Von Zolliker Zumiker Bote ‒ 29. November 2024
Von den rund eintausend Fotos, die der im Zollikerberg wohnhafte Fotograf Frank Petrik (1925–2013) im Laufe der Jahre im Zolliker Wald aufgenommen hatte, sollten eine Auswahl von Farb- und Schwarzweissfotos dem Betrachter «die Schönheiten und Besonderheiten des Waldes im Wechsel der Jahreszeiten und des Tageslaufs als Lebens-, Ruhe- und Erholungsraum für Pflanze, Tier und Mensch» aufzeigen.
In einem Rundschreiben an die Firmen sowie die Einwohner und Einwohnerinnen von Zollikon hielt Richard Humm die wichtigsten Daten des Projekts fest: Geplant war ein Buch im Hochformat von 22 auf 30 cm mit einem kartonierten, farbig bedruckten Deckel, 80 Seiten mit grossformatigen Farbaufnahmen, 24 Seiten mit Schwarzweissfotos und 16 «weniger in dokumentarischer als viel mehr in poetischer Form» gehaltenen Textseiten verfasst von Richard Humm.
Bei einer Auflage von 2000 Stück wurden die Druckkosten auf 130 000 Franken veranschlagt. Dies ergab einen voraussichtlichen Verkaufspreis eines Exemplars von 65 Franken. Das Buch sollte mit Crowdfunding finanziert werden. Dem Rundschreiben beigelegt war eine «Subskriptionserklärung». Durch Zusage eines Beitrages wurden den Subskribenten je nach Höhe ihres Beitrags eine Anzahl Bücher in Aussicht gestellt, und sie konnten verlangen, im Buch namentlich als Gönner aufgeführt zu werden. Bei einem grossen Erfolg des Crowdfundings bestand die Hoffnung, durch eine höhere Auflage den Verkaufspreis senken zu können. Vorgesehen war das Erscheinen des Werks an Weihnachten 1987, so dass «Besteller mit einem besonderen Weihnachtsgeschenk aufwarten können».
František Petrlik – Frank Petriks Name in der Tschechoslowakei bis zu seiner Flucht in die Schweiz – wurde am 7. August 1925 als Sohn eines Druckers geboren. Er studierte an der Akademie der musischen Künste in Prag und spezialisierte sich dort auf Film und Fotografie. Nach seiner Ausbildung zog er nach Bratislava. Dort lernte er seine Frau Frederika Nagy (1928–2007) kennen, mit der er drei Kinder hatte. Zunächst arbeitete er als Journalist und Autor von Buch- und Bildpublikationen. Er publizierte unter anderen je einen Fotoband über Bratislava und die Slowakei.
Mit seinem mehrteiligen Dokumentarfilm «Der Fluss namens Donau» gab er sein Debüt als Filmemacher. Einen Namen als Filmregisseur machte er sich als Schöpfer von Medizinfilmen und wurde zum Leiter der «Abteilung Wissenschaftlicher Film und Fotografie» an der Slowakischen Akademie für Wissenschaften ernannt. František Petrlik war auch für das tschechoslowakische Fernsehen als Filmautor und Kameramann tätig. 1969 durfte er einen fünfteiligen Dokumentarfilm «Amerika heute» in den USA drehen. 1972 bereiste er mit einem Filmteam erstmals die Schweiz für eine filmische Reportage über Wirtschaft, Leben und Sehenswürdigkeiten in der Schweiz. Eine Filmserie über die Reformation in Europa, deren letzter Teil den Titel «Zürich» trug, führte zum Bruch mit dem kommunistischen Regime. 1977, neun Jahre nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Prag und der Absetzung von Alexander Dubcek (1921–1992) als Chef der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, verliess der Dubcek-Anhänger František Petrlik zusammen mit seiner Frau «unter nicht ganz einfachen Umständen» seine Heimat und ging ins Exil in die Schweiz.
