Rad-WM: Bleiben die Gemeinden auf den Extrakosten sitzen?

Von Aline Sloksnath ‒ 17. Januar 2025

Ein Grossanlass kostet viel Geld – selbst wenn man nur Aus­tragungsort ist. Das zeigt die Rad-Weltmeisterschaft in Zumikon und Zollikon. Beide Gemeinden haben ihre Extrakosten dem Veranstalter der WM in Rechnung gestellt. Doch dieser will nicht zahlen.

Zollikon war an allen neun Renntagen Teil des Schauplatzes. (Bild: Sarah Bäumer)
Zollikon war an allen neun Renntagen Teil des Schauplatzes. (Bild: Sarah Bäumer)

Vor drei Monaten fand die Rad- und ­Para-Cycling-WM statt. Sowohl ­Zollikon wie Zumikon waren Aus­tragungsort mehrerer Rennen.

Zumikon trägt Kosten in der Höhe von rund 51 000 Franken, die laut dem jüngsten Sitzungsbericht des Gemeinderates «im Schatten der Rad- und Para-Cycling-WM» entstanden sind. Knapp die Hälfte machen ­Pikettkosten der Feuerwehr aus. Die Renn- und Trainingsstrecke führte direkt vor dem Zumiker Feuerwehrgebäude durch und schnitt es für mehrere Tage von der Aussenwelt ab. Die grösste Herausforderung war, sicherzustellen, dass die Feuerwehrleute auch während der Streckensperrung im Ernstfall zum Feuerwehrgebäude gelangen können, um damit die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. «Diese Herausforderung liess sich nur damit lösen, dass sich zu den Zeiten der Streckensperrung permanent zehn Feuerwehrleute beim Gebäude aufhielten – in jeweils zwei Schichten. Je nach Sperrdauer waren dies pro Tag zwischen sechs und elf Stunden, verteilt über fünf Tage», erklärt Gemeindeschreiber Thomas Kauflin auf Nachfrage. Der Rest des Betrages setzt sich aus Kosten für Infrastruktur, Kommunikation und Signalisation zusammen.

Der Veranstalter soll zahlen

Doch die 51 000 Franken will die ­Gemeinde nicht aus eigener Kasse bezahlen. Der Gemeinderat hat seine Extrakosten dem Lokalen Organisationskomitee (LOK) des Radsport-Weltverbands UCI, dem Veranstalter dieser Heim-WM, Ende letzten Jahres in Rechnung gestellt. War das so abgemacht? «Das LOK erwartete diese Rechnung vermutlich nicht. Doch wir Gemeinden haben bereits vor dem Anlass darauf hingewiesen, dass zusätzlich entstandene Kosten nicht von den Gemeinden übernommen werden. In der Konsequenz haben wir entschieden, diese Rechnung auszustellen», erklärt Thomas Kauflin. Die Arbeitsstunden der eigens für die Rad-WM gegründeten Arbeitsgruppe fehlen auf der Abrechnung. Eine bewusste Entscheidung: «Die Personalkosten sind schwierig zu beziffern. Darum stellten wir nur diejenigen Kosten in Rechnung, die wir selbst bezahlen mussten und die demnach auch ­eindeutig nachweisbar sind.» Gefruchtet hat es trotzdem nicht, vor kurzem kam die Absage. «Die mitgelieferte Begründung überzeugt uns allerdings nicht. Wir prüfen derzeit, wie wir reagieren sollen und was unsere nächsten Schritte sein könnten», sagt Thomas Kauflin dazu.

Dasselbe tat die Gemeinde Zollikon, wie Melanie Marday-Wettstein, Leiterin Kommunikation, auf Anfrage mitteilt. In Zollikon belaufen sich die Zusatzkosten auf rund 17 500 Franken – entstanden durch Auslagen für Kommunikation und Infrastruktur wie Absperrungen und mobile Toiletten. Wie Zumikon verzichtete auch Zollikon darauf, die geleisteten Arbeitsstunden dem Veranstalter zu verrechnen. Doch auch die Gemeinde Zollikon erhielt eine abschlägige Antwort vom LOK. «Das weitere Vorgehen besprechen wir nun mit anderen, ebenfalls
von der Rad-WM betroffenen Gemeinden», erklärt Melanie Marday-Wettstein. Das letzte Wort zur ­Frage, wer die durch die Rad-WM entstandenen Extrakosten der Gemeinden trägt, scheint noch nicht gesprochen.

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