Eigentümerfamilie und dem Wirt Christian Krahnstöver zum Abbruch der geplanten Zusammenarbeit. Dies mag manche enttäuschen, für die Initiative ist es nicht entscheidend. Der Quartierverein stellt die Bemühung um einen lokalen Treffpunkt klar in den Mittelpunkt. Initiant Fritz Wolf erklärte nochmals Idee und Initiative – vom Souverän am 14. Juni 2023 gutgeheissen, trotz ablehnender Haltung des Gemeinderates. Renate Diener betonte im Nachgang, dass der Treffpunkt Trichtenhausermühle auch neue Möglichkeiten für Waldweihnachten und Samichlausfeiern bietet – Traditionen, die nach dem Verlust der Forsthütte weggefallen sind.
Die Familie Heer war bereit, zugunsten der Initiative mit dem bestehenden Bauprojekt von sechs
bis sieben Wohnungen zuzuwarten. Die denkmalgeschützte Liegenschaft kann äusserlich nicht verändert werden. Der Gemeinderat prüfte mit Eigentümern, Initianten und Experten Möglichkeiten zur Umsetzung der Initiative von der genossenschaftlichen Lösung bis zum Kauf der Liegenschaft. «Wir versuchten, alle Wünsche umzusetzen – und ich kann Ihnen sagen, es ist einer Quadratur des Kreises gleichgekommen», berichtete Patrick Dümmler. «Für diese Vorarbeiten haben wir für Schätzungen und Expertisen etc. gegen 60 000 Franken investiert.»
In ungezählten Stunden setzte sich Patrick Dümmler und seine Abteilung für das Projekt ein und fand eine für alle passende Lösung. Sogar der Gemeinderat stehe dahinter. Der Vertrag würde mit der Besitzerfamilie abgeschlossen und ist nicht an einen Pächter gebunden. «Es liegt in der Verantwortung der Besitzerfamilie, einen neuen Pächter zu wählen.» Die Gemeinde habe weder mit der Wahl des Restaurants noch mit der Art der Speisen etwas zu tun. Sollte der Souverän am 4. Dezember die «Ermächtigung zum Abschluss eines Vertrags betreffend Weiterführung eines Restaurationsbetriebs und Bewilligung des Ausgabenkredits» gutheissen, wird die Eigentümerfamilie die Liegenschaft sanieren müssen. Die Vorlage sieht zudem vor, dass für dreissig Jahre ein Restaurant betrieben wird. Im Gegenzug erhalten die Eigentümer pro Betriebsjahr 50 000 Franken von der Gemeinde, somit total 1,5 Mio. Franken. Details sind im beleuchtenden Bericht des Gemeinderates auf der Website zu finden. Spätestens 2026 sollte die Baubewilligung erteilt werden, damit innert zweier Jahre das Restaurant eröffnet werden kann.
In der Diskussion wurde auch nach der zeitlichen Einschätzung des Umbaus gefragt. Deion Impallomeni-Heer erklärte: «Wir haben aktuelle Pläne, eine Baueingabe unsererseits wäre in drei bis vier Monaten möglich. Ob die Bauabteilung Zollikon fähig ist, in ebenso kurzer Frist eine Baubewilligung zu erteilen, kann ich nicht einschätzen.» Ein lachendes Raunen ging durch den Raum. Er ist jedoch überzeugt, dass im besten Fall 2026 das Restaurant wieder geöffnet werden kann, was auch im Interesse der Gemeinde läge.
Eine weitere Frage war, ob das Restaurant nach dem Abgang des Pächters Ende Jahr weiter betrieben wird. Deion Impallomeni-Heer hofft auf eine Baubewilligung bereits nächstes Jahr. «Wir bemühen uns um eine Zwischenlösung, sind uns aber bewusst, dass es schwer ist, für Januar und Februar jemanden zu finden. Wir verhandeln bereits mit Interessenten, die vor März eher nicht zusagen werden, jedoch ein längerfristiges Interesse über den Umbau hinweg bekundeten. Einen solchen Pächter suchen wir selbstverständlich, jemanden, der in einer Zwischennutzung seine Erfahrungen mit den Gästen macht und uns bei der Umsetzung unterstützen kann.»
Auch diese Frage musste kommen: «Wie sieht der Plan B aus, wenn ein Teil der Bevölkerung wieder ein Haar in der Suppe findet und der Souverän Nein sagt? Dieser hat ja, demokratisch gesehen, einem Restaurant bereits zugestimmt – und die Quadratur des Kreises ist Ihnen gelungen.» – «Scheitert der Vorschlag hat der Gemeinderat seine Aufgabe gemäss Initiative trotzdem erfüllt, sie würde als nicht umsetzbar erachtet», erklärt Patrick Dümmler. «Dann müsste ein weiterer Anlauf vom Volk kommen. Doch nochmals eine Lösung zu finden, ist schier unmöglich.»
Die Meinung der Ortsparteien
An der Veranstaltung des Quartiervereins Zollikerberg zeigten sich vor allem Befürworter des Projektes. Deshalb baten wir die Ortsparteien um ihre Meinung.
EVP. Ja, das Restaurant mit Saal erfüllt als Treffpunkt eine wichtige soziale Komponente, daher sollten wir es erhalten. Umliegende Gemeinden investieren ebenfalls in ähnliche Projekte, neben dem linken Zürich auch die bürgerlich geprägten Gemeinden Küsnacht und Herrliberg. Geben wir acht, dass wir diesbezüglich den Anschluss nicht verlieren.
FDP. Nein zur Trichti. Dass der Gemeinderat aus den Verhandlungen das Bestmögliche herausgeholt hat, ist anerkennenswert. Es ist nicht Aufgabe einer Gemeinde, mit Steuergeldern ein Restaurant mit grossem Unterhaltsnachholbedarf zu retten, das Privaten gehört – zumal die Gemeinde keinerlei Garantien hat, dass sie den Beitrag im Falle des Aufgebens wie vereinbart zurückerhält.
Forum 5W. Die «Trichti» soll «erlebbar» bleiben für alle. Das heisst: Ja. Die Bevölkerung soll das historische Gebäude nicht nur von aussen betrachten dürfen, sondern die Geschichte und Atmosphäre von innen erfahren. Bei Speis und Trank im Restaurant, aber – ganz wichtig – auch im letzten Saal im Zollikerberg!
GLP. Die Partei empfiehlt ein Ja zur Weiterführung eines Restaurationsbetriebs in der Trichtenhausermühle und der Bewilligung
des Ausgabenkredits. Die GLP erachtet dieses pragmatische Vorgehen als eine gute Lösung, insbesondere für den Zollikerberg. Es braucht eine Grunddienstbarkeit, die genügend verankert ist.
SP. Ja zur Trichti. Wir begrüssen die rasche Umsetzung der Einzelinitiative. Die Eckdaten der Vertragsverhandlungen sind ausgewogen, finanziell wird die Gemeinde nicht übermässig belastet. Auch die Kritiker sollten beschwichtigt sein, da die Gemeinde mit dieser Lösung keinen weiteren Restaurationsbetrieb führen wird.
SVP. Nein zur Ermächtigung eines Vertragsabschlusses. Zollikon besitzt bereits zwei kompetent und profitabel geführte Restaurants. Bald kommt ein drittes, mutmasslich hochdefizitäres dazu (Chlor-Beiz Fohrbach). Es gehört ausdrücklich nicht zu den Grundversorgungsleistungen der Gemeinde, private Unternehmen mit öffentlichen Mitteln zu konkurrenzieren.
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