Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 6. Dezember 2024
Die Balance stammt aus dem Theater, aus dem Bezug von Figur und Raum. 40 Jahre lange illustrierte ich für den Tages-Anzeiger die Kritiken zu Theateraufführungen. Dazu kamen Karikaturen. Der Dialog zwischen Figuren und Inszenierung und dessen Übergänge faszinieren mich und wecken die Lust am Erzählen von Bildgeschichten.
Eine ganzheitliche Sicht auf die Individuen statt der herkömmlichen Reduktion der Aktmodelle auf Erotik. Sie beginnt beim expressiven Portrait und gewichtet die Mitte. Die tektonische Verschiebung der Emanzipation ändert Stellung und Haltung. Es passiert eine Befreiung. Meine Modelle im Alter von 18 bis 60 sind Bekannte beiden Geschlechts: Familien, Männer, Mütter und Töchter.
Die Bilder haben mehrere Körper oder Häute: die der Leinwand, der Farben, der gemalten Figur, erhöhter Schichten oder auch Vertiefungen. Die Sinnlichkeit der Materialien – Leder, Verputz, Holz – klingt wie ein Akkord unter der Melodie der Figuren.
Ich nenne zwei Aspekte. Wir erleben Körper vielfältig: sportlich, kämpferisch, medizinisch, wach, erotisch, träumend. Eine aus dem Paradies verjagte Nacktheit erlebt solche Vielfalt irrend, vom Diskuswerfer des anonymen griechischen Bildhauers bis zu den genialen Obsessionen von Egon Schiele. Warum nicht bekleidet und gewappnet? Nacktheit feiert sich in mediterraner Wärme – als Halblateiner fasziniert mich die Schönheit beider Geschlechter.
Die Aktualität. Betrachten Sie mich als Vorläufer des derzeitigen körperlichen Klimawandels. Erstmals treten Frauen und Männer nackt auf die Theaterbühnen, siehe Opernhaus und Gessnerallee. In der Zolliker Badi werden Strings und Tangas jedes Jahr winziger. Mit 88 bin ich mir der Kostbarkeit eines gesunden Körpers bewusster als je.
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