Er liess sich vorerst in Zürich nieder. Zusammen mit seinem Sohn Peter, der bereits seit 1975 in der Schweiz lebte, gründete er 1979 die Firma «Petrix Film Zürich». Im Auftragsverhältnis stellten sie Fotografien und Filme her. Die Petriks drehten in Israel, in Nord-, Zentral- und Südamerika. In der Fotothek des Ortsmuseums befinden sich 25 Fotos der Kirche Zollikon mit dem Stempel «Petrix Film Zürich» auf der Rückseite. Wer sie in Auftrag gab und zu welchem Zweck ist unbekannt.
Am 1. Mai 1981 zog Frank Petrik an die Rietholzstrasse im Zollikerberg in die Nähe seines Sohnes Peter, der im Haus Am Brunnenbächli 28 wohnte. Vom Haus Rietholzstrasse 32 war es für ihn ein Katzensprung in den Wald rund um die Rüterwis. So machte er oft ausgedehnte Waldspaziergänge besonders dann, wenn er sich psychisch nicht wohl fühlte oder keinen Schlaf fand. Der Wald habe ihn von Depressionen geheilt. Manche Krisen habe er dank dem Wald überwunden, gab er im «Zolliker Bote» preis.
Oft hatte er bei seinen Spaziergängen die Fotokamera und ein Stativ dabei. So entstanden im Laufe
der Jahre über tausend Fotos vom Zolliker Wald. «Aus dem Bedürfnis heraus, andere an seinem Erlebnis teilhaben zu lassen», reifte in Frank Petrik die Idee zu einem Fotobuch über den Zolliker Wald. Er gelangte an Carlo Oldani (1920–2003), alt-Stadtforstmeister von Zürich, mit der Bitte, seine Waldfotos zu beurteilen. Oldani war begeistert und befürwortete im Rundschreiben der Museumskommission den Druck des Waldbuches: «Ich stehe hinter dieser Idee und empfehle Ihnen, den herrlichen Band zu subskribieren.» Trotz allen Bemühungen der Museumskommission und der enthusiastischen Empfehlung Oldanis konnte das Projekt nicht realisiert werden, weil das Crowdfunding nicht erfolgreich war.
Frank Petrik verstarb am 28. Februar 2013 und wurde in derselben Urnennische wie seine Frau im Friedhof Zollikerberg beigesetzt.
Frank Petrik fotografierte zu allen Jahres- und Tageszeiten. Die Aufnahmen im Waldesinnern können nur schwer lokalisiert werden. Aber seine Fotos von den Waldrändern zeigen, dass Frank Petrik vorwiegend im Zollikerberg rund um die Rüterwis unterwegs war. Detailaufnahmen von geknickten und umgestürzten Bäumen, Wurzelstöcken, Pilzen, Blumen und Kleingetier sind Zeugnisse von Frank Petriks Meisterschaft als wissenschaftlicher Fotograf.
Text: Hans-Ulrich-Baumgartner
Zolliker Jahrheft 2024: Dass sich im diesjährigen Heft der Schwerpunkt «Gastwirtschaften» ergeben hat, ist nicht nur dem Zufall zuzuschreiben. Dieses Thema beschäftigt die Zolliker Bevölkerung und führt immer wieder zu Diskussionen wie aktuell zum Beispiel im Zusammenhang mit der «Trichtenhausermühle». Aber auch der Abbruch des «Riethofs» im Jahr 2017, das längere Zeit ungewisse Schicksal der «Alten Laterne» im Zollikerberg und die Wirtschaft «zur Höchi», die fast sechs Jahre lang leer stand und derzeit abgebrochen wird, gaben immer wieder zu reden.Das Jahrheft ist zum Preisvon 25 Franken erhältlich am Weihnachtsmarkt am Stand des Ortsmuseums im Foyer, später bei der Einwohnerkontrolle der Gemeinde. Wenn Sie sich für ein Abonnement entschliessen, erhalten Sie das Jahrheft jeweils unmittelbar nach Erscheinen zum Preis von 22 Franken portofrei zugeschickt. Abonnements oder Einzelexemplare können telefonisch unter 044 395 31 11 oder per jahrheft@zollikon.ch bestellt werden.
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